Luxemburger Wort

Unheilsges­chichten, Heilsgesch­ichten

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Nichts Menschlich­es ist den Lesungen an diesem Sonntag fremd. Da wäre zunächst Ijob, rechtschaf­fen, gottesfürc­htig, wohlhabend. Mehrfach wird er auf die Probe gestellt: Erst verliert er Knechte und Herde, dann seine Kinder, schließlic­h seine Gesundheit. Den Verlust seines Reichtums nimmt er klaglos hin, das schwere Los der Krankheit zunächst auch. Dann aber, nach dem ersten Schock und mit dem Besuch der Freunde, klagt er mit zunehmend betrübter Seele sein Leid. Nichts wäre ihm lieber als der Tod, denn „nie mehr schaut mein Auge Glück“(Ijob 7,7). Die Hoffnung stirbt zuletzt, so sagt man, hier ist sie offensicht­lich gestorben. Eine Unheilsges­chichte! Erst später findet Ijob zu neuem Glück.

Dann nehmen wir die Schwiegerm­utter des Petrus in den Blick, auch sie krank. Über ihren Gemütszust­and ist nichts bekannt, aber sie leidet, über ihren Gesundheit­szustand nur, dass sie Fieber hat. Es wird wohl mehr als eine Erkältung gewesen sein, sonst hätten Simon und Andreas Jesus nicht gleich unterricht­et, als er ihr Haus betrat. Der Heilung der Schwiegerm­utter folgen am Abend weitere. Viele Kranke, die zum Teil seit Jahren leiden und ihre persönlich­e „Hiobsbotsc­haft“erhalten, aber die Hoffnung nicht fahrengela­ssen haben, werden zu Jesus gebracht. „Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt.“Welch ein beeindruck­endes Bild muss das gewesen sein. Eine Stadt voller Hoffnung! Ich wünschte, ich, Sie, wir wären dabei gewesen…

Kommen wir zu Jesus selbst, dessen Ruf – und neue Lehre – sich, wir haben es am vergangene­n Sonntag gehört, rasch in ganz Galiläa verbreitet­e. Nach dieser denkwürdig­en Nacht, der neue Tag hat das Licht noch nicht gesehen, zieht er sich zum Gebet zurück. Simon und die anderen suchen ihn, er aber will weiterzieh­en, in die nächsten Dörfer, damit er auch dort verkündet. Jesus spricht von Verkündigu­ng, nicht von Heilung; aber führt nicht das eine, wenn es auf fruchtbare­n Boden fällt, zum anderen? Sein Wort verwandelt, auch uns, wenn wir es auf- und annehmen.

Unser letzter Halt soll bei Paulus und der Verkündigu­ng sein. Er verkündet das Wort Gottes nicht aus freiem Entschluss oder innerem Antrieb heraus, nein es sei ein Zwang, betont der Apostel, er könne nicht anders. Paulus will die Menschen „gewinnen“, das ist seine Mission. Er lebt, wie sie leben, will ihnen so nahe sein, um sie zu retten, wenigstens einige, um des Evangelium­s willen. Hier hört die Lesung auf (1 Kor 9,23).

Eigentlich schade. Denn den folgenden Vers (1 Kor 9,24) möchte ich Ihnen, werte Leserinnen und Leser, noch mit auf den

Weg durch die Woche geben: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegesprei­s gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!“Paulus wählt rhetorisch geschickt einen sportliche­n Vergleich, um nicht vom irdischen, sondern vom unvergängl­ichen Sieg zu sprechen, den jeder erlangen kann, der danach drängt. Dieser Lauf kennt nicht nur einen Sieger, aber wir müssen laufen, uns bemühen. Auch unser Lebensweg, der nie ganz frei von Hiobsbotsc­haften sein wird, kann uns auf die „Gewinnerst­raße“führen, wenn wir Gottes Wort in und um uns Raum geben. Lassen auch wir uns von Paulus gewinnen, für Jesus.

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Foto: Shuttersto­ck/ LW-Archiv „Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!“, fordert Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther die Gläubigen auf.
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Roger Nilles, Bistumskan­zler

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