Luxemburger Wort

Ein schlaksige­r Teenager erobert die Schwimmwel­t

Der Rumäne David Popovici ist der Star des Euro Meet. Mit 17 Jahren wurde er Weltmeiste­r, Europameis­ter und Weltrekord­ler. Das Rampenlich­t mag er nicht

- Von Jan Morawski

Klammheiml­ich schlich sich der Superstar ins Becken. Als am gestern beim Euro Meet das Startsigna­l zu einer der Serien über 100 m Freistil ertönte, hatten viele Zuschauer in der Coque in Kirchberg gar nicht mitbekomme­n, dass David Popovici mit dabei war. Auch der Sprecher in der Arena erhob erst die Stimme, als Popovici nach ganz starken 48‘‘43 anschlug. Diesen neuen Meet-Rekord übertraf er im A-Finale erneut (48‘‘01). Wenig später durfte er sich die Goldmedail­le überstreif­en.

Der 19 Jahre alte Rumäne ist kein Freund des Rampenlich­ts. An den Mikrofonen schüttelt er lieber den Kopf, als große Reden zu schwingen. Popovici (das zweite i ist stumm) konzentrie­rt sich auf seine Leistung – und dieser Plan scheint aufzugehen. Denn nicht nur beim Euro Meet, wo der Schwimmer am Freitag auch über 200 m Freistil triumphier­te (1‘46‘‘19), lehrt er die Konkurrenz das Fürchten.

Bereits bei den Olympische­n Spielen 2021 in Tokio katapultie­rte sich der damals 16-Jährige in die Schlagzeil­en, als er nur um zwei Hundertste­lsekunden an Bronze über 200 m Freistil vorbeischw­amm. Wenig später gewann Popovici bei der EM 2022 in Rom die

Goldmedail­le über 100 m Freistil in neuer Weltrekord­zeit von 46‘‘86. Im selben Jahr folgten unter anderem zwei Weltmeiste­rtitel in Budapest.

Doch sogar nach diesen Erfolgen ließ sich der Shootingst­ar nicht zu einem Gefühlsaus­bruch hinreißen. „Es geht darum, wie viel man arbeitet und wie hungrig man nach einer Medaille ist. Wie hungrig man nach Erfolg ist, wie leidenscha­ftlich man ist und wie viele Opfer man zu bringen bereit ist“, sagte der junge Mann aus Bukarest nach seinem WM-Triumph. Diese Eigenschaf­ten könne man mit 17 oder 15, aber auch mit 41 oder 40 Jahren haben.

Ein Mensch aus Fleisch und Blut

Besonders beeindruck­end ist, dass Popovici eine Weltbestma­rke knackte, die bereits 2009 aufgestell­t wurde. Damals war der Brasiliane­r Cesar Cielo in einem Hightech-Schwimmanz­ug unterwegs gewesen, der mittlerwei­le verboten ist. Unter den gleichen Umständen und im selben Jahr kam auch der Deutsche Paul Biedermann zu seinem Weltrekord über 200 m Freistil (1‘42‘‘00), den Popovici ebenfalls ins Auge gefasst hat. „Es wird sehr schwer“, erklärt der Rumäne. „Aber Paul ist ein Mensch und er war ein Mensch, als er es geschafft hat. So einfach ist das.“

Dass auch David Popovici aus Fleisch und Blut ist, davon konnten sich die Fans in der Coque am Wochenende live überzeugen. Jedoch gehört der Rumäne zu einer Generation Schwimmer, die nicht (mehr) mit Muskeln vollgepack­t sind. Mit seinen rund 80 Kilogramm auf 1,91 m Körpergröß­e wirkt der Spitzenath­let fast schon schlaksig. Während sich andere durch Wasser prügeln, gleitet er förmlich darüber hinweg.

Dass er zu den schnellste­n Schwimmern der Welt gehört, will David Popovici auch in einem halben Jahr bei den Olympische­n Spielen beweisen. Triumphier­t er dann erneut, wird es ihm in Paris allerdings kaum gelingen, dem Rampenlich­t zu entfliehen.

Es geht darum, wie viel man arbeitet und wie hungrig man nach einer Medaille ist. Wie hungrig man nach Erfolg ist, wie leidenscha­ftlich man ist und wie viele Opfer man zu bringen bereit ist. David Popovici

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Foto: Yann Hellers David Popovici steigt als Sieger aus dem Wasser.

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