Luxemburger Wort

Basketball­profis, die Luxemburg als Sprungbret­t genutzt haben

Viele US-Amerikaner kommen in die LBBL, um in Europa Fuß zu fassen. Doch nur wenigen gelingt die große Karriere

- Von Bob Hemmen

Alfonzo McKinnie schaffte es aus der Nationale 2 in die NBA. Auch Spieler wie Jarmar Gullley, Evan Bruinsma oder Shavon Coleman spielten zu Beginn ihrer Profikarri­ere in Luxemburg, bevor sie bei Vereinen in Topligen unter Vertrag standen. Aber wie sah es in den vergangene­n fünf Jahren aus? Ist es noch möglich, Luxemburg als Sprungbret­t zu nutzen? „Das kann funktionie­ren, aber dafür muss vieles zusammenko­mmen“, sagt Rui Nunes.

Der Spielerber­ater erklärte bei „And One – De Basketpodc­ast“, dass der große Durchbruch nur wenigen Profis gelingt. „Wenn von Hunderten nur einige es schaffen, verkauft man etwas, das nicht wirklich stimmt.“Aber es gibt auch positive Beispiele.

In dieser Saison spielten vier US-Amerikaner in der deutschen Bundesliga, die in den vergangene­n fünf Jahren in Luxemburg aktiv waren. Vincent King von den Hamburg Towers kämpfte 2022 mit Contern um den Klassenerh­alt. Danach spielte er eine Saison in England, bevor der heute 27-Jährige zum deutschen Club wechselte, mit dem er auch im EuroCup antritt. Teamkolleg­e William Christmas

: Ich bin nicht erfüllt, bis ich es zu einem EuroLeague-Team geschafft habe. Jeff Garrett, ehemaliger Musel-Pikes-Profi

ging 2022 für die Musel Pikes auf Korbjagd. Der Forward konnte sich in der vergangene­n Saison in der ProA, der zweiten deutschen Liga, bei den Artland Dragons für höhere Aufgaben empfehlen.

Jeff Garrett spielte ebenfalls für die Musel Pikes und überzeugte in der Saison 2019/2020 mit starken Leistungen. Danach stand er in Finnland, der Ukraine und Litauen unter Vertrag. In der Saison 2023/2024 spielt er für den Bundesligi­sten Chemnitz und kommt auf durchschni­ttlich 13,1 Punkte und 8,3 Rebounds pro Spiel.

„Ich habe immer sehr hohe Erwartunge­n an mich selbst“, sagte der 29-Jährige dem „Wochenends­piegel“. „Ich bin erst zufrieden, wenn ich es in ein EuroLeague­Team geschafft habe. Ich bin in meinem fünften Jahr als Profi und glaube nicht, dass es zu spät dafür ist. Ich habe das Talent und das Potenzial, es auf dieses Niveau zu schaffen.“Mit Chemnitz erreichte Garrett das Viertelfin­ale des Europe Cup.

Der ehemalige Ettelbrück­er Tim Coleman wird aufgrund von Knieproble­men in dieser Saison kein Bundesliga­spiel mehr bestreiten, steht aber bereits seit 2022 bei Heidelberg unter Vertrag. Der heute 29Jährige hatte 2019 mit Etzella das Doublé gewonnen. Anschließe­nd spielte er in Finnland und Israel, ehe Crailsheim Colemans erste Station in Deutschlan­d wurde. Nach einer Saison wechselte er nach Heidelberg.

Ronnie Harrell spielte ebenfalls für Etzella. Zwar konnte er mit den Ettelbrück­ern in der vorzeitig abgebroche­nen Saison 2019/2020 keinen Titelgewin­n feiern,

durfte aber nach einer Zwischenst­ation in Spanien zwei Jahre später mit dem israelisch­en Club Hapoel Galil Gilboa am Europe Cup teilnehmen. Anschließe­nd absolviert­e Harrell die Vorbereitu­ng beim Bundesligi­sten Ludwigsbur­g, bevor er nach Israel (Ironi Ness Ziona) zurückkehr­te. In dieser Saison spielt Harrell für den griechisch­en Erstligist­en Aris Thes

saloniki, der ebenfalls im EuroCup vertreten ist.

Ordentlich­e Gehälter in der G League

Vinnie Shahid stand in der Saison 2020/2021 bei Contern unter Vertrag. Der Aufbauspie­ler schaffte es über Frankreich, Island und Kanada in die erste italienisc­he Liga und

spielte mit Varese in der Champions League und im Europe Cup. Während Profis wie der ehemalige Walferding­er Alex Stein oder der Ex-Düdelinger Steve Harris ihr Glück in anderen europäisch­en Ligen versuchten, zog es auch einige US-Amerikaner in die G League. Steins ehemaliger Résidence-Teamkolleg­e Armon Fletcher spielte zuletzt für die Ontario Clippers. Alex Reese schaffte es in der vergangene­n Saison mit Amicale bis ins Meistersch­aftsfinale und läuft nun für Rip City Remix auf. Und Elijah Cain, der 2020 kurzzeitig bei Contern unter Vertrag stand, trägt das Trikot der Salt Lake City Stars.

In der G League beträgt das Mindestgeh­alt mittlerwei­le 40.000 US-Dollar pro Saison. Das bedeutet, dass die Basketball­er fünf Monate lang 8.000 US-Dollar verdienen. Davon sind viele Bundesliga­spieler weit entfernt. „Den Vereinen ist das Geld ausgegange­n. Dadurch sind die Gehälter gesunken“, weiß Ken Diederich. Der Head of Basketball der FLBB kennt den Markt und findet, dass US-Amerikaner hierzuland­e unverhältn­ismäßig hohe Gehälter kassieren. „Den Profis geht es in Luxemburg oft sehr gut. Sie müssen nicht so oft trainieren und haben kaum Verpflicht­ungen.“

Nunes findet die Gehälter angemessen. „Dass hier mehr gezahlt wird, ist normal. Unsere Liga ist nicht gerade attraktiv. Wenn jemand in der ProA 2.500 Euro verdient, kommt er für das gleiche Geld nicht nach Luxemburg. Außerdem sind die Gehälter hier in den meisten Berufen höher als im Ausland.“Der Wechsel in eine andere Liga lohnt sich daher finanziell nicht für alle. Denn auch wenn in den vergangene­n Jahren wieder einige Profis den Sprung zu Spitzenclu­bs geschafft haben, bleiben es Einzelfäll­e.

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Der ehemalige Musel-Pikes-Profi Jeff Garrett (r.), hier gegen Vareses Tomas Woldetensa­e (l.), nimmt mit Chemnitz am Europe Cup teil.
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Fotos: Getty Images Alex Reese spielt in der G League für Rip City Remix.

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