Luxemburger Wort

Auch Lydie Polfer taucht in FakeVideos auf

Nach Luc Frieden und Xavier Bettel ist die Bürgermeis­terin der Hauptstadt die dritte prominente Luxemburge­rin, mit deren Identität Cyberkrimi­nelle Kasse machen wollen

- Von Tom Rüdell

Im Dezember waren zwei Videos aufgetauch­t, in denen durch KI-Manipulati­on der Eindruck entsteht, Premiermin­ister Luc Frieden (DP) und sein Amtsvorgän­ger Xavier Bettel (DP) würden windige Geldanlage­n verkaufen. Diese Werbeform hat jetzt ein neues Opfer in der Luxemburge­r Politik: In einer Youtube-Werbung ist Lydie Polfer (DP) zu sehen.

Allerdings geht es hier nicht um Luxemburge­r Stadtpolit­ik, sondern um Anlagetipp­s, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Sie sei „Partnerin der European Merchant Bank“, die ein Vermögen von über 200 Milliarden Euro besitzt, sagt „Polfer“auf Deutsch. Wer auf einen Link klickt, erhalte Informatio­nen darüber, wie man reich werden könne. Wie der falsche „Frieden“vor ihr, verspricht „Polfer“bei Misserfolg eine Entschädig­ung von 100.000 Euro.

Wie in der Werbung mit „Xavier Bettel“ist Polfers Stimme nicht synchronis­iert, sondern KI-generiert und klingt täuschend echt. Wer nur mit einem Auge hinschaut, denkt schon beim Einstieg, die Bürgermeis­terin zu hören. Lediglich an einer Stelle klingt sie etwas Niederländ­isch. Der Sinn dahinter ist klar: Das Image Luxemburgs als Geldanlage­paradies soll genutzt werden, um fragwürdig­e Investitio­nen zu verkaufen. Die Luxemburge­r Politiker dienen dabei als „Vertrauens­bildner“.

Kriminelle nutzen mittels KI „geklonte“Stimmen bislang hauptsächl­ich für Schockanru­fe der Marke „Enkeltrick“. Dem Opfer wird die (geklonte) Stimme seines (echten) Kindes vorgespiel­t, eingebette­t in eine Legende, warum schnell viel Geld benötigt werde. Zum Herstellen dieser Tonauf

nahmen benötigen die Betrüger nur wenige Sekunden lange Sequenzen der Originalst­imme, die sie sich zum Beispiel per Telefon besorgen können. Oder eben aus Lydie Polfers Weihnachts­ansprache. Dass die auf Luxemburgi­sch gehalten wurde, könnte ein Hindernis sein. Aber letztlich geht es nur um Polfers Intonation, nicht um ganze Worte – die werden nachgebaut.

Deutlich erkennbare­r Internetbe­trug

Wer steckt dahinter? Auf Youtube sieht man den Namen „Kolia Gudan“und das Herkunftsl­and „Ukraine“. Viel mehr ist nicht herauszufi­nden. Der zugehörige Youtube-Kanal nennt sich „KapitalGew­innShow“und existiert seit September 2023. Das Polfer-Video verzeichne­t dort innerhalb von fünf Tagen rund 12.000 Aufrufe. Wer dem Aufruf der falschen „Polfer“Fol

ge leistet, landet auf der gleichen Website, die auch schon bei „Bettel“und „Frieden“verlinkt war: Tesler Investment­s. Dort geben freundlich lächelnde Menschen Auskunft darüber, wie viel Geld sie mit der beworbenen Methode schon verdient haben wollen.

Wer die Porträts durch die Google-Bildersuch­e schickt, stellt fest, dass diese Köpfe auch noch für ganz andere Produkte werben – meistens auf Websites in kyrillisch­er Schrift. Ein schlecht geschauspi­elerter Imagefilm verspricht, dass man völlig kostenlos „garantiert 5.700 Dollar täglich“verdienen kann. Google fördert derweil -zig Artikel zutage, die eindringli­ch vor der Tesler-Masche warnen. Gewarnt ist auch Lydie Polfer: Die Stadtverwa­ltung werde gegen die Macher des Videos Anzeige erstatten, so die Bürgermeis­terin.

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Foto: Screenshot youtube Dieses gefälschte Video haben Betrüger ins Internet gestellt.

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