Trump ist nicht so übermächtig, wie es scheint
Donald Trump hat ein Ziel: Er will zurück ins Weiße Haus. Er möchte das Präsidentenamt wiederhaben, das ihm – aus seiner Sicht – unfairerweise weggenommen wurde. Trump brennt darauf, all jene zu bestrafen, die sich ihm in den Weg stellen oder gestellt haben: die Demokraten, Gegner in der eigenen Partei, in den staatlichen Behörden, beim Militär, in den Geheimdiensten, an Gerichten, an Universitäten und, natürlich, in den Medien.
Teil der Strategie von Donald Trump zur Rückeroberung des Präsidentenamtes ist es, Dominanz zur Schau zu stellen. Damit will er seinen Widersachern und der Öffentlichkeit signalisieren: Seht her, an mir führt kein Weg vorbei. Besser, ihr seid für mich, als gegen mich. Doch dieses Bild hat mit den ersten Vorwahlen in Iowa und in New Hampshire deutliche Kratzer bekommen. Trump ist keineswegs die dominante Figur, als die er sich darstellt. Das heißt nicht, dass er keine Chance hätte, im November die Wahlen zu gewinnen. Auch die Nominierung für die Präsidentschaftswahl ist Trump spätestens seit dieser Woche nicht mehr zu nehmen. Richtig ist aber auch: Ein Drittel der konservativen Wähler will Trump im Fall einer Verurteilung nicht wählen, wie eine Umfrage ergab. Das sollte ein Alarmzeichen für den Ex-Präsidenten sein.
In Iowa, einem durch und durch republikanischen
Staat, konnte Trump zwar den erwartet unangefochtenen Sieg einfahren, doch die Wahlbeteiligung war extrem gering, selbst bei seinen eingefleischten Anhängern. In New Hampshire, wo auch unabhängige Wähler abstimmen dürfen, konnte Trump seine letzte verbleibende Gegnerin Nikki Haley zwar ebenfalls klar besiegen, aber nicht so überwältigend, wie er es sich erhofft hatte.
Zudem lässt die Wirkung wichtiger Argumente
Trumps allmählich nach, nicht zuletzt seine Opfer-Rolle in den Gerichtsverfahren. In den nächsten Monaten werden Trumps Prozesse den Wählern Tag für Tag in Erinnerung rufen, welches Chaos eine weitere Trump-Amtszeit dem Land bescheren würde. Gleichzeitig steigt die Zuversicht der Bürger in die Wirtschaft, und bei der Einwanderungspolitik stehen die Republikaner derzeit als Totalverweigerer im Kongress da, völlig unfähig, sich im eigenen Lager auf eine Politik zu verständigen. Selbst Trumps Angriffe auf die geistige Fitness von Joe Biden laufen, angesichts seiner Rede-Aussetzer in den letzten Wochen, zunehmend ins Leere.
Dabei ist Trumps größter Gegner auf dem Weg ins Weiße Haus nach wie vor er selber. Seine markigen Auftritte und Ankündigungen sind genau das, wofür ihn seine Fans lieben, sie schrecken jedoch die meisten Amerikaner ab. Er wolle „Diktator für einen Tag“sein, hatte Trump jüngst gesagt und damit für Entsetzen gesorgt. Doch statt seine flapsige Aussage wenigstens zu relativieren, setzte er noch eins drauf: Ein Präsident, so Trump, müsse „vollständige Immunität“haben für alles, was er zu tun wünsche. Deutlicher kann man autoritäre Ambitionen nicht ausdrücken. Die Demokraten werden es nicht versäumen, daraus ein zentrales Wahlkampfthema zu machen.
Trumps größter Gegner auf dem Weg ins Weiße Haus ist nach wie vor er selber.