Die Garer Einwohner geben nicht auf und demonstrieren weiter
Die Bürger fühlen sich im Stich gelassen. Innenminister Léon Gloden erlebt bei einem Rundgang Drogenkriminalität und eine Schlägerei
„Ich lebe gerne hier. Und ich werde nicht wegziehen“, sagt Laurence Gillen, eine der Initiatorinnen der WhatsApp-Gruppe „Quartier Gare – sécurité & propreté“. Die Bürgerinitiative setzt sich für die Sicherheit im Bahnhofsviertel ein und ruft für Samstag zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten zu einer Demonstration auf.
„Ich bin oft gefragt worden, warum ich nicht wegziehe. Aber ich will nicht, ich habe nichts verbrochen. Das Garer Viertel ist ein tolles Viertel – abgesehen von der Drogenproblematik“, sagt Laurence Gillen im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“.
Die erste Demonstration am 23. September 2023 habe kurz davor und kurz danach eine Veränderung gebracht, so Gillen. „Aber dann wieder nichts.“Sie erzählt zum Beispiel von Lehrern, die Spielplätze vor der Benutzung kontrollieren, um Spritzen von Drogenabhängigen zu entfernen. Laurence Gillen stellt Folgendes fest: „Vor 20 Jahren hat man die Drogenabhängigen nicht gesehen. Heute schämen sie sich nicht mehr, eine Spritze im öffentlichen Raum zu benutzen.“
Innenminister Léon Gloden (CSV) konnte sich vor zwei Wochen selbst ein Bild machen. Gemeinsam mit Laurence Gillen und Vertretern des Schöffenrats besuchte er das Viertel. „Bei unserem Rundgang sah ich eine Person, die sich eine Spritze setzte.“Léon Gloden wurde auch noch Zeuge einer anderen Szene, wie er im LW-Gespräch schildert: „Wenige Meter von uns entfernt gab es eine Schlägerei. Später haben wir erfahren, dass einer der Beteiligten ein Messer dabeihatte.“
Der Minister nimmt aus dem Besuch einige Erkenntnisse mit: „Es ist eine schwierige Situation in diesem Viertel, das viel zu bieten hat. Ich verstehe die Anwohner. Aber den Drogenabhängigen muss geholfen werden. Diese Menschen sind krank.“
Prozeduren für Videoüberwachung werden vereinfacht
Ein Lösungsansatz wird laut Gloden bereits umgesetzt: mehr Fußpatrouillen im Viertel. „Es geht vor allem darum, die Drogenkriminalität zu bekämpfen und nicht einfach nur zu verlagern. Damit ist niemandem geholfen.“Er ist sich aber bewusst, dass dies nicht ausreicht. So hat Gesundheitsministerin Martine Deprez demnächst einen Termin mit den Verantwortlichen der Märei auf dem Knuedler.
Auf die Frage, ob mehr Videoüberwachung helfen würde, hat der Minister noch keine konkrete Antwort. Ein Ziel gibt er aber vor: „Wir wollen die Verfahren so überarbeiten, dass sie schneller ablaufen. Außerdem wollen wir die Genehmigungsdauer von drei auf fünf Jahre verlängern“.
Auch Laurence Gillen ist sich der Komplexität des Problems bewusst. „Es geht nicht darum, das Drogenproblem einfach zu verlagern. Man muss diesen Menschen helfen. Ihnen geht es sehr schlecht.“Die Bewohner fühlten sich im Stich gelassen, sagt Gillen. Und noch etwas kann sie nicht verstehen: „Drogen auf offener Straße zu verkaufen, ist eine Straftat. Und das wird einfach so toleriert.“Sie hat einen Wunsch: „Wenn die Dealer von der Straße verschwinden würden, wäre schon viel geholfen.“
Bei der Demonstration im September 2023 waren laut Polizei rund 600 Personen anwesend. „Wir rechnen mit etwa der gleichen Teilnehmerzahl, vielleicht auch mit mehr. Aber man weiß ja nie.“Aufgeben wollen Gillen und ihre Mitstreiter aber auf keinen Fall.
Ich kann die Einwohner verstehen. Aber den Drogenabhängigen muss geholfen werden. Léon Gloden, Innenminister