Luxemburger Wort

Handwerk geht pessimisti­sch ins neue Jahr

In der sich abzeichnen­den Krise fordert die „Chambre des Métiers“weniger Bürokratie, mehr Unterstütz­ung und gezielte Zuwanderun­g

- Von Thomas Klein

2024 wird ein entscheide­ndes Jahr für die kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n (KMU) im Land. So sieht es zumindest Tom Oberweis, der Präsident der Chambre des Métiers. In seiner Ansprache beim traditione­llen Neujahrsem­pfang des Handwerks am Dienstagab­end forderte er die neue Regierung auf, ihre Verspreche­n zur Stärkung der Wettbewerb­sfähigkeit der Luxemburge­r Wirtschaft in die Tat umzusetzen.

„Die Stimmung im Handwerk ist nicht gut“, sagt Oberweis. „Neben der historisch­en Krise, die sich im Baugewerbe ankündigt, zeigen auch andere Handwerksz­weige einen erhebliche­n Rückgang ihrer Aktivitäte­n, mit eher negativen Aussichten für die kommenden Monate.“

Krisenmodu­s ausgerufen

In diesem Zusammenha­ng begrüßen die Handwerksk­ammer und der Handwerker­verband die Entscheidu­ng der Regierung, für bestimmte Branchen des Bausektors den Status den Krisenmodu­s auszusprec­hen, wodurch die Unternehme­n leichter Kurzarbeit aus konjunktur­ellen Gründen beantragen können.

Der Sektor mit seinen 4.000 Unternehme­n, die 60.000 Personen beschäftig­en, warte jedoch weiterhin auf die Umsetzung des kürzlich vom Premiermin­ister ange

kündigten Pakets gezielter Maßnahmen zur Wiederbele­bung der Bautätigke­it, insbesonde­re durch steuerlich­e Anreize für Investoren in Immobilien und Mietwohnun­gen.

Zwar sei man grundsätzl­ich dafür, den Mitarbeite­rn flexiblere Arbeitszei­tmodelle und eine bessere „Work-Life-Balance“anzubieten, das Patronat pocht aber darauf, dass die 40-Stunden-Woche beibehalte­n wird. Kritisiert werden die zusätzlich­en Möglichkei­ten für Arbeitnehm­er, Sonderoder Elternurla­ub zu beantragen. Das stelle gerade für kleinere Betriebe eine Belastung dar, gerade angesichts des Fachkräfte­mangels.

Gezielte Zuwanderun­g notwendig

„Der Verband und die Kammer begrüßen, dass die Förderung der Handwerksb­erufe, insbesonde­re bei jungen Menschen, einen zentralen Platz im Koalitions­vertrag einnimmt“, sagt Präsident Oberweis, der zudem die Bedeutung des Reformproz­esses der Meisterbri­efe hervorhebt, welcher gemeinsam mit dem Bildungsmi­nisterium eingeleite­t wurde.

Vor dem Hintergrun­d eines langfristi­gen Arbeitskrä­ftemangels aufgrund einer umgekehrte­n Alterspyra­mide werde die Regierung vor allem an drei Fronten tätig werden müssen: Berufsorie­ntierung für Jugendlich­e, Mobilisier­ung der „Humanresso­urcen“in der Großregion und gezielte Zuwanderun­g aus Drittstaat­en.

Das im Koalitions­vertrag angegebene Ziel, die Verwaltung­slasten um 25 Prozent zu reduzieren, wird von der Kammer und dem Verband positiv aufgenomme­n, da dies eine potenziell­e Quelle für Produktivi­tätsverbes­serungen für kleine und mittlere Handwerksb­etriebe sei.

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Foto: Chambre des Métiers Für Tom Oberweis, Präsident der Chambre des Métiers, wird 2024 ein entscheide­ndes Jahr für das Handwerk.

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