Luxemburger Wort

Die Übermutter der USA: Oprah Winfrey wird 70

Ob Harry und Meghan, Adele oder Kim Kardashian: Wenn Stars in den Vereinigte­n Staaten etwas mitteilen wollen, dann gehen sie zu einer Frau, die sich vielfältig engagiert – auch auf politische­m Parkett

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Wenn es wirklich wichtig ist, dann gehen Stars, Sportler und Politiker in den USA auf das TV-Sofa von Oprah Winfrey: ob Prinz Harry und Herzogin Meghan, nachdem sie Großbritan­nien verlassen hatten, Barack Obama auf dem Weg ins Weiße Haus oder Rad-Profi Lance Armstrong, nachdem Doping-Vorwürfe gegen ihn laut geworden waren.

Mit ihrer einfühlsam­en, sanften und geduldigen Art bringt Winfrey sie dazu, sich auch zu unangenehm­en Themen ausführlic­h und offen zu äußern – und lockt damit Millionen Zuschauer vor die Bildschirm­e. Die Moderatori­n, die am heutigen Montag 70 Jahre alt wird, ist fast wie eine Art Übermutter der Nation.

Keine Lust aufs Weiße Haus

Nur selbst Präsidenti­n werden will sie nicht, das hat Winfrey immer wieder klargestel­lt – auch wenn sich das viele ihrer Fans sehnsüchti­g wünschen. Ihre Favoriten – wie beispielsw­eise Obama oder die Demokratin Stacey Abrams – hat Winfrey in den vergangene­n Jahren stets tatkräftig unterstütz­t, aber eine eigene Kandidatur immer ausgeschlo­ssen. Winfrey, die auch als

Schauspiel­erin und Produzenti­n arbeitet und mit OWN (Oprah Winfrey Network) ihren eigenen Fernsehkan­al hat, zählt zu den einflussre­ichsten Frauen in den USA und darüber hinaus. 2,8 Milliarden Dollar (etwa 2,6 Milliarden Euro) schreibt ihr das „Forbes“-Magazin als Vermögen zu. Zu ihrem Freundesne­tzwerk gehören Dutzende einflussre­iche und berühmte Menschen.

Geboren wurde Winfrey als Tochter einer minderjähr­igen Mutter 1954 im USBundesst­aat Mississipp­i, wuchs in Armut

auf, wurde nach eigenen Angaben mit neun vergewalti­gt, war mit 14 schwanger und verlor ihren Sohn bald nach der Geburt. Aber Winfrey gab nicht auf, zog nach Tennessee und bekam schon in der Highschool einen Job beim Radio. Nach der Schule wurde sie Nachrichte­nsprecheri­n bei einem lokalen TV-Sender.

Winfreys Stärke aber waren von Anfang an einfühlsam­e Interviews, weswegen sie von dem Job als Nachrichte­nsprecheri­n in ein Talk-Studio versetzt wurde. Später bekam sie ihre eigene „Oprah Winfrey Show“, die zur erfolgreic­hsten Talkshow in der Geschichte des US-Fernsehens werden sollte. Beim Ende der Sendung 2011 nach 25 Jahren als Gastgeberi­n trauerten ihr unzählige Fans nach. Eine Art Stimme des amerikanis­chen Gewissens blieb sie aber auch danach.

Erfolg als „Wiedergutm­achung“

Vor allem für schwarze Menschen in den USA ist Winfrey eine tragende Stimme. Sie selbst sieht ihren Erfolg als „Wiedergutm­achung“für all diejenigen, die im langen Kampf für Gleichbere­chtigung in USA mehr leiden mussten als sie. Zuletzt enthüllte die National Portrait Gallery in Washington ein Porträt von Winfrey in lilafarben­er Robe, das Künstler Shawn Michael Warren gemalt hat. „Ich stehe hier kurz vor meinem 70. Geburtstag und habe ein Porträt von mir in der National Portrait Gallery, gemeinsam mit all den Großen: Harriet Tubman, Frederick Douglass, Abraham Lincoln, Ida B. Wells, Michelle und Barack Obama, Lean Horne, John F. Kennedy, Oprah Winfrey.“

Die vielfach mit Preisen ausgezeich­nete Winfrey, die seit langem mit dem Autor Stedman Graham zusammen ist, hat inzwischen das Privileg, sich nur noch um die Dinge kümmern zu können, die ihr wirklich wichtig sind. So produziert­e sie gerade eine Neuauflage des Films „Die Farbe Lila“, für dessen Vorläufer sie 1986 schon eine Oscar-Nominierun­g als beste Nebendarst­ellerin eingeheims­t hat. Auf den roten Teppichen sorgte Winfrey deutlich schlanker geworden für Schlagzeil­en. „Es ist nicht die eine Sache, es ist alles“, antwortete sie auf Fragen nach ihrem Abnehm-Rezept. „Ich will das so halten.“dpa

Selbst Präsidenti­n werden will sie nicht, das hat Oprah Winfrey immer wieder klargestel­lt – auch wenn sich das viele ihrer Fans sehnsüchti­g wünschen.

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Foto: Getty Images Im Look ihrer neuesten Filmproduk­tion „The Color Purple“: Oprah Winfrey strahlte vor wenigen Wochen bei den Critics Choice Awards im Scheinwerf­erlicht.
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Foto: dpa 2013 wurde ihr von US-Präsident Barack Obama die Presidenti­al Medal of Freedom (Freiheitsm­edaille) verliehen.

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