Auch Lydie Polfer taucht in FakeVideos auf
Nach Luc Frieden und Xavier Bettel ist die Bürgermeisterin der Hauptstadt die dritte prominente Luxemburgerin, mit deren Identität Cyberkriminelle Kasse machen wollen
Im Dezember waren zwei Videos aufgetaucht, in denen durch KI-Manipulation der Eindruck entsteht, Premierminister Luc Frieden (DP) und sein Amtsvorgänger Xavier Bettel (DP) würden windige Geldanlagen verkaufen. Diese Werbeform hat jetzt ein neues Opfer in der Luxemburger Politik: In einer Youtube-Werbung ist Lydie Polfer (DP) zu sehen.
Allerdings geht es hier nicht um Luxemburger Stadtpolitik, sondern um Anlagetipps, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Sie sei „Partnerin der European Merchant Bank“, die ein Vermögen von über 200 Milliarden Euro besitzt, sagt „Polfer“auf Deutsch. Wer auf einen Link klickt, erhalte Informationen darüber, wie man reich werden könne. Wie der falsche „Frieden“vor ihr, verspricht „Polfer“bei Misserfolg eine Entschädigung von 100.000 Euro.
Wie in der Werbung mit „Xavier Bettel“ist Polfers Stimme nicht synchronisiert, sondern KI-generiert und klingt täuschend echt. Wer nur mit einem Auge hinschaut, denkt schon beim Einstieg, die Bürgermeisterin zu hören. Lediglich an einer Stelle klingt sie etwas Niederländisch. Der Sinn dahinter ist klar: Das Image Luxemburgs als Geldanlageparadies soll genutzt werden, um fragwürdige Investitionen zu verkaufen. Die Luxemburger Politiker dienen dabei als „Vertrauensbildner“.
Kriminelle nutzen mittels KI „geklonte“Stimmen bislang hauptsächlich für Schockanrufe der Marke „Enkeltrick“. Dem Opfer wird die (geklonte) Stimme seines (echten) Kindes vorgespielt, eingebettet in eine Legende, warum schnell viel Geld benötigt werde. Zum Herstellen dieser Tonauf
nahmen benötigen die Betrüger nur wenige Sekunden lange Sequenzen der Originalstimme, die sie sich zum Beispiel per Telefon besorgen können. Oder eben aus Lydie Polfers Weihnachtsansprache. Dass die auf Luxemburgisch gehalten wurde, könnte ein Hindernis sein. Aber letztlich geht es nur um Polfers Intonation, nicht um ganze Worte – die werden nachgebaut.
Deutlich erkennbarer Internetbetrug
Wer steckt dahinter? Auf Youtube sieht man den Namen „Kolia Gudan“und das Herkunftsland „Ukraine“. Viel mehr ist nicht herauszufinden. Der zugehörige Youtube-Kanal nennt sich „KapitalGewinnShow“und existiert seit September 2023. Das Polfer-Video verzeichnet dort innerhalb von fünf Tagen rund 12.000 Aufrufe. Wer dem Aufruf der falschen „Polfer“Fol
ge leistet, landet auf der gleichen Website, die auch schon bei „Bettel“und „Frieden“verlinkt war: Tesler Investments. Dort geben freundlich lächelnde Menschen Auskunft darüber, wie viel Geld sie mit der beworbenen Methode schon verdient haben wollen.
Wer die Porträts durch die Google-Bildersuche schickt, stellt fest, dass diese Köpfe auch noch für ganz andere Produkte werben – meistens auf Websites in kyrillischer Schrift. Ein schlecht geschauspielerter Imagefilm verspricht, dass man völlig kostenlos „garantiert 5.700 Dollar täglich“verdienen kann. Google fördert derweil -zig Artikel zutage, die eindringlich vor der Tesler-Masche warnen. Gewarnt ist auch Lydie Polfer: Die Stadtverwaltung werde gegen die Macher des Videos Anzeige erstatten, so die Bürgermeisterin.