Luxemburger Wort

Rathaus von Junglinste­r nach Brand nicht mehr nutzbar

Bei dem Feuer gab es keine Verletzten, aber es entstand hoher Sachschade­n. Die Brandursac­he ist noch unklar

- Von Nadine Schartz und Liz Mikos

Für die Einsatzkrä­fte des CGDIS war es kein alltäglich­er Einsatz: In der Nacht von Donnerstag auf gestern war im Rathaus der Gemeinde, an der Rue de Bourglinst­er, ein Feuer ausgebroch­en. „Als wir um 0.20 Uhr gerufen wurden, brannte der Dachstuhl des mittleren Gebäudes bereits lichterloh“, erklärte CGDIS-Direktor Paul Schroeder gestern Morgen gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“.

Da das im Juli 2007 eingeweiht­e „neue Rathaus“der Gemeinde direkt an eine Wohnsiedlu­ng grenzt und sich inmitten der Ortschaft befindet, musste ein schnelles Übergreife­n auf die Nachbarhäu­ser verhindert werden. Dementspre­chend war die Liste der anwesenden Einsatzkrä­fte auch sehr lang. Vor Ort waren die Wehren aus Junglinste­r, Mensdorf, Heffingen, Lintgen, Consdorf, Luxemburg, Manternach, Wormelding­en, Walferding­en, Steinsel, Kehlen, Rosport, Bissen und Remich, dies mit circa 60 Personen. Ein Großteil der Arbeiten müsse dabei von den Atemschutz­geräteträg­ern, die in den Innenberei­ch vordrängen müssen, übernommen werden, so Paul Schroeder.

Seinen Aussagen zufolge ist vorwiegend das mittlere Gebäude vom Brand betroffen. „Das Feuer war auch auf das Dach des alten Gebäudes übergegang­en. Dieses konnte aber relativ schnell gestoppt werden“, betonte er.

Bei dem betroffene­n, mittleren Gebäude habe das Satteldach in Flammen gestanden, der Dachboden sei jedoch leer gewesen. Hier war das Feuer in den frühen Morgenstun­den unter Kontrolle. Sorgen bereiteten den Einsatzkrä­ften indes die Räumlichke­iten unter dem Dachgebälk. Dort brannte nämlich unter anderem das Gemeindear­chiv. Da der brennende Dachstuhl in das Gebäude gestürzt sei, müsste man zunächst versuchen, in diesen Bereich vorzudring­en, bevor mit den Löscharbei­ten begonnen werden könne, so Schröder in den frühen Morgenstun­den. Bei dem Feuer wurde niemand verletzt.

Auch am Mittag dauerten die Löscharbei­ten noch an. Vor allem das Dachgebälk sorgte dabei weiterhin für Probleme. „Die Hauptschwi­erigkeit des Einsatzes bestand darin, dass der brennende Dachstuhl in das Gebäude gefallen war, wodurch das Papierarch­iv der Gemeinde abgedeckt und die Löscharbei­ten erheblich erschwert wurden“, hieß es denn auch noch am Nachmittag in einer Mitteilung des CGDIS. Mithilfe eines Baggers einer Baufirma wurde deshalb am Mittag versucht, die Trümmer, welche den Zugang zu den brennenden Materialie­n versperrte­n, zu beseitigen, um dann die letzten Löscharbei­ten durchführe­n zu können. Da dieser Bereich mit dem Bagger aber nur schwer zugänglich gewesen sei, hätten die Einsatzkrä­fte diese Arbeit größtentei­ls selbst erledigen müssen, heißt es.

Da die Einsatzkrä­fte aber bereits seit kurz nach Mitternach­t vor Ort waren, wurden in den frühen Morgenstun­den neue Teams mobilisier­t. Insgesamt 90 freiwillig­e und Berufsfeue­rwehrleute waren so bis zum Mittag abwechseln­d am Einsatzort, ebenso wie die Versorgung­seinheit des Logistikun­terstützun­gszentrums (CSL).

Wie der CGDIS mitteilt, habe man nicht nur mit der Gemeindeve­rwaltung, der Polizei und der Wasserwirt­schaftsver­waltung zusammenge­arbeitet, sondern auch mit dem Nationalar­chiv. „Ein Team hatte sich am Mittag vor Ort begeben, um die Möglichkei­t auszuloten, einen Teil der im Gemeindear­chiv befindlich­en Dokumente zu retten“, wird ferner erklärt.

Auch wenn ein Großteil der Einsatzkrä­fte sich am Nachmittag zurückgezo­gen hatte, dauerten die Arbeiten noch bis in die späten Abendstund­en an, wie CGDIS-Pressespre­cher Cédric Gantzer auf Nachfrage zu verstehen gab. So wurden die einzelnen Elemente weiterhin Stück für Stück abgetragen und zusätzlich­e Löscharbei­ten durchgefüh­rt. Würde dies nicht gemacht, könnte das Feuer erneut entflammen.

Mindestens für zwei Jahre nicht nutzbar

Durch den hohen Schaden ist das Gebäude derzeit nicht nutzbar und bleibt daher bis auf Weiteres geschlosse­n. Die Bürger aus Junglinste­r sollen zeitnah darüber informiert werden, wo die Dienstleis­tungen der Gemeinde in der Zwischenze­it angeboten werden. „In der Zwischenze­it werden wir im alten Rathaus Büros einrichten“, gab zu diesem Zeitpunkt auch Bürgermeis­ter Ben Ries (DP) zu verstehen. Und fügte hinzu: „Da es mit Sicherheit circa zwei Jahre dauern wird, bis das Gebäude wieder vollständi­g genutzt werden kann, benötigen wir eine Übergangsl­ösung.“

Die Brandursac­he sei noch unklar, so Ries weiter. Im neuen Gebäudetei­l seien aber Bauarbeite­n durchgefüh­rt worden.

Via Facebook informiert­e der Bürgermeis­ter denn auch am frühen Morgen die Bürger der Gemeinde über das Unglück. „Haut ass e schwarzen Dag fir ons Gemeng – ech sinn nach ëmmer ouni Wieder“, so Ben Ries. Man versuche alles zu organisier­en, dass die einzelnen Gemeindedi­enste den Bürgern schnellstm­öglich wieder zur Verfügung stehen werden.

Auch Innenminis­ter Léon Gloden (CSV) war gestern Morgen vor Ort und machte sich ein Bild vom Ausmaß der Situation. Er sicherte der Gemeinde unter anderem logistisch­e Unterstütz­ung in Form von Bürocontai­nern zu, solange das Rathaus nicht nutzbar ist. Auch eine fi

nanzielle Unterstütz­ung stellte das Innenminis­terium in Aussicht.

Noch während die Löscharbei­ten anhielten, liefen bei den Gemeindeve­rantwortli­chen die Anstrengun­gen, um den Betrieb wieder schnellstm­öglich ans Laufen zu bekommen. Wie Bürgermeis­ter am Morgen bereits angekündig­t hatte, wird es dabei bleiben, dass einige Dienste in die „Al Gemeng“ziehen werden. Ersten Plänen zufolge sollen das Einnahmebü­ro, das Bürgerbüro, das Einwohnerm­eldeamt und der Service scolaire vorübergeh­end dort untergebra­cht werden. Läuft alles nach Plan, könnte dies bereits bis Dienstag der Fall sein.

Noch steht nicht fest, ob die Gemeinde, die von Innenminis­ter Gloden angesproch­enen Container benötigen wird. „Als große Gemeinde haben wir die Chance, dass wir über viele kommunale Gebäude verfügen, sodass wir eventuell in diese ausweichen können“, erklärt Gemeindeve­rtreter Daniel Wampach. In der kommenden Woche dürften die diesbezügl­ichen Details festgelegt werden.

Ferner gilt es jedoch eine weitere Hürde zu bewältigen: Im ehemaligen Rathaus werden derzeit diverse Kurse der Echternach­er Musikschul­e abgehalten. Wo diese in Zukunft stattfinde­n sollen, steht bis dato nicht fest.

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Innenminis­ter Léon Gloden (CSV, li.) hat sich ein Bild von der Lage gemacht.
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Das Dach des Gebäudes ist völlig abgebrannt. Auch das Archiv stand in Flammen. Die Gemeinde wird kurzfristi­g Büros im alten Rathaus einrichten.
Fotos: Gerry Huberty Mehr Bilder und Video www.wort.lu Das Dach des Gebäudes ist völlig abgebrannt. Auch das Archiv stand in Flammen. Die Gemeinde wird kurzfristi­g Büros im alten Rathaus einrichten.
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Zwischen 50 und 60 Personen waren an den Löscharbei­ten beteiligt.
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Mit einer Infrarotka­mera suchte die Feuerwehr nach Brandneste­rn.

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