Wer hat Gemälde von Jean-Pierre Beckius?
Die Enkel und Enkelinnen des Malers, der in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden wäre, sind dabei, das umfangreiche Werk des Künstlers zu erfassen
In diesem Jahr wäre Jean-Pierre Beckius 125 Jahre alt geworden. Die Villa Vauban wird im November dieses Jahres und bis Anfang Juli kommenden Jahres in einer großen Ausstellung an den Maler erinnern. Seine Enkel und Enkelinnen sind dabei, das umfangreiche Werk ihres Großvaters zu erfassen. JeanPierre Beckius war sehr produktiv, er lebte auch von seiner Kunst. Wie viele Bilder er in seinem kurzen Leben gemalt hat, weiß man heute nicht so genau. Die beiden Enkelinnen Eve-Lynn Beckius und Dunja Weber können die Zahl nur schätzen. Um die 1.000 Bilder könnten es durchaus sein.
Geboren ist Jean-Pierre Beckius am 4. August 1899 in Mertert und ist dort auch am 11. Dezember 1946 gestorben. Damals, anderthalb Jahre nach Kriegsende, hat man sich nicht sonderlich um den Nachlass des Künstlers gekümmert. Und auch Jean-Pierre Beckius selbst hat sein OEuvre zu Lebzeiten nie systematisch erfasst. Viele seiner Gemälde sind in Privatkollektionen, wurden verschenkt und vererbt, und auch das Nationalmusée um Fëschmaart, die Villa Vauban, das Erzbistum, einige Banken und Gemeinden sowie die Nachkommen des Malers sind im Besitz von Bildern des Künstlers.
„Vor etwa zwei Jahren haben wir damit begonnen, das Werk digital zu erfassen“, erklärt Dunja Weber. Um die 600 Ölbilder sind in der Datenbank enthalten. François Beckius, Sohn des Malers, hat die meisten davon fotografiert. Um in dieser mühevollen Arbeit voranzukommen, appelliert die Familie Beckius an Privatleute, die im Besitz eines oder mehrerer Gemälde von Jean-Pierre Beckius sind. „Es geht nicht darum, die Bilder für eine Leihgabe für die Ausstellung in der Villa Vauban aufzuspüren, wir wollen lediglich das Werk unseres Großvaters erfassen, und das so vollständig wie möglich“, betont Eve-Lynn Beckius. Die Gemälde werden fotografiert und in einer Monografie veröffentlicht. Dies werde natürlich diskret behandelt. Man werde die Namen der Besitzer nicht preisgeben, wird versichert. „Weiter suchen wir aber auch alles Erdenkliche, was in Zusammenhang mit Jean-Pierre Beckius stehen könnte“, so Dunja Weber. Fotografien, Dokumente, Ausstellungskataloge etc.: Wer nur irgendwie beitragen kann, das Wissen um das OEuvre des Malers Jean-Pierre Beckius zu vertiefen, sollte sich unbedingt bei der Familie Beckius melden (siehe Kontaktdaten unten).
Von Mertert nach Paris
Schon als Kind war Jean-Pierre Beckius ein begabter Maler und Zeichner. Dass er zur Handwerkerschule durfte und nicht den elterlichen Hof bewirtschaften musste, verdankte er seinem Freund Pierre Frieden, dem Professor und späteren Staatsminister, der Beckius‘ Eltern überzeugen konnte, dass ihr Sohn unbedingt Kunst studieren müsse.
So trat der junge Beckius im Alter von 15 Jahren in die Handwerkerschule ein und bekam Unterricht von den Zeichenlehrern Pierre Blanc (1872–1946) und Ferdinand d‘Huart (1857–1919). Von 1919 bis 1926 studierte er an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Dort bewohnte er ein Zimmer auf der Butte Montmartre, malte das quirlige Leben in den Gassen und Boulevards von Paris und verirrte sich mit seiner Staffelei entlang der Seine. Beckius zeigte damals bereits seine ausgeprägte Vorliebe für die Malerei der
Impressionisten. Manche seiner Werke lassen sich aber auch dem Naturalismus und gar dem Realismus zuordnen.
Italien und Holland
Im Oktober 1928 bekam Jean-Pierre Beckius ein Stipendium für eine Bildungsreise nach Italien, die ihn unter anderem nach Rom und Neapel führte. Die Werke dieser Zeit zeichnen sich durch starke Einflüsse des Impressionismus aus. Seine Farben wurden intensiver und wärmer, seine Palette wurde nicht nur klarer, sondern auch raffinierter.
Das antike, barocke und zuweilen auch sehr strenge Rom verließ der junge Maler, um in das fröhlichere Neapel weiterzuziehen. Auch dort malte der Künstler etliche Bilder. Mit reinen, kontrastreichen Farben verwandelte er die Architekturen und Dächer dieser Stadt in eine glitzernde Bildfläche, in der Rot, Grau und warmes Gelb dominieren.
Nach der Italien-Tour kehrte Jean-Pierre Beckius in seine Heimat zurück, heiratete in Mertert und ging auf Hochzeitsreise in die Niederlande. Das junge Paar blieb von April 1933 bis Juni 1934 in Holland. Da der Maler dort unter ganz anderen Lichtverhältnissen
arbeitete als in Italien, bekamen seine Gemälde fortan eine weniger leuchtende Farbgebung. Nebel und Dunst des maritimen Klimas legten einen Schleier auf Horizonte und Landschaften.
Die Jahre des Lernens, des Entdeckens und der malerischen Abenteuer gingen allmählich zur Neige. Nach Paris, Italien und Holland ließ sich Jean-Pierre Beckius im Juni 1934 definitiv in seinem Heimatdorf Mertert nieder und wurde zu einem Verfechter der Mosellandschaft in einem lyrischen, impressionistischen Stil. Er malte viele Bilder, Landschaften und Porträts, seine Heimat, das Mosel- und Syrtal, seine Mitbewohner … Seine Künstlerkarriere sollte noch ein Dutzend Jahre dauern. Im jungen Alter von nur 47 Jahren starb er 1946.
1967 fand eine Retrospektive auf sein Werk im Staatsmuseum statt. Damals schrieb das „Luxemburger Wort“folgendes über den Künstler: „Pour la première fois depuis 20 ans le public intéressé aura l’occasion de faire connaissance de l’oeuvre d’un des peintres luxembourgeois les plus authentiques, Jean
Pierre Beckius, représentant le plus en vue de notre petite école impressionniste.“
Eine solche Gelegenheit bietet sich nun nach langer Zeit wieder. Vom 30. November 2024 bis zum 6. Juli 2025 zeigt die Villa Vauban der Stadt Luxemburg die verschiedenen Perioden, die für das Werk des Malers charakteristisch sind. Die Ausstellung legt dabei ihren Schwerpunkt auf wenig bekannte oder völlig unbekannte Werke des Künstlers. Und bereits am kommenden 14. Mai erscheint eine Sonderbriefmarke der Post, die dem Künstler gewidmet ist.
Seine Farben wurden intensiver und wärmer, seine Palette wurde nicht nur klarer, sondern auch raffinierter.