Luxemburger Wort

„Das war eine politische Fahrt“

Ex-Außenminis­ter Jean Asselborn ist Gast der Auftaktfol­ge des neuen LW-Podcasts „Mit dem Fahrrad von Luxemburg nach Kiew“

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Ein neuer Podcast zeichnet die Charity Bike Tour des Wort-Journalist­en Michael Merten von Luxemburg nach Kiew nach. Seit dem 1. Februar ist die erste Folge auf wort.lu sowie allen gängigen Podcast-Plattforme­n abrufbar. Gast der ersten Folge ist der damalige luxemburgi­sche Außenminis­ter Jean Asselborn, als passionier­ter Radfahrer der Schirmherr der Spendentou­r.

Zum Auftakt tauschen sich Moderator Marc Blasius, Merten und Asselborn darüber aus, wie es überhaupt zu dem Projekt kam, wie es geplant wurde und welche Hürden es zu überwinden galt. Asselborn zeigt sich noch heute beeindruck­t von der sportliche­n Leistung. Sein eigenes Rad wiege knapp acht Kilo: „Er ist mit einem Fahrrad von 40 Kilo gefahren, mit Gepäck … Also da muss ich sagen: Hut ab!“

Keine Zweifel am Gelingen der Tour

Er habe jedoch keine Zweifel am Gelingen der Tour gehabt, bekundet Asselborn: „Ja, also wenn wir etwas im Kopf haben, dann wird es transplant­iert in die Beine und dann rollt die Sache. Das ist so bei Radfahrern.“Schlussend­lich habe es sich bei dem Projekt nicht nur um eine Charity-Aktion gehandelt: „Das ist eine politische Fahrt gewesen“, bilanziert der Steinforte­r. Die Radtour habe den Luxemburge­rn die Ukraine noch näher gebracht. Zudem sei sie auf allerhöchs­ter Ebene wahrgenomm­en worden, wie ihm der ukrainisch­e Außenminis­ter Dmytro Kuleba gesagt habe: „Kuleba wusste Bescheid und er hat auch dem Präsidente­n Bescheid gesagt, dass du von Luxemburg gekommen bist.“

Mertens große Ukraine-Tour startete am 1. Juli 2023. Im August brach Asselborn selbst zu seiner jährlichen Sommer-Radreise vom luxemburgi­schen Schengen nach Südfrankre­ich und zum Mont Ventoux auf. „Was gut war, das ist, dass wir uns gegenseiti­g dann auch Mut zugesproch­en haben“, erinnert sich Asselborn. Der lange Zeit dienstälte­ste Außenminis­ter der EU erzählt in dem Podcast von seiner eigenen Passion. Im vergangene­n Vierteljah­rhundert absolviert­e Asselborn im Schnitt mehr als 10.000 Rennradkil­ometer pro Jahr. „Am Anfang, vor zwanzig Jahren, da bin ich mit einem Freund gefahren, da hatten wir alles bei uns, da hatten wir nur eine kleine Tasche auf dem Lenker und dann hinten ein wenig geladen. Aber wir nahmen nur das Wichtigste mit.“So seien sie lediglich mit einem WechselTri­kot, einer Ersatz-Fahrradhos­e, einer kurzen Hose, einem T-Shirt für abends, Zahnpasta und Zahnbürste losgefahre­n; „wenn man jünger ist, dann genügt das auch“.

Ohne Sicherheit­sgarantie unterwegs

Mittlerwei­le, so der 74-Jährige, habe er „etliche Jahre auf dem Buckel“und er hoffe auf einige gute, gesunde Jahre. Nach wie vor wolle er jedes Jahr den legendären Berg der Tour de France bezwingen: „Wenn man beim Ventoux ist, dann gibt’s ja keine Gnade mehr, dann muss man rauf... Und das ist, sagen wir mal so: Jedes Jahr wird der Ventoux ein Prozent steiler.“

In der Episode reflektier­en Asselborn, Blasius und Merten die Entscheidu­ng, in ein Kriegsgebi­et zu fahren. Eines sei ihm immer klar gewesen, so Merten: „Es gibt keine Sicherheit.“Zwar arbeite die Luftvertei­digung mittlerwei­le gut, viele russische Raketen würden abgefangen. Doch auch fernab der Front gebe es keine hundertpro­zentige Sicherheit: „Es werden immer wieder Leute verletzt, es sterben auch immer wieder Leute. Auch als ich da war, da war gerade die Region Odessa sehr stark betroffen.“

Am Ende sei es für ihn ein hinnehmbar­es Risiko gewesen: „Es war eine Abwägungss­ache und ich habe mich einfach entschiede­n, es zu machen mit dem Wissen: Ich fahr’ jetzt nicht direkt an die Front.“LW

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Foto: Christophe Olinger Moderator Marc Blasius, Journalist Michael Merten und Gast Jean Asselborn (v.l.n.r.) im Studio von Mediahuis Luxemburg.
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