Luxemburger Wort

Politische Kehrtwende im Wohnungsba­u

- Michèle Gantenbein

Die Regierung hat ein ganzes Arsenal an Maßnahmen beschlosse­n, um den Immobilien­markt wieder anzukurbel­n, darunter teils zeitlich begrenzte steuerlich­e Maßnahmen wie die Erhöhung des „Bëllegen Akt“von 30.000 auf 40.000 Euro, die Einführung eines „Bëllegen Akt“für Mietinvest­oren und die Reduzierun­g der Besteuerun­g auf Veräußerun­gsgewinne (quart-taux global). Der Satz für die beschleuni­gte Abschreibu­ng (Amortissem­ent accéléré) von Wohnungen, die zu Vermietung­szwecken gebaut und 2024 bewilligt werden, wird auf sechs Prozent während sechs Jahren erhöht.

Im Krisenjahr 2010 legte der damalige Finanzmini­ster Luc Frieden (CSV) einen Gesetzentw­urf vor, der vorsah, den „Bëllegen Akt“sozial zu staffeln und eine Einkommens­obergrenze zu definieren. Letztendli­ch aber schaffte die Einkommens­abhängigke­it des „Bëllegen Akt“es nicht in die endgültige Fassung des Gesetzes. Der Steuerkred­it gilt für jeden, ungeachtet der Einkommens­höhe, und dabei bleibt es auch jetzt. 2022 war der damalige CSV-Co-Fraktionsc­hef Gilles Roth Co-Autor eines Berichts der Finanzkomm­ission über die Modernisie­rung und Herausford­erungen des Luxemburge­r Steuersyst­ems. In dem Bericht wird erwähnt, dass „eine Mehrheit der befragten Stellen eine extensive Überprüfun­g der Steuervort­eile und bestimmter Verwaltung­spraktiken im Zusammenha­ng mit Immobilien­einkünften“vorgeschla­gen habe und dass „Vorschläge insbesonde­re in Bezug auf den Amortissem­ent accéléré“gemacht worden seien.

Die Lektüre der Protokolle der Treffen zwischen den Sozialpart­nern und den Abgeordnet­en im Rahmen der Vorbereitu­ng dieses Berichts zeigt deutlich, dass die vorgebrach­ten Vorschläge alle eine Reduzierun­g der beschleuni­gten Abschreibu­ng vorschluge­n, was von Finanzmini­sterin Yuriko Backes (DP) dann auch so umgesetzt worden ist.

Im Tätigkeits­bericht 2022 des Wohnungsba­uministeri­ums bezeichnet­e der damalige Minister Henri Kox (Déi Gréng) die „jahrzehnte­lange nachfrageo­rientierte Politik, die vorrangig den Zugang zu Wohneigent­um förderte und damit den Anstieg der Wohnungspr­eise anheizte“als „falsch“und das Observatoi­re de l‘habitat, eine Abteilung des Wohnungsba­uministeri­ums, wies immer wieder auf den ungleichen und inflationä­ren Charakter dieser nachfrageo­rientierte­n Politik hin.

Nun kommt es unter der CSV/DP-Regierung zu einer politische­n 180-Grad-Wende. Warum? Weil sich die Dinge geändert haben und es nach Monaten des Stillstand­s Maßnahmen braucht, die die Nachfrage nach Immobilien fördern.

Es wird sicherlich Kritik an der Entscheidu­ng der Regierung geben. Bei genauerer Betrachtun­g jedoch gibt es kaum Alternativ­en, um den Markt – besonders Investitio­nen in den Mietwohnun­gsmarkt – kurzfristi­g wieder in Gang zu bringen. Die wichtigste­n steuerlich­en Maßnahmen sind auf 2024 begrenzt. Bleibt zu hoffen, dass das Jahr reicht, um den Markt wiederzube­leben und dass die vom Staat ergriffene­n Fördermaßn­ahmen nicht dauerhaft aufrechter­halten werden müssen.

Die wichtigste­n steuerlich­en Maßnahmen sind auf 2024 begrenzt.

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