Echternachs Jazzfestival rückt in den Fokus
Die Veranstalter in der Abteistadt haben einen Teppich ganz verschiedener Jazzfäden ineinander verwoben. Start ist am 22. Februar
„2024 bekommen wir eine absolut spannende Mischung aus weltbekannten und aufsteigenden Ensembles und Künstlern nach Echternach. Also nicht nur die starken Frauen, die wir als Protagonistinnen dabeihaben, machen diese Auflage des Echter’Jazz Festival besonders“, verspricht der Trifolion-Direktor Maxime Bender. Und der versierte Jazzer in künstlerischer Verantwortungsposition weiß in diesem Fall ganz genau, wovon er spricht.
„Alljährlich im Februar findet über mehrere Tage das Echter’Jazz Festival im Trifolion statt“, schreibt das Team des Veranstaltungszentrums der Abteistadt an die Presse. „Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2021 hat das Festival nationale und internationale Musikerinnen und Musiker wie das Trio Reis Demuth Wiltgen, Schlagzeuger Manuel Katché, das Michael Meis 4tet, Sängerin Lisa Simone und Pianist Brad Mehldau eingeladen und mit dem abwechslungsreichen Programm für ein Wochenende voller Jazz inmitten des luxemburgischen Winters gesorgt.“
Übergreifender Mix
Bender hebt hervor, wie übergreifend der Ansatz des Trifolion-Jazzfestivals ab dem Donnerstag, dem 22. Februar, sei. Eine Begegnungsmöglichkeit über drei Tage sei entstanden, in der Grenzen aufgebrochen würden. „Nehmen wir nur den ersten Abend, da geht es fast schon in Richtung Pop und Weltmusik, in der plötzlich uns Zentraleuropäern weniger vertraute Klangwelten auftauchen und sich vermischen. Nicht umsonst heißt Anne Paceos Projekt ,S.H.A.M.A.N.E.S.’“Die Schlagzeugerin, Sängerin und Komponistin suche ganz bewusst das Zeitlose und damit Übergreifende – ein Brückenbau, der in Zeiten der Konflikte so wichtig scheint.
„Und am selben Abend haben wir das Thierry Maillard Ensemble zu Gast, dessen Big Band-Stil in diesem Fall allein schon von einer stark weiblichen Gesangsbesetzung geprägt wird.“Recht hat Bender. Ein Blick in eines der Videos dieses Ensembles reicht schon, in dem gleich 14 Musikerinnen, die auf der Bühne stehen, eine besondere Ausstrahlung und Klangbild abliefern. Das ist einfach mal etwas anderes, selten so zu hören und ein spannendes Experiment. Wer es dann eher klassisch New York Style mag, bekommt eben mit dem Trio um den Saxofonisten Chris Potter einen ganz typischen Stilvertreter aus den Staaten serviert.
Chancen für die lokalen Acts gibt es natürlich auch: Claire Parsons, längst keine Unbekannte mehr in der Luxemburger Jazzszene, stimmt mit ihrem Cross-OverProjekt „Aquatic Museum“– eine wunderbar vielschichtige Verbindung von sieben versierten Kräften – in den zweiten Festivalabend ein.
Und Daniel Migliosi darf am dritten Abend mit seinem Quintett auftreten und zeigen, wie die Kölner Talentszene auf den Luxemburger abgefärbt hat und wie der Jazz wieder frisches Blut bekommt. Oder wie das Pressedossier hervorhebt: „Die fünf
Musiker verbindet eine inspirierende Zeit an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, der Royal Academy in London und der Drang, ihr Spiel immer wieder mit eigenen, neuen Ideen zu bereichern. Austausch, gemeinsame musikalische Interessen und Freundschaft fließen in eine ausdrucksstarke, interaktive Performance ein. Originalkompositionen, inspiriert von den ,Young Lions’ aus den USA, ermöglichen den perfekten musikalischen Austausch zwischen den fünf ,Young Lions’ aus Köln, London Luxemburg und New York.“
Geradezu reduziert und nur auf Klavier und Gesang eingeköchelt kommt da der Ansatz von der Südkoreanerin und Headlinerin des Festivals Youn Sun Nah daher. Sie präsentiert zusammen mit dem JazzStarpianisten Bojan Z. „eine neue Show, die ihr Album in einem Duett aus Klavier und Gesang vorstellt. Das neue Repertoire besteht aus einer Sammlung von Liedern, die ihr Leben geprägt haben und die sie mit der Virtuosität und Musikalität neu interpretiert, die wir bereits seit zwanzig Jahren kennen“, so das Trifolion.
Gerade vor zwei Wochen veröffentlichte sie einen neuen Track ihres gerade veröffentlichen neuen Albums „Elles“auf YouTube, bei dem klar wird, was damit gemeint ist, dass sie „die musikalischen Möglichkeiten durch ihre eigenwillige Kreativität und ihr tiefes Gespür für das Handwerk, wobei sie Grenzen überschreitet, um wieder einmal etwas Universelles und Wahres zu berühren.“Reinhören lohnt sich auch schon jetzt für alle, die den Vocal Jazz und Bearbeitungen von Standards mögen.
Die Stile, die Einflüsse, die Unterschiedlichkeit zwischen kleinen und großen Besetzungen – alles das soll den Zuschauerinnen und Zuschauern Abwechslung bieten. Und natürlich den Verkauf der übergreifenden Festivalpässe für alle Veranstaltungstage ankurbeln. 95 Euro für drei Festivaltage – ein Schnäppchen für Genrefans. Eine Art touristisches Konzept, mit dem das Festival noch durch Pakete mit der
Genussregion Müllerthal verknüpft wird, gebe es rund um das neu gestartete Jazzfestival noch nicht.
Auf dem Weg zu mehr
Bender gibt zu, dass sich der Zuschnitt des Festivals und die Reichweite noch entwickeln müsse. Die Konkurrenz schläft ja auch nicht – und sich zwischen die JazzSchwerpunkte vom Düdelinger opderschmelz und dem hauptstädtischen Neimënster einzupassen, ist auch nicht einfach. „Der Wunsch war schon, es in diese winterliche Zeit einzupassen. So können wir unseren Akzent setzen, ohne dabei zu stören oder gestört zu werden. Das wäre im Sommer zum Beispiel nicht mehr denkbar“, betont der Trifolion-Direktor. Er setzt darauf, dass das Publikum gerade auch aus der deutschen Grenzregion sich in Zukunft noch stärker für das Festival interessieren könnte. Und die Wahl, stark am französischen Markt orientierte Ensembles an
den Auftakt zu setzen, kommt auch nicht von ungefähr.
Schon kurz nach dem Festivalrummel kommt aber zudem noch ein weiteres Crossover-Projekt ins Trifolion. Wer Stefanie Heinzmann nicht kennt, hat die letzten Jahre Popmusik der deutschsprachigen Szene verpasst. Seit sie dank Stefan Raab auf das Tableau der Szene gebracht wurde, hat die Schweizerin es geschafft, mit ihrer Stimme viele in ihren Bann zu schlagen. Kongenial im Klangbild wird sie mit dem Takeover! Ensemble am 29. Februar nach Echternach kommen. Für Fans von handgemachter Livemusik zwischen Pop und Klassik ein absoluter Tipp.