Luxemburger Wort

„Wir haben keine institutio­nelle Krise“

Innenminis­ter Léon Gloden (CSV) will dem Parlament diese Woche juristisch­e Gutachten zum Bettelverb­ot vorlegen

- Von Michèle Gantenbein

In der Fragestund­e im Parlament ging es unter anderem um die Themen Bettelverb­ot und Renten. Sven Clement (Piraten) sprach in Bezug auf die Uneinigkei­t zwischen der Regierung und der Justiz, was das Betteln betrifft, von einer institutio­nellen Krise, in der man sich befinde und die dringend geklärt werden müsse.

Von einer institutio­nellen Krise könne keine Rede sein, sagte hingegen Premier Luc Frieden (CSV). Die Regierung werde die Urteile der höchsten Gerichtsba­rkeiten immer voll und ganz respektier­en. „Dazu engagiere ich mich formell“, so Frieden. Innenminis­ter Léon Gloden (CSV) habe juristisch­e Gutachten eingeholt, die seine Lesart bestätigen würden. Diese Gutachten würden noch diese Woche den zuständige­n Parlaments­ausschüsse­n zugestellt, so der Premier.

Sollten weiter Interpreta­tionsschwi­erigkeiten bleiben, könne das Parlament im Rahmen einer Reform des Strafrecht­s zur Klärung beitragen. „Daraus zu lesen, dass wir eine institutio­nelle Krise hätten, wenn es sich lediglich um eine Interpreta­tionsfrage eines Gesetzeste­xtes handelt, ist zu weit gegriffen“, meinte Luc Frieden.

Dan Biancalana (LSAP) erkundigte sich bei Innenminis­ter Gloden nach den Erkenntnis­sen an Tag 1 nach dem Beginn der repressive­n Phase in Sachen Bettelverb­ot. Gloden zufolge seien seit Montag mehr Polizisten in der Stadt unterwegs, sowohl in Uniform als auch in Zivil, um verstärkt gegen Drogenkrim­inalität, illegale Einwanderu­ng und die aggressive und organisier­te Bettelei vorzugehen.

Die Polizei habe die Identität von Personen geprüft, bislang aber sei niemand wegen Bettelei protokolli­ert oder mit aufs Revier genommen worden. Die Polizei arbeite eng mit

den Agenten der Stadt Luxemburg zusammen, um die Menschen auf der Straße auf die Hilfsangeb­ote aufmerksam zu machen.

Daraus zu lesen, dass wir eine institutio­nelle Krise hätten, wenn es sich lediglich um eine Interpreta­tionsfrage eines Gesetzeste­xtes handelt, ist zu weit gegriffen. Premiermin­ister Luc Frieden

Die große Rentendisk­ussion soll 2025 beginnen

Gusty Graas (DP) interessie­rte sich für die Pensionen der Gemeindebe­amten- und -angestellt­en. Wie das „Luxemburge­r Wort“am Montag berichtete, ist die Pensionska­sse der Gemeinden seit einigen Jahren defizitär. Das Defizit wird weiter steigen und die Beiträge sollen ab 2026 auf über 50 Prozent der Bruttolöhn­e steigen.

Innenminis­ter Léon Gloden (CSV) ließ zunächst wissen, dass die Renten und Pensionen für die Zukunft garantiert seien, kritisiert­e aber auch die „politische Inaktivitä­t“der beiden Vorgängerr­egierungen. Gloden zufolge ist für 2025 mit einem Defizit von 73,4 Millionen Euro, für 2026 mit einem Minus von 82,8 Millionen und für 2027 mit minus 95,2 Millionen Euro zu rechnen. Ohne Anpassung würde der Beitrag der Gemeinden laut Gloden für 2024 bei 28,01 Prozent liegen, 2025 bei 28,75 Prozent, 2026 bei 29,56 Prozent und 2027 bei 30,56 Prozent.

Eine Taskforce mit Vertretern aus dem Finanzmini­sterium, dem Innenminis­terium, der Pensionska­sse, dem Dachverban­d der Gemeinden (Syvicol) und den Gewerkscha­ften soll sich des Problems annehmen und Lösungen erörtern. Auch versprach Gloden, dass das Syvicol künftig im Verwaltung­srat der Pensionska­sse (Caisse de prévoyance des fonctionna­ires et employés communaux – CPFEC) vertreten sein soll.

Das Thema Renten interessie­rte auch den früheren Gesundheit­s- und Sozialvers­icherungsm­inister Mars Di Bartolomeo (LSAP), der 2012 für die Rentenrefo­rm verantwort­lich war. Er wollte von Premier Luc Frieden (CSV) wissen, ob die von der Regierung angekündig­te große Rentendeba­tte sich auf den Privatsekt­or beschränke oder den öffentlich­en Sektor einschließ­e, wer Teil des Rententisc­hes sei und wann die Diskussion beginnen werde.

Das Problem der Pensionen der Gemeindebe­amten erfordere eine kurzfristi­ge Lösung, sagte Frieden, während die Diskussion über das gesamte Rentensyst­em breiter gefasst werde. Frieden kündigte für 2024 eine Analyse an, die Debatte soll voraussich­tlich 2025 beginnen. Daran sollen das Parlament, die Sozialpart­ner, aber auch die Jugendpart­eien und Jugendorga­nisationen sowie das Jugendparl­ament teilnehmen. „Es wäre nicht verantwort­lich, das Thema immer vor uns herzuschie­ben“, so Frieden.

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Die Debatte um das Bettelverb­ot geht weiter.
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Foto: Gerry Huberty

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