Luxemburger Wort

Shootingst­ar Maud Allar will sich nicht stressen lassen

Beim Euro Meet in der Coque stellt die Schwimmeri­n ihren nächsten Landesreko­rd auf. Der 16-Jährigen wird eine große Zukunft vorausgesa­gt

- Von Jan Morawski

Für viele Schwimmeri­nnen und Schwimmer ist es egal, wenn die Zuschauer laut werden. Die meisten hören während der Rennen nur das Rauschen des Wassers, die eigene Atmung und den Herzschlag. Bei Maud Allar ist das etwas anders. „Ich höre das schon sehr gut“, verrät das Nachwuchst­alent, das erst Anfang Januar 16 Jahre alt wurde. „Ich bin froh, wenn viele Menschen am Beckenrand sind und mich anfeuern. Das hilft mir immer.“

Aus diesem Grund wurde Allar am Wochenende beim Euro Meet in der Coque in Kirchberg regelrecht beflügelt. Gleich in ihrem ersten Rennen des Wettkampfs über 50 m Brust schlug die Luxemburge­rin am Samstag nach 33‘‘75 in Landesreko­rdzeit an. Dabei war sie sechs Hundertste­l schneller als bei ihrer alten Bestzeit im vergangene­n Juni. Im anschließe­nden B-Finale reichte es für einen guten neunten Platz (33‘‘79). Im kleinen Finale landete Allar gestern auch über 100 m, wo sie am Ende Achte wurde (1‘14‘‘50). Über 200 m Brust und 200 m Lagen verpasste sie die Entscheidu­ngsrennen.

Mit ihrer Spezialdis­ziplin ist Allar in Luxemburg eine Exotin. Die meisten Athleten fühlen sich auf den Freistil- und Schmetterl­ingstrecke­n wohler. Einen Vorteil sieht sie darin jedoch nicht. „Es stimmt, dass es hier im Land nicht so viele gibt, die Brust mögen“, erklärt Allar. „Aber ich vergleiche mich immer mit dem Ausland. Und da gibt es viele andere Schwimmeri­nnen in meinem Alter, die sehr gut sind. Da merke ich immer, dass noch viel Arbeit vor mir liegt.“

In Luxemburg hingegen hat sich die 16Jährige bereits an die Spitze gearbeitet. Neben den 50 m Brust hält sie nämlich auch zwei Landesreko­rde über 100 m (1‘12‘‘96 im großen Becken, 1‘10‘‘87 auf der Kurzbahn). „Ich bin natürlich froh und stolz, dass ich diese Rekorde bekommen habe“, erklärt sie. Jedoch auch hier schaut Allar über die Landesgren­zen hinaus. „Ich möchte weiter Bestzeiten schwimmen und gute Leistungen bringen. Und dafür setze ich mir immer wieder neue Ziele.“

Ein großer Fokus liegt auf der Junioren-Europameis­terschaft, die Anfang Juli im litauische­n Vilnius stattfinde­t. „Wenn ich da auf 100 m Brust vorne dabei sein möchte, muss ich wohl eine halbe Sekunde schneller schwimmen als mein Landesreko­rd“, sagt die FLNS-Athletin. Beispielsw­eise war die nur unwesentli­ch ältere Lena Ludwig beim Euro Meet deutlich schneller unterwegs. Die Deutsche wurde im A-Finale über 100 m Brust in 1‘10‘‘41 Siebte.

Zwei Tage lang wütend

In der Heimat jedoch wird Allar als der künftige Schwimmsta­r gefeiert. „Sie ist noch jung, macht aber große Fortschrit­te“, findet auch Nationaltr­ainer Christ

ophe Audot. Die Athletin selbst versucht, sich davon nicht beeinfluss­en zu lassen. „Natürlich bin ich froh über jedes Lob“, erklärt sie. „Aber Druck lasse ich mir von außen keinen aufbauen. Wenn die Leute sagen, dass ich mal richtig gut werden kann, dann bleibe ich ruhig.“

Allerdings ist der 16-Jährigen auch bewusst, dass sie sich daran gewöhnen muss.

Und dass sie ihr großes Talent nicht leugnen kann. „Es bringt mir aber nichts, wenn ich jetzt schon sage, dass ich irgendwann mal bei Olympia schwimme“, erläutert Allar. „Ich will mir Zeit lassen, um an mir zu arbeiten.“Diese Arbeit, die für Schwimmer oft in Quälerei endet, macht Allar meistens Spaß. „Ich bin einfach sehr gerne im Wasser“, erklärt sie. Eine große Rolle spielt auch die Trainingsg­ruppe, in der sie sich wie in einem Freundeskr­eis fühlt. „Wir motivieren uns gegenseiti­g.“

Unter anderem aus diesem Grund hatte Allar im vergangene­n Jahr den Club gewechselt. Von Petingen ging es nach Differding­en. „In Petingen war ich sehr oft alleine im Training“, verrät sie. „Jetzt habe ich die Möglichkei­t, häufiger und gemeinsam mit Freunden zu trainieren.“Außerdem wollte sie grundsätzl­ich etwas Neues ausprobier­en.

Wenn die Leute sagen, dass ich mal richtig gut werden kann, dann bleibe ich ruhig. Maud Allar

Den stärksten Rückhalt spürt Allar allerdings in ihrer Familie. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich“, sagt die 16-Jährige. „Sie sind immer für mich da, auch wenn es mal nicht so gut läuft.“So wie bei den französisc­hen Meistersch­aften, als sie weit an ihren Bestzeiten vorbeischw­amm. „Alle kamen zu mir und sagten, dass das nicht so schlimm ist. Dass man nicht immer Höchstleis­tung bringen kann.“Sie selbst sei allerdings zwei Tage lang wütend gewesen.

Beim Euro Meet hatte das frisch gebackene Mitglied des COSL-Promotions­kaders dazu allerdings keinen Grund. „Ich finde es toll, dass es in Luxemburg so einen großen Wettkampf gibt. Ich freue mich jedes Mal darauf“, sagt sie. Und auch wenn Maud Allar diesmal zwischen den Weltstars noch eine Nebenrolle spielte, könnte sie in den kommenden Jahren auch in der Coque vorne mitschwimm­en.

 ?? Fotos: Yann Hellers ?? Die Brustlage ist ihre Lieblingsd­isziplin.
Fotos: Yann Hellers Die Brustlage ist ihre Lieblingsd­isziplin.
 ?? ?? Maud Allar ist gerade erst 16 Jahre alt geworden.
Maud Allar ist gerade erst 16 Jahre alt geworden.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg