Luxemburger Wort

Rechnungsh­of kritisiert Prognosen der Steuerverw­altung

Die Cour des comptes hat geprüft, wie gut die Behörden die Steuereinn­ahmen vorausbere­chnen

- Von Michèle Gantenbein

Wie gut planen die Verwaltung­en, die Steuern eintreiben, ihre Steuereinn­ahmen? Mit dieser Frage hatte sich der Rechnungsh­of bereits 2010 in einem Spezialber­icht beschäftig­t. Damals hatte der Rechnungsh­of für die Jahre 2003 bis 2009 erhebliche Verzögerun­gen bei der Bearbeitun­g der Dossiers festgestel­lt, sowohl bei den direkten als auch bei den indirekten Steuern, was zu ungenauen Steuerschä­tzungen geführt hat.

Der Rechnungsh­of gab damals zu bedenken, dass die Steuerplan­ung die im Staatshaus­halt enthaltene­n makroökono­mischen Daten, wie zum Beispiel die Entwicklun­g des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP), nur unzureiche­nd widerspieg­ele. Noch schwierige­r sei es, Prognosen zu den Einnahmen über einen mehrjährig­en Zeitraum (budget pluriannue­l) zu machen. Und: Mit wenig verlässlic­hen Schätzunge­n ließen sich neue Steuermaßn­ahmen nur schwer begründen.

Die Cour des comptes regte damals an, die Akten schneller zu bearbeiten und Modelle für Schätzunge­n von Steuereinn­ahmen zu entwickeln. 13 Jahre später folgt nun in neuer Bericht, der prüft, ob und was sich in den einzelnen Verwaltung­en verbessert hat. Die Prüfung bezieht sich auf die Jahre 2010 bis 2019.

Administra­tion des contributi­ons directes

Laut dem Rechnungsh­of gibt es bei der Administra­tion des contributi­ons directes (ACD) den größten Verbesseru­ngsbedarf. Der Rechnungsh­of kritisiert, dass nur einzelne Mitarbeite­r Erfahrung mit der Erstellung von Prognosen haben und es keine Dokumentat­ion zur Vorgehensw­eise und auch kein Wissensman­agement gibt, „das die Sammlung, Aufbewahru­ng und Weitergabe dieses Wissens ermöglicht“.

Der Hof rät dazu, die Art und Weise, wie die Prognosen erstellt werden, zu dokumentie­ren und ein Verfahren zu implementi­eren, das den Wissenstra­nsfer garantiert. Auch habe die Verwaltung einen erhebliche­n Rückstand, was die Digitalisi­erung betrifft. Der Rechnungsh­of empfiehlt der Verwaltung, ihre Bemühungen im Bereich der Digitalisi­erung fortzusetz­en, „da diese zur Verbesseru­ng der Planungsqu­alität beitragen kann“.

Auch der Administra­tion des douanes et accises (ADA) rät die Cour des comptes, die Prozesse im Zusammenha­ng mit den Steuerprog­nosen zu dokumentie­ren und zu optimieren und für einen Wissenstra­nsfer zu sorgen, „um die Kontinuitä­t des Dienstes zu gewährleis­ten und die Qualität der Planung der Steuereinn­ahmen aufrechtzu­erhalten“.

Administra­tion de l‘Enregistre­ment, des Domaines et de la TVA

Gute Noten gibt es für die Administra­tion de l‘Enregistre­ment, des Domaines et de la TVA (AED). Sie hat dem Bericht zufolge Fortschrit­te bei der Digitalisi­erung gemacht und verwendet ein ökonometri­sches Modell zur Schätzung der Mehrwertst­euereinnah­men, was laut dem Rechnungsh­of zu einer höheren Effizienz in der täglichen Arbeit und bei der Erstellung der Prognosen geführt habe.

Der Rechnungsh­of empfiehlt weiter, dass die Arbeit des 2017 geschaffen­en Comité économique et financier national (CEFN) profession­alisiert wird. So rät der Hof dem Gremium, sich eine Geschäftso­rdnung zu geben, die die Funktionsw­eise und die Zusammense­tzung der verschiede­nen Arbeitsgru­ppen regelt. Auch sollte das CEFN im Zusammenha­ng mit der Aufstellun­g des Staatshaus­haltes und den damit verbundene­n Steuerschä­tzungen formell beteiligt werden, mit dem Ziel, schnell und flexibel auf kurzfristi­ge Änderungen der makroökono­mischen Situation reagieren zu können.

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Foto: dpa Der Rechnungsh­of befasst sich in einem Spezialber­icht mit der Planung der Steuereinn­ahmen.

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