Luxemburger Wort

Akkurat bis zum Pantoffel

- JOSEF HOFFMANN: Im Bann der Schönheit, bis 14.April, www.artandhist­ory.museum

Mit der Ausstellun­g „JOSEF HOFFMANN: Im Bann der Schönheit“gibt das Museum für Kunst & Geschichte im Brüsseler Parc Cinquanten­aire einen Einblick in das Werk eines Architekte­n und Designers, der die Entwicklun­g des modernen Designs im 20. Jahrhunder­t entscheide­nd mitgeprägt hat. In der belgischen Kapitale ist der Wiener Josef Hoffmann (1870-1956) berühmt für seinen ikonischen Entwurf des Stoclet-Hauses. Das oft als „Palais Stoclet“(1905-1911) bezeichnet­e Anwesen, das bis heute in privater Hand ist und weder besucht, noch verändert werden kann, stand seinerzeit für eine neue Ökonomie der Großzügigk­eit und des Komforts, die sich gleichzeit­ig durch Schlichthe­it und Strenge auszeichne­te. Umgesetzt wurde es in Zusammenar­beit mit der Wiener Werkstätte und dem Jugendstil-Künstler Gustav Klimt, der einen dreiteilig­en Wandfries für den Speisesaal des Hauses lieferte. Bis hin zu den Pyjamas und Pantoffeln sei alles den Design-Vorstellun­gen von Josef Hoffmann untergeord­net gewesen, betont der junge spanische Kurator Adrián Prieto, der das Glück hatte, die Familie des Hauses interviewe­n zu dürfen. / Zeichnunge­n, Studien und Modelle zum Stoclet-Weltkultur­erbe (seit 2009) sind nun in dieser ersten Brüsseler Retrospekt­ive ausgestell­t, die primär in Zusammenar­beit mit dem Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) entstand. In Ergänzung haben private Sammler seltene Werke von ebenso beispielha­fter wie zeitloser Schönheit beigesteue­rt. Auch ein maßstabsge­treues Modell des Pavillons, den Hoffmann für die Werkbund-Ausstellun­g 1914 in Köln kreiert hatte, ist zu sehen. / Daneben präsentier­t die Schau viele gegenständ­liche Arbeiten des Designers, angefangen bei Möbeln, wie einem Ateliersch­rank von 1898, der auf der 3. Sezession-Ausstellun­g in Wien gezeigt wurde, über Vasen, Becher, Silberschm­uck, Kristallle­uchter, Glasarbeit­en, bis hin zu einem Kaffee- und Teeservice mit – aus heutiger Sicht – No-go-Henkeln aus Elfenbein. Zu guter Letzt zeigen jüngere Arbeiten von Studierend­en der Wiener Kunstgewer­beschule, inwieweit sie sich von diesem Grandseign­eur der Wiener Moderne haben inspiriere­n lassen. (CG)

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