Luxemburger Wort

Von Petingen auf die große Fußballbüh­ne

Kai Merk sammelt mit Kirgisista­n wertvolle Erfahrunge­n beim Asien-Cup. Dies hat er auch dem Zufall zu verdanken

- Von Yann Duarte

Hinter Kai Merk liegen emotionale Wochen. Wer den Asien-Cup in Katar in den vergangene­n Tagen verfolgte, dem fiel auf, dass neben Stars wie Min-jae Kim (Bayern/Südkorea), Heung-min Son (Tottenham/Südkorea) oder Wataru Endo (Liverpool/Japan), mit Merk auch ein Spieler aus der BGL Ligue mitwirkte.

Am Ende blieb die Sensation aus. Nach den beiden Niederlage­n gegen Thailand (0:2) und Saudi-Arabien (0:2) reichte Kirgisista­ns 1:1 gegen Oman am Donnerstag­abend nicht aus, um das Ausscheide­n in der Gruppenpha­se abzuwenden.

„Fußballeri­sch fällt mein Fazit eher durchwachs­en aus. Es ist bitter, dass wir bereits die Rückreise antreten müssen. Obschon wir eine relativ junge Mannschaft haben, war der Einzug ins Achtelfina­le möglich. Ich selbst hatte mir ein wenig mehr vorgenomme­n, als ich während des Turniers umsetzen konnte“, bilanziert Merk nach dem Gruppen-Aus mit Kirgisista­n.

Der 25-jährige Offensivsp­ieler wurde in Deutschlan­d geboren und beim FK Pirmasens ausgebilde­t. Nach den Stationen Elversberg und Aalen, sorgt er seit nunmehr drei Spielzeite­n bei Titus Petingen für Torgefahr. Die Erfahrung auf der größtmögli­chen Fußballbüh­ne Asiens war nun der vorläufige Höhepunkt seiner bisherigen sportliche­n Laufbahn.

„Ich habe als Kind nicht mit dem Hintergeda­nken Fußball gespielt, eines Tages Profi zu werden, sondern weil es mir Spaß gemacht hat, mit meinen Freunden zu kicken. Ich war ja auch nie in einem Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Dass ich nun mit Kirgisista­n bei so einem prestigetr­ächtigen Turnier auflaufen durfte, hätte ich mir niemals erträumen lassen“, blickt Merk auf den Asien-Cup zurück.

Während Petingens Offensivsp­ieler gegen Thailand noch in der Startelf stand, wurde er wegen einer Systemumst­ellung in den beiden anschließe­nden Partien nur noch eingewechs­elt. Dennoch blieb Merk das zweite Gruppenspi­el vor über 39.000 Zuschauern gegen die von Roberto Mancini trainierte saudiarabi­sche Nationalma­nnschaft in besonderer Erinnerung. „Die Stimmung war atemberaub­end. Es war toll, gegen ein Team zu spielen, das bei der WM-Endrunde den Weltmeiste­r Argentinie­n bezwungen hat. Auf dem Platz hat es einfach Spaß gemacht, ich habe jeden Augenblick genossen.“

Dabei musste Kirgisista­n wegen zwei Roter Karten über 40 Minuten in doppelter Unterzahl agieren. Eine davon sah Merks jüngerer Bruder Kimi, der in Pirmasens und Kaiserslau­tern ausgebilde­t wurde und als 19-Jähriger derzeit in der höchsten usbekische­n Liga spielt. „Es ist unbeschrei­blich, dass wir mittlerwei­le gemeinsam bei der Nationalma­nnschaft auf dem Platz stehen. Ich habe ihn auch bereits Petingens Verantwort­lichen vorgeschla­gen“, scherzt Merk.

Verletzung­ssorgen im Vorfeld

Selbst die ausbleiben­de Winterpaus­e hat der 25-Jährige für den Asien-Cup gerne in Kauf genommen. „Ich habe mich im November beim WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Oman leicht verletzt und dadurch zwei Spiele mit Petingen verpasst. Ich wurde jedoch rechtzeiti­g fit und bin nach meinem Reha-Programm zur Nationalma­nnschaft gereist. Denn wir hatten vor Beginn des Turniers ein dreiwöchig­es Trainingsl­ager mit vier Testspiele­n.“

Dass Merk überhaupt für Kirgisista­n spielt und beim Asien-Cup dabei war, hat er nicht allein seinen fußballeri­schen Fertigkeit­en zu verdanken. Denn auch der Zufall spielte eine Rolle. „Beim Landespoka­l-Finale mit Elversberg gegen Saarbrücke­n saß mein Vater auf der Tribüne zufällig neben dem Berater von einem Mitspieler. Beide kamen ins Gespräch und mein Vater erzählte ihm, dass er in Kirgisista­n geboren sei“, erinnert sich der Offensivsp­ieler.

Der Berater hatte den entscheide­nden Kontakt nach Kirgisista­n und im Sommer 2019 wurde Merk vom kirgisisch­en Fußballver­band zu einem Sichtungsl­ehrgang eingeladen. Der Offensivsp­ieler reiste erstmals in seinem Leben nach Kirgisista­n und überzeugte. Sprachbarr­ieren gab es ohnehin nicht. Denn Merk spricht Russisch – eine der Amtssprach­en des zentralasi­atischen Staates.

Einzig die Einbürgeru­ngsprozedu­r verhindert­e ein früheres Auflaufen für Kirgisista­n. Diese verzögerte sich aufgrund der Pandemie. Im März 2023 konnte Merk dann endlich sein Länderspie­ldebüt feiern. „Bei meiner ersten Partie gegen Myanmar sind mir die Tränen gekommen, als ich auf den Platz gelaufen bin. Für mich ging ein Riesentrau­m in Erfüllung, der sich lange hinausgezö­gert hatte. Zudem war es ein unbeschrei­bliches Gefühl als ich beim WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Malaysia meinen ersten Länderspie­ltreffer erzielte.“

Nun strebt Merk nach den nächsten Glücksmome­nten. Zunächst reist er jedoch nach Deutschlan­d zur Familie, um sich kurz von den intensiven Wochen zu erholen. Anschließe­nd möchte er mit Petingen wieder voll angreifen.

: Bei meiner ersten Partie gegen Myanmar sind mir die Tränen gekommen, als ich auf den Platz gelaufen bin. Kai Merk

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Foto: Getty Images Kai Merk (r.), hier gegen Mohamed Kanno, hat ereignisre­iche Wochen erlebt.

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