Akkurat bis zum Pantoffel
Mit der Ausstellung „JOSEF HOFFMANN: Im Bann der Schönheit“gibt das Museum für Kunst & Geschichte im Brüsseler Parc Cinquantenaire einen Einblick in das Werk eines Architekten und Designers, der die Entwicklung des modernen Designs im 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt hat. In der belgischen Kapitale ist der Wiener Josef Hoffmann (1870-1956) berühmt für seinen ikonischen Entwurf des Stoclet-Hauses. Das oft als „Palais Stoclet“(1905-1911) bezeichnete Anwesen, das bis heute in privater Hand ist und weder besucht, noch verändert werden kann, stand seinerzeit für eine neue Ökonomie der Großzügigkeit und des Komforts, die sich gleichzeitig durch Schlichtheit und Strenge auszeichnete. Umgesetzt wurde es in Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte und dem Jugendstil-Künstler Gustav Klimt, der einen dreiteiligen Wandfries für den Speisesaal des Hauses lieferte. Bis hin zu den Pyjamas und Pantoffeln sei alles den Design-Vorstellungen von Josef Hoffmann untergeordnet gewesen, betont der junge spanische Kurator Adrián Prieto, der das Glück hatte, die Familie des Hauses interviewen zu dürfen. / Zeichnungen, Studien und Modelle zum Stoclet-Weltkulturerbe (seit 2009) sind nun in dieser ersten Brüsseler Retrospektive ausgestellt, die primär in Zusammenarbeit mit dem Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) entstand. In Ergänzung haben private Sammler seltene Werke von ebenso beispielhafter wie zeitloser Schönheit beigesteuert. Auch ein maßstabsgetreues Modell des Pavillons, den Hoffmann für die Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln kreiert hatte, ist zu sehen. / Daneben präsentiert die Schau viele gegenständliche Arbeiten des Designers, angefangen bei Möbeln, wie einem Atelierschrank von 1898, der auf der 3. Sezession-Ausstellung in Wien gezeigt wurde, über Vasen, Becher, Silberschmuck, Kristallleuchter, Glasarbeiten, bis hin zu einem Kaffee- und Teeservice mit – aus heutiger Sicht – No-go-Henkeln aus Elfenbein. Zu guter Letzt zeigen jüngere Arbeiten von Studierenden der Wiener Kunstgewerbeschule, inwieweit sie sich von diesem Grandseigneur der Wiener Moderne haben inspirieren lassen. (CG)