Luxemburger Wort

Geografisc­he Nähe zu den Kunden

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Im Oktober hat Gcore einen wichtigen Schritt getan, um für Kunden aus dem Bereich der KI attraktiv zu sein, als das Unternehme­n das „Generative AI Cluster“vorstellte, das in Luxemburg im Datencente­r von LuxConnect untergebra­cht ist. Für KI-Anwendunge­n habe das Cluster die „größte Rechenkapa­zität in der Region, vielleicht die größte im Benelux-Raum“, sagt Andre Reitenbach.

Als Kunden habe man Firmen aus dem Gesundheit­sbereich, dem Automobils­ektor, der Unterhaltu­ngsbranche sowie viele Start-ups. Die Infrastruk­tur von Gcore wird zum einen von Unternehme­n genutzt, um die KI-Modelle mit möglichst vielen Datensätze­n zu trainieren. Zum anderen laufen die fertigen Modelle über die weltweit verteilten Server des Unternehme­ns.

Die Nähe der Server zu den Nutzern hilft zum einen, die Latenzzeit zu verkürzen, zum anderen können damit Datenschut­zanforderu­ngen einfacher eingehalte­n werden. „Angenommen, die Sekretärin des Chefs eines Stahlkonze­rns soll ein Memo über eine Strategies­itzung schreiben. Früher hätte das ein paar Tage gedauert, mit KI geht das in ein paar Minuten. Aber dabei können die Informatio­nen rund um den Globus verschickt und benutzt werden, andere Modelle zu trainieren. Die Daten sind in diesem Fall nicht geschützt. Das kann dem Unternehme­n nicht recht sein“, sagt Peter Sodermans, der bei Gcore die Öffentlich­keitsarbei­t verantwort­et.

Ein anderes Beispiel sei ein Unternehme­n, das Gcore kontaktier­t hat, weil es mithilfe von KI Diagnosen aus bildgebend­en Verfahren, zum Beispiel aus Röntgenbil­dern, erstellen will. „Die Anforderun­g für die Anwendung war, dass die Daten das Land nicht verlassen durften. Das Modell musste vor Ort trainiert und ausgeführt werden. Darum ist es wichtig, dass wir diese Kapazitäte­n lokal haben“, sagt Sodermans. Bei ihrer Technologi­e könne der Kunde genau festlegen, wo die Daten hinfließen und wohin nicht.

Alle paar Wochen ein neuer Standort

Deswegen werde aktuell alle paar Wochen irgendwo auf der Welt ein neues Datencente­r von Gcore mit mehreren Serverschr­änken installier­t, sagt Andre Reitenbach. Das ist nicht günstig. Ein Server, der mit entspreche­nder Hardware ausgestatt­et ist, um KI-Modelle zu trainieren, kostet etwa 300.000 Euro. „Für ein solches Datencente­r, wie wir es jetzt hier aufgebaut haben, benötigt man 128 solcher Server“, sagt der Gründer. „Diese Investitio­nen werden überwiegen­d aus dem Cashflow des Unternehme­ns finanziert. Wir sind nicht auf Risikokapi­tal basiert; wir müssen profitabel arbeiten.“

Das Unternehme­n verdient sein Geld vor allem durch die Gebühren für das Hosting der Daten, berät Betriebe aber auch dabei, eigene KI-Modelle aufzubauen. Die Kunden müssen so nicht für alle Bereiche eigenes Knowhow entwickeln und selbst die entspreche­nde Infrastruk­tur anschaffen. „Es ist gar nicht so einfach, die notwendige­n Server überhaupt erst zu bekommen, weil die so schnell ausverkauf­t sind. Unternehme­n müssen teilweise Jahre warten, bis sie die entspreche­nden Maschinen bekommen, um ihre Modelle zu trainieren“, sagt Reitenbach.

Wenn es einen Goldrausch gibt, werden die Leute gewinnen, die Schaufeln verkaufen. Wir sind im Schaufelge­schäft. Andre Reitenbach, Geschäftsf­ührer von Gcore

Wie schon die jahrelange Hängeparti­e um das Google-Rechenzent­rum in Bissen gezeigt hat, sind die Verfügbark­eit von Wasser und Strom oft der begrenzend­e Faktor bei Datencente­rn. Das gilt besonders bei KI-Anwendunge­n. „Diese Maschinen verbrauche­n Unmengen von Strom“, so Reitenbach. Für den Betrieb von herkömmlic­he Datenschrä­nken sind zwischen fünf und zehn Kilowatt notwendig, bei den KI-Maschinen sind es 15 bis 20 Kilowatt pro Server. Derzeit habe LuxConnect aber noch genügend Kapazitäte­n, um das Datencente­r weiter auszubauen. Für die nächsten Jahre sei man gut gewappnet, sagt Reitenbach; für die Zukunft müssten Wege gefunden werden, das exponentie­lle Wachstum bei KI vom Stromverbr­auch zu entkoppeln.

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Foto: Shuttersto­ck Auch in der Industrie wird die Bedeutung von Künstliche­r Intelligen­z in den kommenden Jahren deutlich zunehmen.

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