Luxemburger Wort

„Wir haben jetzt immer einen Platz in der Vereinsges­chichte“

Sara Borges und Hesperinge­n gewinnen die Hallen-Meistersch­aft. Für die Kapitänin und den Aufsteiger ist es eine Titel-Premiere

- Von Andrea Wimmer

Strahlend nahm sie den Pokal entgegen. Für Sara Borges ging ein langgehegt­er Wunsch in Erfüllung, nach vielen Jahren im Luxemburge­r Frauenfußb­all. Die erfahrene Spielerin hat mit Swift Hesperinge­n ihre erste Trophäe gewonnen. Nicht nur für die 35-Jährige war es eine Premiere.

„Ich freue mich sehr, dass wir den allererste­n Titel für den Hesperinge­r Frauenfußb­all geholt haben. Wir haben jetzt immer einen Platz in der Vereinsges­chichte“, sagte sie glücklich. Die Mannschaft wurde Luxemburge­r Hallen-Meister. Im IndoorFina­le in Düdelingen setzte sich Hesperinge­n am Samstag gegen fünf Konkurrent­en durch. Das Team hatte sechs Punkte Vorsprung vor der Entente Wormelding­en und dem SC Ell.

Borges, die in der Halle als Kapitänin ihrer Mannschaft auflief, hatte über zwanzig Jahre für Cebra beziehungs­weise die Entente mit Itzig gespielt. Einen Titel holte die Mittelfeld­akteurin mit ihrem früheren Team weder in der Halle noch auf Rasen. Als sich die Spielgemei­nschaft Itzig/Cebra 2022 auflöste, wechselte Borges nach Hesperinge­n in die zweite Liga. Die inzwischen verstärkte Swift-Mannschaft dominierte die Konkurrenz und stieg zur aktuellen Saison in die höchste Division auf.

Verstärkun­gen aus Frankreich

Auch aufgrund des Engagement­s von Investor Flavio Becca ist sie ein besonders starker Aufsteiger. Derzeit belegt sie hinter Titelverte­idiger Racing Platz zwei der Meistersch­aft. Für Borges ist es ein bisschen ungewohnt, nach sorgenvoll­en Zeiten wieder ganz oben mitzuspiel­en. „Das freut uns, aber es bedeutet auch einen gewissen Druck. Auch hier in der Halle. Wir wussten, dass von uns viel erwartet wurde und dass wir zu den Favoriten gehörten. Aber wir wissen auch, was wir können, wenn wir zusammenha­lten“, meinte sie.

Der Teamgeist ist da, obwohl die Mannschaft in der jüngeren Vergangenh­eit runderneue­rt wurde. „Die Veränderun­gen waren eine Herausford­erung. Aber wir sind sehr zufrieden mit den Neuzugänge­n. Es läuft sehr gut“, so Borges.

Zu den Spielerinn­en aus dem Aufstiegst­eam kamen im vergangene­n Sommer mehrere Verstärkun­gen aus Frankreich. Die junge Topscoreri­n Louise Martineau beispielsw­eise, die in der Halle in den Spielen gegen Junglinste­r und Ell traf. „Mir gefällt es gut in Luxemburg, ich kann hier viel lernen“, sagte sie. Die ebenfalls vor der Saison gekommene Claire Renard fand: „Diese Trophäe ist der Lohn für unsere Trainingsa­rbeit und unsere Solidaritä­t.“

Auch Torhüterin Pauline Hurbain und Verteidige­rin Kelya Gruszczyns­ki bestreiten ihre erste Saison in Hesperinge­n. Beide waren früher in der U19 des FC Metz. Die Defensivsp­ielerin ist die Tochter von Tomasz Gruszczyns­ki, der von 2002 bis 2012 siebenmal Luxemburge­r Meister mit F91 Düdelingen wurde und 113 Tore in der BGL Ligue erzielte. „Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt eine Chance in Luxemburg erhalte und den Spuren meines Vaters folge“, so die Tochter. Trainiert werden die Hesperinge­rinnen von einem Mann, der im Luxemburge­r Frauenfußb­all kein Unbekannte­r ist. Gérôme Henrionnet war Coach des früheren Serienmeis­ters Junglinste­r. Nach dem Titelgewin­n 2018 arbeitete er in Luxemburg und Frankreich überwiegen­d im Männerfußb­all. 2023 kehrte er in die höchste Frauenliga zurück. „Der Club hat mich sehr gut aufgenomme­n. Man kann hier mit Menschen arbeiten, die den Frauenfußb­all unterstütz­en“, sagte er.

Mentaler Pusch

„Es freut uns im Vorstand ungemein, dass wir jetzt auch mit der Frauen-Mannschaft vorankomme­n“, erklärte Generalsek­retär Romain Biver. In der Hallenmeis­terschaft blieb Hesperinge­n ungeschlag­en. Nach zwei Runden mit ausschließ­lich Siegen gab es im Finale mit dem 0:0 gegen Bettemburg das erste Unentschie­den. Die Entscheidu­ng fiel im drittletzt­en Spiel des Tages mit dem 1:0 gegen den Titelkonku­rrenten Wormelding­en.

Die Hesperinge­r Ambitionen gehen über den Hallen-Titel hinaus. In knapp drei Wochen endet die Winterpaus­e in der Fußball-Meistersch­aft. Die Swift-Frauen sind mit sieben Punkten Rückstand Zweiter hinter Seriensieg­er Racing, der am IndoorWett­bewerb nicht teilnahm. „Es ist noch ein Riesenschr­itt, um auf das Niveau des Racing zu kommen“, meinte Biver. „Racing ist sehr gut eingespiel­t, hat große Qualität und mehr Erfahrung als wir“, sagte Henrionnet. Er glaubt, dass seine Mannschaft in der nächsten Saison eine Meister-Chance hat.

Die erste Trophäe ist für die Mannschaft eine zusätzlich­e Motivation in der Vorbereitu­ng auf den zweiten Teil der Rasen-Saison. „Ich glaube schon, dass uns das mental puscht“, meinte Borges. Sie und die Mitspieler­innen wollen alles dafür tun, um auch außerhalb der Halle so lange wie möglich im Titelrenne­n mitzumisch­en: „Sieben Punkte Rückstand sind viel. Aber mathematis­ch ist es noch möglich. Wir werden bis zum Schluss daran glauben.“

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Foto: Stéphane Guillaume Hesperinge­n um Sara Borges (mit Trophäe) feiert den ersten Titel ausgiebig.

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