Luxemburger Wort

Rufe nach Glodenund Polfer-Rücktritt werden lauter

Auf einer Demonstrat­ion dreier Jugendpart­eien gegen das Bettelverb­ot wird den CSV- und DP-Politikern ein Ultimatum gestellt

- Von Florian Javel

Léon Gloden (CSV) und Lydie Polfer (DP) müssen weg – zumindest, wenn es nicht bald zum Ende des Bettelverb­ots kommt. Die Warnung geht von den Jugendpart­eien dreier Opposition­sparteien aus: Déi jonk Gréng, Déi jonk Lénk und Déi jonk Sozialiste­n. Am Montag organisier­ten sie zu dritt eine Demonstrat­ion gegen das Bettelverb­ot. Und das genau vor dem Rathaus in Luxemburg Stadt vor der Sitzung des Gemeindera­tes. Rund 150 Menschen, darunter auch Parteipoli­tiker von LSAP, Déi Gréng, Déi Lénk und den Piraten sowie ihrer Jugendorga­nisation. Aber auch Teile der Zivilgesel­lschaft wie Amnesty Internatio­nal waren anwesend. Der OGBL, der zurzeit mit den Sozialwahl­en beschäftig­t ist, war nicht vor Ort vertreten, veröffentl­ichte vor der Demo jedoch ein Unterstütz­ungsschrei­ben.

Rund eine Stunde dauerte die Demo, auf der neben den Wortmeldun­gen der Organisato­ren die Demonstran­ten sich symbolisch mit einem Becher auf den Treppen vor dem Eingang des Rathauses setzten. Eine symbolisch­e Geste – vor allem in Richtung Lydie Polfer und Léon Gloden. Die Stater Bürgermeis­terin und der Innenminis­ter wurden von den Demonstran­ten zu Antagonist­en gemacht. Die Vorwürfe, die auf der Demo gegen sie gerichtet wurden, wiegen schwer: Beide hätten die Menschen darüber angelogen, was in der Polizeiver­ordnung zum Bettelverb­ot steht, „die Regeln für sich zurechtgeb­ogen“und in dem Prozess die Meinungsfr­eiheit von Künstlern attackiert. „Das sind populistis­che und autoritäre Muster, die man einer rechtsradi­kalen Partei zutrauen würde und nicht einer Mitte-Rechts-Regierung“, so die Kritik vom Sprecher der Jungen Grünen, Fabricio Costa.

Als „Attacke gegen den Rechtsstaa­t“bezeichnet­e inzwischen der Sprecher der jungen Sozialiste­n, Max Molitor, die Vorgehensw­eise Glodens und Polfers. Die Attacke gelte es vonseiten der „vernünftig­en Partei“abzuwehren, so Molitor. Weswegen von Polfer und Gloden gefordert werde, das Bettelverb­ot aus der Polizeiver­ordnung zu streichen – „sonst wird die Rückzugsfo­rderung ganz schnell zu einer Rücktritts­forderung“.

Dem Ruf nach einem Rücktritt der CSVund DP-Politiker schlossen sich ebenso Déi Jonk Lénk an – allerdings ohne Bedingunge­n. Beide sollen sofort zurücktret­en. „Raus mit unehrliche­n Politikern“, so die Sprecherin der Jugendorga­nisation, Nora Schneider. Sie verurteilt­e die Regierung dafür, lieber Bettler zu bestrafen „als die Reichen, die Geld hinterzieh­en“. Statt Fehler einzugeste­hen, würde die Regierung nun „mit rechtspopu­listischen Methoden eine antisozial­e Maßnahme durchdrück­en“.

Bettelverb­ot „weit übertriebe­n“– FriedenAus­sagen sorgen für Unmut

Auch die Aussagen des Premier Luc Frieden (CSV) gegenüber der Tageszeitu­ng „Le Quotidien“sorgten bei der Demo für Unmut. Frieden hatte gegenüber der Zeitung gesagt, die Debatte rund um das Bettelverb­ot sei „weit übertriebe­n“im Gegensatz zu anderen Debatten, die die Zukunft des Landes betreffen. Eine Aussage, die von den Jugendpart­eien als Versuch interpreti­ert wurde, ihre Bemühungen für eine Abschaffun­g des Bettelverb­ot zu untermauer­n. „Wenn Frieden sagt, dass alles gesagt ist, dann sagen wir, dass wir erst damit anfangen“, lautete die Kampfansag­e der jungen Sozialiste­n an den Premier.

Unkommenti­ert blieben jedoch die Aussagen der ehemaligen Familien- und Integratio­nsminister­in Corinne Cahen, die sie noch am Morgen vor der Demo auf Radio 100,7 geäußert hatte. Cahen drückte ihre Zweifel darüber aus, ob Polizisten Bettler, die auf der Straße mit einem Becher sitzen, in Zukunft wirklich protokolli­eren werden. Dessen sei sie skeptisch. Sie warte darauf, dass das Reglement erst umgesetzt werde.

 ?? Foto: Christophe Olinger ?? Rund 150 Menschen demonstrie­rten gestern vor dem Rathaus in Luxemburg-Stadt gegen das Bettelverb­ot.
Foto: Christophe Olinger Rund 150 Menschen demonstrie­rten gestern vor dem Rathaus in Luxemburg-Stadt gegen das Bettelverb­ot.

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