Einwohner fühlen sich wohl, klagen aber über teures Wohnen
Die Gemeinde Schengen bietet laut einer Umfrage viel Lebensqualität. Nach Meinung der Einwohner könnte sich der öffentliche Transport verbessern
Die Bürger der Gemeinde Schengen sind mit ihrer Wohnqualität größtenteils zufrieden. Ein erheblicher Teil der Haushalte muss sich allerdings mit hohen Kosten für den Immobilienkredit oder die Miete herumschlagen. Das hat eine Umfrage des Büros WW+ im Rahmen des Pacte logement ergeben.
90 Prozent der Befragten gaben an, sie seien mit ihrer Wohnsituation eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Als Pluspunkte der Gemeinde am Dreiländereck werden die verkehrsgünstige Lage, die Einkaufsmöglichkeiten oder die ruhigen Wohnverhältnisse mit wenig Verkehrslärm genannt.
Ein Drittel stöhnt über Kosten
Wie in weiten Teilen Luxemburgs stellen die hohen Wohnkosten allerdings für viele Haushalte ein Problem dar. So beklagten sich 38 Prozent der 400 Umfrageteilnehmer darüber, eine hohe oder sehr hohe finanzielle Belastung zu spüren. Eine bedenkliche Höhe haben die Wohnkosten bei elf Prozent der Befragten erreicht. Sie gaben an, sie müssten mehr als 50 Prozent ihres Einkommens für Miete oder Kreditrückzahlungen aufwenden. Während von den älteren Einwohnern ab 60 Jahren naturgemäß die meisten ihr Wohneigentum schon abbezahlt hatten, klagen vor allem die jungen Bewohner im Alter von 30 bis 39 Jahren über hohe oder sehr hohe Wohnkosten. Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass viele Bürger sich mehr Wohnangebote für kleine Haushalte mit einer oder zwei Personen wünschen würden. Einen großen Bedarf sehen die Befragten zudem bei altersgerechten und barrierefreien Wohnungen, von denen es nach Meinung von 53 Prozent mehr geben sollte. Ein großer Teil der Bürger schlug deshalb vor, bei der Schaffung von vergünstigtem Wohnraum auf eine Mischung von Ein- und Mehrfamilienhäusern zu setzen.
Bei möglichen Verbesserungen der Wohnqualität sprachen sich viele Befragte dafür aus, die medizinische Versorgung zu stärken. Auch der öffentliche Transport könne noch ausgebaut werden.
„Bei Ärzteversorgung viel geschehen“
Bei den beiden letzten Punkten stimmt Bürgermeister Michel Gloden grundsätzlich zu, er weist allerdings auch darauf hin, dass sich in den letzten Jahren schon viel verbessert habe: „Wir haben jetzt zwei Allgemeinmediziner in einem Gebäude der Gemeinde, ein dritter wird dazukommen. Für die Bevölkerung ist es von hohem Wert, wenn ein Arzt in der Nähe ist. Vor einigen Jahren hatten wir in der Gemeinde Schengen überhaupt keinen Arzt.“Für eine Apotheke auf Gemeindegebiet liegt sogar bereits eine Genehmigung vor, hier hänge es daran, geeignete Räumlichkeiten zu finden.
Bei der Busanbindung habe sich ebenfalls schon einiges getan, findet Michel Gloden. „Es ist schon viel besser als vor einigen Jahren. Am Wochenende ist die Busanbindung allerdings noch lückenhaft und wir wünschen uns nach wie vor eine Direktanbindung nach Esch/Alzette“, sagt der Bürgermeister. Außerdem sei die Lage in den einzelnen Dörfern unterschiedlich. Während beispielsweise Bech-Kleinmacher oder Wellenstein durch die Nähe zum Umsteigepunkt Remich ein gutes Busangebot hätten, sei es in Dörfern wie Elvingen, Schwebsingen oder Bürmeringen nicht so gut bestellt. Für Fahrten innerhalb der Gemeinde könnten die Bürger auf den kommunalen Rufbus Schengi zurückgreifen, der neuerdings sogar an Samstagen fährt.
Günstiger Wohnraum geplant
Dem Hauptproblem der Bürger, nämlich den hohen Wohnkosten, begegne die Gemeinde mit der Schaffung von vergünstigtem Wohnraum, meint Gloden. So entstehe in Remerschen ein Wohngebiet mit 49 Häusern. 42 davon baue die SNHBM, um sie zu vergünstigten Preisen weiterzugeben. Ein Projekt mit ähnlicher Ausrichtung soll einige Jahre später in Elvingen verwirklicht werden. Dort hat die Gemeinde eine Fläche von zwei Hektar gekauft, um dort ebenfalls kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. „Wir tun das, was wir für bezahlbaren Wohnraum tun können“, sagt Gloden.
Der Schengener Schöffenrat will sich in diesem Jahr mit den neu besetzten Ministerien zu Gesprächen treffen und die Kritikpunkte der Bürger ansprechen – wie etwa den öffentlichen Transport.
Über die hohe Zufriedenheit der Bürger mit ihrer Lebensqualität freut sich Bürgermeister Gloden. Überhaupt findet er, die Umfrage sei eine „flotte Bestandsaufnahme“und erlaube es den Gemeindepolitikern, bei den Bürgern den Puls zu fühlen.