„Wir haben jetzt immer einen Platz in der Vereinsgeschichte“
Sara Borges und Hesperingen gewinnen die Hallen-Meisterschaft. Für die Kapitänin und den Aufsteiger ist es eine Titel-Premiere
Strahlend nahm sie den Pokal entgegen. Für Sara Borges ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, nach vielen Jahren im Luxemburger Frauenfußball. Die erfahrene Spielerin hat mit Swift Hesperingen ihre erste Trophäe gewonnen. Nicht nur für die 35-Jährige war es eine Premiere.
„Ich freue mich sehr, dass wir den allerersten Titel für den Hesperinger Frauenfußball geholt haben. Wir haben jetzt immer einen Platz in der Vereinsgeschichte“, sagte sie glücklich. Die Mannschaft wurde Luxemburger Hallen-Meister. Im IndoorFinale in Düdelingen setzte sich Hesperingen am Samstag gegen fünf Konkurrenten durch. Das Team hatte sechs Punkte Vorsprung vor der Entente Wormeldingen und dem SC Ell.
Borges, die in der Halle als Kapitänin ihrer Mannschaft auflief, hatte über zwanzig Jahre für Cebra beziehungsweise die Entente mit Itzig gespielt. Einen Titel holte die Mittelfeldakteurin mit ihrem früheren Team weder in der Halle noch auf Rasen. Als sich die Spielgemeinschaft Itzig/Cebra 2022 auflöste, wechselte Borges nach Hesperingen in die zweite Liga. Die inzwischen verstärkte Swift-Mannschaft dominierte die Konkurrenz und stieg zur aktuellen Saison in die höchste Division auf.
Verstärkungen aus Frankreich
Auch aufgrund des Engagements von Investor Flavio Becca ist sie ein besonders starker Aufsteiger. Derzeit belegt sie hinter Titelverteidiger Racing Platz zwei der Meisterschaft. Für Borges ist es ein bisschen ungewohnt, nach sorgenvollen Zeiten wieder ganz oben mitzuspielen. „Das freut uns, aber es bedeutet auch einen gewissen Druck. Auch hier in der Halle. Wir wussten, dass von uns viel erwartet wurde und dass wir zu den Favoriten gehörten. Aber wir wissen auch, was wir können, wenn wir zusammenhalten“, meinte sie.
Der Teamgeist ist da, obwohl die Mannschaft in der jüngeren Vergangenheit runderneuert wurde. „Die Veränderungen waren eine Herausforderung. Aber wir sind sehr zufrieden mit den Neuzugängen. Es läuft sehr gut“, so Borges.
Zu den Spielerinnen aus dem Aufstiegsteam kamen im vergangenen Sommer mehrere Verstärkungen aus Frankreich. Die junge Topscorerin Louise Martineau beispielsweise, die in der Halle in den Spielen gegen Junglinster und Ell traf. „Mir gefällt es gut in Luxemburg, ich kann hier viel lernen“, sagte sie. Die ebenfalls vor der Saison gekommene Claire Renard fand: „Diese Trophäe ist der Lohn für unsere Trainingsarbeit und unsere Solidarität.“
Auch Torhüterin Pauline Hurbain und Verteidigerin Kelya Gruszczynski bestreiten ihre erste Saison in Hesperingen. Beide waren früher in der U19 des FC Metz. Die Defensivspielerin ist die Tochter von Tomasz Gruszczynski, der von 2002 bis 2012 siebenmal Luxemburger Meister mit F91 Düdelingen wurde und 113 Tore in der BGL Ligue erzielte. „Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt eine Chance in Luxemburg erhalte und den Spuren meines Vaters folge“, so die Tochter. Trainiert werden die Hesperingerinnen von einem Mann, der im Luxemburger Frauenfußball kein Unbekannter ist. Gérôme Henrionnet war Coach des früheren Serienmeisters Junglinster. Nach dem Titelgewinn 2018 arbeitete er in Luxemburg und Frankreich überwiegend im Männerfußball. 2023 kehrte er in die höchste Frauenliga zurück. „Der Club hat mich sehr gut aufgenommen. Man kann hier mit Menschen arbeiten, die den Frauenfußball unterstützen“, sagte er.
Mentaler Pusch
„Es freut uns im Vorstand ungemein, dass wir jetzt auch mit der Frauen-Mannschaft vorankommen“, erklärte Generalsekretär Romain Biver. In der Hallenmeisterschaft blieb Hesperingen ungeschlagen. Nach zwei Runden mit ausschließlich Siegen gab es im Finale mit dem 0:0 gegen Bettemburg das erste Unentschieden. Die Entscheidung fiel im drittletzten Spiel des Tages mit dem 1:0 gegen den Titelkonkurrenten Wormeldingen.
Die Hesperinger Ambitionen gehen über den Hallen-Titel hinaus. In knapp drei Wochen endet die Winterpause in der Fußball-Meisterschaft. Die Swift-Frauen sind mit sieben Punkten Rückstand Zweiter hinter Seriensieger Racing, der am IndoorWettbewerb nicht teilnahm. „Es ist noch ein Riesenschritt, um auf das Niveau des Racing zu kommen“, meinte Biver. „Racing ist sehr gut eingespielt, hat große Qualität und mehr Erfahrung als wir“, sagte Henrionnet. Er glaubt, dass seine Mannschaft in der nächsten Saison eine Meister-Chance hat.
Die erste Trophäe ist für die Mannschaft eine zusätzliche Motivation in der Vorbereitung auf den zweiten Teil der Rasen-Saison. „Ich glaube schon, dass uns das mental puscht“, meinte Borges. Sie und die Mitspielerinnen wollen alles dafür tun, um auch außerhalb der Halle so lange wie möglich im Titelrennen mitzumischen: „Sieben Punkte Rückstand sind viel. Aber mathematisch ist es noch möglich. Wir werden bis zum Schluss daran glauben.“