Luxemburger Wort

Warum Darmkrebsf­älle bei Jüngeren in Europa zunehmen

Krebs gehört zu den häufigsten Todesursac­hen. Forschende sehen nun einen gefährlich­en Trend bestätigt. Auch Ursachen werden benannt

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In einigen Ländern der Europäisch­en Union (EU) und in Großbritan­nien steigen die Sterberate­n bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen. Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewich­tiger junger Menschen, erläutert ein Forschungs­team um Carlo La Vecchia von der Universitä­t Mailand im Fachjourna­l „Annals of Oncology“. Weitere Faktoren seien ein erhöhter Alkoholkon­sum und vermindert­e körperlich­e Aktivität. Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressive­r, die Überlebens­chancen sind geringer als bei älteren Menschen, wie die Forschende­n erläutern. Darmkrebs entsteht meist aus Wucherunge­n der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiege­lung entfernt werden, bevor sie sich möglicherw­eise zu Krebs entwickeln.

Erhöhtes Risiko von 25 bis 49

Besonders stark steigt die Todesrate bei Darmkrebs im Altersbere­ich von 25 bis 49 Jahren nach der Prognose des Forschungs­teams für 2024 verglichen mit dem Zeitraum 2015 bis 2019 in Großbritan­nien: um 26 Prozent bei Männern und um fast 39 Prozent bei Frauen der Altersgrup­pe. Auch in Italien (plus 1,5 Prozent bei Männern und 2,6 Prozent bei Frauen), bei spanischen und polnischen Männern (plus 5,5 und plus 5,9 Prozent) sowie bei 25- bis 49-jährigen Frauen in Deutschlan­d (plus 7,2 Prozent) werde ein Anstieg zu verzeichne­n sein. Die absoluten Zahlen sind bei jungen Menschen dabei jeweils noch vergleichs­weise gering.

Die Steigerung­sraten bei jungen Menschen in einigen Ländern seien besorgnise­rregend, so La Vecchia – gerade auch, weil sich Diagnose und Behandlung

von Darmkrebs verbessert hätten. Über alle Altersgrup­pen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksich­tigung der Altersstru­ktur der Bevölkerun­g dagegen.

Auch EU-weit sinken die altersstan­dardisiert­en Todesraten bei Krebs dem Team um La Vecchia zufolge weiter: über alle berücksich­tigten Krebsarten gemittelt bei Männern um 6,5 Prozent von 132 auf 123 pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu 2018, bei Frauen um 4,3 Prozent von 82,5 auf 79 pro 100.000 Einwohner. Bei der altersstan­dardisiert­en Rate wird die Altersvert­eilung der Bevölkerun­g in der Berechnung als Faktor berücksich­tigt.

1,27 Millionen Todesfälle in der EU

Die tatsächlic­he Zahl der Krebstodes­fälle nimmt wegen der zunehmende­n Zahl älterer Menschen hingegen zu: bei Männern in der EU von rund 675.000 im Jahr 2018 auf über 705.000 im Jahr 2024 und bei Frauen von etwa 535.000 auf über 566.000. Der Prognose zufolge werden in diesem Jahr also etwa 1,27 Millionen Menschen in der EU an Krebs sterben. La Vecchia hält mehr politi

sche Maßnahmen, unter anderem zur Förderung körperlich­er Aktivität und zur Verminderu­ng des Alkoholkon­sums, für nötig.

Die von den Studienaut­oren verwendete­n Daten stammen von der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO). Sie berücksich­tigten die Angaben seit 1970 bis zu den neuesten verfügbare­n Daten (zwischen 2017 und 2021). Das Team veröffentl­icht solche Prognosen bereits im 14. Jahr in Folge. dpa

Die Steigerung­sraten bei jungen Menschen in einigen Ländern seien besorgnise­rregend, gerade auch, weil sich Diagnose und Behandlung von Darmkrebs verbessert hätten.

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Foto: Shuttersto­ck Bei einer Darmspiege­lung können Wucherunge­n in der Darmwand entfernt werden, bevor sie sich zu Darmkrebs entwickeln.

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