Carlos Fangueiro will seinen Herzensverein retten
Der ehemalige BGL-Ligue-Trainer spricht über seine Zeit in Luxemburg und das Aus in Hesperingen. Sein neuer Club ist auch hierzulande bekannt
„Ein guter Sohn kehrt nach Hause zurück.“Mit dieser gängigen portugiesischen Redewendung stellte die SocialMedia-Abteilung des SC Leixoes vergangene Woche ihren neuen Trainer vor. Bei seinem Ligadebüt am Sonntag gegen Santa Clara empfing eine mitgereiste Fangruppe Carlos Fangueiro mit einem Banner. Selbst nach der 0:2-Auswärtsniederlage gegen den Tabellenführer wurde der 47-Jährige zum Teil innig von den Zuschauern umarmt.
„Wir hatten nur drei gemeinsame Trainingseinheiten, um das Spiel vorzubereiten. Somit konnte ich bislang nicht allzu viel umstellen. Wir haben auf einem katastrophalen Platz gegen eine physisch starke Mannschaft gespielt. Besonders die Rote Karte in der 33. Minute hat die Situation erschwert. Aber der Empfang der Fans war unglaublich. Seit meinem ersten Tag spüre ich eine enorme Unterstützung“, verrät Fangueiro.
: Zu einem anderen Verein wäre ich in einer derartigen Situation wahrscheinlich nicht gewechselt. Carlos Fangueiro
Denn der 47-Jährige ist wahrlich kein Unbekannter für die Anhänger des Clubs aus Matosinhos. Fangueiro wurde selbst in der Hafenstadt im Norden Portugals geboren und spielte in der Jugend des Vereins. Er lief sogar zeitweise für die Profi-Mannschaft von Leixoes auf, ehe es ihn 2013 nach Luxemburg verschlug. Über zehn Jahre später ist Fangueiro nun also als Chef-Trainer zu seinem Jugendverein zurückgekehrt. Lange über das Angebot des abstiegsgefährdeten Zweitligisten nachdenken, musste er nicht.
„Ich habe bei diesem Club mit dem Fußballspielen begonnen und den Sprung in den Profi-Fußball geschafft. Leixoes befindet sich derzeit in einer schwierigen Phase. Zu einem anderen Verein wäre ich in einer derartigen Situation wahrscheinlich nicht gewechselt. Doch Leixoes ist mein Herzensverein und ich muss einfach versuchen, den Club vor dem Abstieg zu retten.“
Erfolge in Luxemburg
Fangueiro steht erst am Anfang seiner Trainerlaufbahn. Dennoch kann der ehemalige Profi-Fußballer bereits auf einige Erfolge zurückblicken. Er gewann 2022 mit F91 Düdelingen den luxemburgischen Meistertitel und ließ im vergangenen Sommer mit Hesperingen in der Europapokal-Qualifikation mit ordentlichen Ergebnissen aufhorchen.
„Ich bin wirklich stolz auf die Zeit in Luxemburg. Früher oder später werde ich wohl zurückkommen, weil es wunderschönes Land ist, das ich liebe. Ich habe in Luxemburg Freundschaften geschlossen und sportliche Erfolge gefeiert. Zudem habe ich noch Familie im Großherzogtum. Ich bin den Menschen im Land sehr dankbar, dass sie mich so
positiv aufgenommen haben und ich die Möglichkeit hatte, meiner Leidenschaft nachzugehen.“
Nach durchwachsenen Leistungen trennte sich Hesperingen gegen Ende der Hinrunde jedoch von Fangueiro. „Ich hatte mir in Hesperingen logischerweise viel mehr erwartet. Außerhalb des Vereins dachten viele Leute, dass wir mit 15 oder 20 Punkten Vorsprung Meister werden. Aber man darf nicht vergessen, dass es einen großen Umbruch gab und mit Rayan Philippe der torgefährlichste Spieler aus der BGL Ligue den Verein vor der Saison verlassen hatte“, erklärt Fangueiro.
Auch die Unausgewogenheit des Kaders bereitete ihm Probleme. „Wir hatten 43 Spieler im Kader. Deshalb war es schwierig, die Frustrationen mancher Spieler zu managen. Zudem hatten wir nicht wirklich einen klassischen Mittelstürmer im Team. Ich hätte etwas mehr Zeit gebraucht. Am Ende muss ich als Trainer die Verantwortung übernehmen. Aber die Rahmenbedingungen waren nicht einfach.“
BGL Ligue als Sprungbrett
Nach Jamath Shoffner ist Fangueiro nun bereits der zweite Trainer aus der BGL Ligue, der in der laufenden Spielzeit zu einer ausländischen Profi-Mannschaft wechselte. Sein neuer Verein ist auch in Luxemburg bekannt. Bereits vor Fangueiro zog es Menschen aus Matosinhos ins Großherzogtum. Einige Einwanderer gründeten sogar den hiesigen Verein Leixoes, der an der sogenannten früheren portugiesischen Fußballmeister
schaft in Luxemburg teilnahm. In einem Vereinsheim in Esch verfolgten Sympathisanten sogar regelmäßig die Spiele der portugiesischen Profi-Mannschaft.
Ob in Luxemburg oder Portugal, die Hoffnungen der Fans in Fangueiro sind groß. Unter ihm soll der abstiegsgefährdete Club wieder zurück in die Erfolgsspur finden. Denn der Verein hat bereits bessere Zeiten erlebt. Leixoes gewann 1961 den portugiesischen Pokal, hat Europapokal-Erfahrung und spielte in der jüngeren Vergangenheit zeitweise in der höchsten portugiesischen Spielklasse.
Doch Fangueiros Auftaktprogramm hat es in sich. Nach der Niederlage gegen den Tabellenführer Santa Clara belegt Leixoes weiterhin den Relegationsrang (16.) und hat derzeit vier Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Mit Vincent Thills Ex-Club Nacional Funchal, der derzeit Rang drei belegt, und der Zweitvertretung von Benfica warten in den kommenden Wochen weitere anspruchsvolle Aufgaben auf Fangueiro und Leixoes.
„Wir treffen auf sehr starke Gegner. Aber ich habe Vertrauen in die Mannschaft und bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit unseren Fans wichtige Punkte einfahren können. Zudem wollen wir noch den ein oder anderen guten Spieler verpflichten, um variabler zu werden. In der Offensive fehlen uns etwa Spieler, die die Bälle festmachen können. Ich werde nun versuchen, das Vertrauen der Spieler wieder zu stärken.“Denn Fangueiro möchte mit seinem Herzensverein langfristig wieder an alte Erfolge anknüpfen.