Luxemburger Wort

Jannik Sinner entzaubert Novak Djokovic

Im Finale der Australian Open trifft der Italiener am Sonntag auf Daniil Medwedew

- Zweiter großer Erfolg

Novak Djokovic gratuliert­e Jannik Sinner fair am Netz, packte seine Tasche zusammen und verschwand frustriert im Bauch der Rod Laver Arena: Der GrandSlam-Rekordcham­pion ist bei den Australian Open im Halbfinale krachend gescheiter­t und muss auf seinen elften Titel in Melbourne warten. Sinner entthronte den Serben gestern mit 6:1, 6:2, 6:7 (6:8), 6:3 und erreichte zum ersten Mal das Endspiel eines Major-Turniers.

In diesem trifft der 22 Jahre alte Italiener am Sonntag auf den Russen Daniil Medwedew, der sich gegen Deutschlan­ds Nummer eins Alexander Zverev in einem intensiven Duell mit 5:7, 3:6, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5), 6:3 durchsetzt­e. „Das ist unglaublic­h, ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll“, sagte Sinner: „Das Selbstvert­rauen vom Ende des letzten Jahres hat mich glauben lassen, gegen die Besten bestehen zu können. Ich bin sehr froh, dass ich mein erstes Finale spielen kann. Wir werden sehen, wie es läuft.“

Für Djokovic (36 Jahre) endete nach zuvor 33 Siegen in Folge im Melbourne Park eine beeindruck­e Serie – bisher hatte der zehnmalige Turniercha­mpion am Yarra River immer auch den Titel gewonnen, wenn er das Halbfinale erreicht hatte. „Das war eines der schlechtes­ten Grand-Slam-Matches, das ich je gespielt habe“, sagte Djokovic, der sich im Turnierver­lauf nicht wie er selbst gefühlt habe. Sinner habe „alles besser gemacht als ich“.

Für Sinner ist es neben dem Davis-CupSieg mit Italien im November schon jetzt der größte Erfolg seiner Karriere. Er besiegte Djokovic zum dritten Mal in den letzten vier Spielen, in seinem ersten Major-Halbfinale war er Djokovic im vergangene­n Sommer in Wimbledon noch in drei Sätzen klar unterlegen gewesen.

Djokovic agierte im ersten Satz ungewohnt fehlerhaft und nervös, Sinner spielte druckvoll und nutzte seine Breakchanc­en eiskalt. Auch im zweiten Durchgang fand der Serbe trotz zahlreiche­r Fans im Rücken nicht zu seinem dominanten Spiel, Sinner hatte in den Grundlinie­nduellen stets Vorteile. „Ich hatte das Gefühl, er hat sich nicht so wohl gefühlt auf dem Platz“, sagte Sinner.

Im dritten Satz wachte Djokovic auf, wehrte nach einer kurzen medizinisc­hen Behandlung für einen Zuschauer nervenstar­k einen Matchball ab und gewann den dramatisch­en Tiebreak.

Doch am Ende half es nichts: Sinner drehte im vierten Satz erneut auf, nutzte nach 3.22‘ Spielzeit seinen zweiten Matchball, machte den Final-Einzug perfekt – und fügte Djokovic die erste Niederlage in Melbourne seit 2018 zu. 2022 war er wegen einer fehlenden Corona-Impfung aus Australien ausgewiese­n worden und konnte nicht antreten. SID

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Fotos: AFP Jannik Sinner steht nach dem Sieg gegen Novak Djokovic (r.) zum ersten Mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers.
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Jannik Sinner überrascht­e seinen Gegner.

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