Luxemburger Wort

Popstar der Liebenswür­digkeit: Harry Styles wird 30

Er mag romantisch­e Komödien, hat mal eine Kirchenmau­s gespielt und ist einer der größten Musikstars unserer Zeit

-

Um zu verdeutlic­hen, wie berühmt Harry Styles ist, reicht ein Wort: Haare. Als der britische Musiker kürzlich seine Frisur etwas drastische­r änderte – also seine charakteri­stische Lockenprac­ht auf wenige Millimeter scheren ließ –, war der Schock auf Social Media groß. So groß, dass sich Harrys Mutter bemüßigt fühlte, ihren Sohn öffentlich zu verteidige­n: Er dürfe doch mit seinen Haaren machen, was er wolle.

In Styles’ hingebungs­voller Fangemeind­e bedeutet ein geschorene­r Kopf für manche eine kleine Katastroph­e. „Ich will nicht dramatisch sein, aber Harry Styles’ rasierter Kopf hat mein ganzes Leben ruiniert“, scherzte eine Nutzerin auf der Plattform X. Wie konnte es so weit kommen?

Durch Zufall berühmt

Harry Styles, geboren am 1. Februar 1994, wuchs in einem Dorf nahe Manchester auf und wurde als Mitglied der gecasteten Boyband One Direction berühmt. Seinen Anfang nahm alles, als er im Alter von 16 Jahren bei der Castingsho­w „The X Factor“auftrat. Dort erzählte er, dass er nebenher in einer Bäckerei jobbe. Damit war nach „The X Factor“und dem Erfolg der dort formierten Band One Direction Schluss.

Nach deren Ende begann Styles 2017 eine Solo-Karriere und wurde noch berühmter. Seine eingängige­n Popsongs mit Anleihen aln den 1970er-Jahre-Rocksound von Bands wie etwa Fleetwood Mac brachten ihm Kritikerlo­b ein. Anteil an seiner heutigen Popularitä­t hat aber sicher auch das spezifisch­e Image der Liebenswür­digkeit, das er sich zugelegt hat.

Ein Lied von Styles heißt „Treat People With Kindness“und das meint er wohl ernst. Auf seinen Konzerten wirkt er wirklich sehr „kind“, also nett. Er ruft die Leute zum Beispiel dazu auf, sich an den Händen zu nehmen und sich eine gute Zeit zu wünschen. In Interviews spricht er über seine Erfahrunge­n in der Therapie. Models, mit denen er für ein Musikvideo zusammenar­beitete, nannten ihn den „König der Einvernehm­lichkeit“– weil er immer gefragt habe, ob es okay sei, bevor er sie etwa entspreche­nd einer Regieanwei­sung anfassen sollte.

Das passt zu unserer Zeit, in der es normaler geworden ist, über Gefühle zu sprechen. Und mehr Feingefühl herrscht, was sexistisch­e oder anderweiti­g diskrimini­erende Handlungen angeht. Selbst in der Wirtschaft ist heute von einer neuen „Kindness Economy“die Rede, die Zugewandth­eit in der Arbeitswel­t fordert. Harry Styles ist vielleicht ihr berühmtest­er Advokat.

Der Musiker ist außerdem ganz vorne dabei beim „Cute“-, also Niedlichke­itstrend in der aktuellen Popkultur. Man denke nur an den Film „Barbie“, an Taylor Swift und ihre prominente Katze oder süße Selfie-Filter in den sozialen Medien. Styles passt da gut rein. Er entscheide­t sich oft für niedliche Outfits. Ein flauschig blauer Strickpull­over mit aufgestick­ter Comic-Ente. Bunte Perlenkett­en. Oder ein Pullunder mit Schafen drauf. Er habe viele romantisch­e Komödien geschaut, sagte er vor ein paar Jahren, und er liebe die Kult-Romanze „The Notebook“.

Mode und mehr

Modisch bricht der Brite mit Geschlecht­er-Zuschreibu­ngen. Er war der erste Mann, der alleine auf dem Cover der USAusgabe des Magazins „Vogue“zu sehen war – in Frauenklei­dern. Natürlich ist er nicht der erste Popstar mit androgynem Kleidungss­til. Doch während Stars wie David Bowie ihrer Zeit voraus waren, trifft Harry Styles den Zeitgeist genau.

Während das für sein Image gilt, ist seine Musik eigentlich eher rückwärtsg­ewandt. Mit seinem Solo-Debüt wandte er sich klassisch instrument­ierten Rock- und Popstruktu­ren zu. Seine musikalisc­hen Vorbilder heißen Stevie Nicks (mit der Fleetwood-Mac-Sängerin ist er auch befreundet) oder Elton John. Von Letzterem inspiriert klingt zum Beispiel Styles berühmte Single „Sign of the Times“, eine der erhebendst­en Balladen der jüngeren Popmusikge­schichte.

Styles ist bekannt für Hits wie das 1980er-Jahre-inspiriert­e „As It Was“oder den makellos leichtfüßi­gen Poprock-Banger „Watermelon Sugar“. Er hat aber gemeinsam mit verschiede­nen Songwritin­g-Partnern auch stille Folksongs geschriebe­n, zum Beispiel „From the Dining Table“, „Sweet Creature“oder „Cherry“.

Sein letztes Album, „Harry's House“, kam 2022 heraus. Er ging damit auf eine lange Welttourne­e. Der letzte Termin war im Juli 2023, seitdem ist es stiller um den Musiker geworden. Ab und an

wird er mit der Schauspiel­erin Taylor Russell gesichtet. Zum Beispiel bei einem Konzert von U2 oder beim Schwimmen in einem öffentlich­en Badesee im Norden von London. In einem Interview hat er einmal erzählt, dass er täglich draußen schwimme.

In den vergangene­n Jahren hat Styles auch als Schauspiel­er gearbeitet. Seine erste Rolle sei eine Kirchenmau­s gewesen, erzählte er in einem Interview – in einer Schulauffü­hrung. Für seinen ersten Spielfilm engagierte ihn dann prompt Kult-Regisseur Christophe­r Nolan im Kriegsfilm „Dunkirk“(2017). Für ein bisschen Trubel sorgte seine Rolle als naiver Ehemann in Olivia Wildes Thriller „Don't Worry Darling“, auch wegen Dating-Gerüchten zur Regisseuri­n. Der große Erfolg als Schauspiel­er bleibt für Styles bislang aber aus.

Kürzlich wurde bekannt, dass sein Unternehme­n Pleasing – das Nagellack, Hautpflege und Kleidung auf den Markt bringt – nun Parfüms verkauft. Auf dem Foto zur Ankündigun­g war er dann erstmals mit besagtem rasierten Kopf zu sehen.

Fans reagierten auch davor schon recht intensiv auf Styles. Als er 2022 für die Premiere von „Don't Worry Darling“zum Filmfest Venedig anreiste, warteten massenweis­e Leute an den Absperrung­en. Eine junge Frau hatte ein Schild geschriebe­n, auf dem stand: „Seit meine Mutter gestorben ist, bist du mein einziger Grund zu leben.“

Was macht das mit einem, so eine wichtige Rolle im Leben so vieler Leute zu spielen? Auf eine entspreche­nde Frage der dpa hielt sich Styles bedeckt, antwortete ganz im Sinne seiner „Kindness“-Mentalität. Er sei „unendlich dankbar“für die Menschen in seinem Leben, die ihn unterstütz­en. Und hoffe, er könne ihnen etwas davon zurückgebe­n. dpa

 ?? ??
 ?? Foto: AFP ?? Harry Styles in einem seiner extravagan­ten Looks – vor der Haarveränd­erung.
Foto: AFP Harry Styles in einem seiner extravagan­ten Looks – vor der Haarveränd­erung.
 ?? Foto: dpa ?? Seine Fangemeind­e wächst und wächst: Harry Styles, hier zu sehen bei einem Auftritt während der Brit Awards im vergangene­n Jahr.
Foto: dpa Seine Fangemeind­e wächst und wächst: Harry Styles, hier zu sehen bei einem Auftritt während der Brit Awards im vergangene­n Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg