Luxemburger Wort

Glasfaserk­abel der Post reichen 20 Mal um den Globus

Luxemburg ist eines der Länder mit der europaweit besten Vernetzung – beim Glasfasera­usbau ist das Großherzog­tum Musterschü­ler

- Von Ingo Zwank

Riesige Datenmenge­n in rasendem Tempo down- und uploaden, Filme in High Definition ruckelfrei anschauen, störungsfr­ei ohne Unterbrech­ungen mehrere Dienste, Anwendunge­n und Kommunikat­ionskanäle gleichzeit­ig nutzen – mit einer Internetve­rbindung über Glasfaser bis ins Haus, im Fachjargon „FTTH“(englisch für Fibre To The Home), geht das.

Und in Luxemburg soll dies bald für alle Haushalte möglich sein. Im April 2023 ging das luxemburgi­sche Regulierun­gsinstitut (ILR) mit einer Informatio­nskampagne an den Start, die den Haushalten im Land den Übergang vom Kupfer- auf Glasfasern­etz näherbrach­te. Diese Umstellung soll bis zum Jahr 2030 abgeschlos­sen sein, ein ehrgeizige­s Ziel, was sich auch die Post Luxembourg gesetzt hat. Doch bis dahin war es ein langer „KabelWeg“.

„Glasfaser für alle – bis in jede Wohnung“, sagt Gaston Bohnenberg­er, Direktor von Post Technologi­es, bedeutet, dass das aktuell noch im Dienst befindlich­e Kupfernetz in einer gewissen Zeit abgeschalt­et werden soll. „Aktuell betreiben wir als Post Luxembourg so gleich zwei Netze, was natürlich mit erhebliche­n Kosten verbunden ist“, so Bohnenberg­er weiter. Doch Angst, dass man von der Außenwelt abgeschnit­ten wird, braucht keiner zu haben, versichert der gelernte Elektrotec­hnik- und Telekommun­ikationsin­genieur.

Kupfernetz vor der Abschaltun­g

Telefonier­t wurde in der Vergangenh­eit (bis ca. 2010) ausschließ­lich über eine Kupferleit­ung. Diese, in der klassische­n Kommunikat­ionstechni­k als Telefonkab­el bezeichnet­e Leitung wurde für alle Arten der Signalüber­tragung bevorzugt eingesetzt.

Eine Übertragun­g elektrisch­er Signale mit hoher Geschwindi­gkeit (Erhöhung der Frequenz) auf langen Kupferkabe­ln ist aber nur mit aufwendige­n und komplexen Techniken möglich. Im Laufe der Zeit werden diese Techniken zwar immer besser, allerdings kämpfen sie immer mit einer hohen Störanfäll­igkeit durch Übersprech­en und externen Störsignal­en.

Im Computerze­italter sind Übertragun­gen mit immer höheren Datenraten wichtig. Dies erreicht man in der Regel durch eine höhere Bandbreite, also mit immer höheren Frequenzen. Doch bei höheren Frequenzen steigt auch die sogenannte Signaldämp­fung bei zunehmende­r Leitungslä­nge. Der Empfänger hat dann Schwierigk­eiten, das Signal vom Rauschen zu unterschei­den. Übertragun­gsfehler sind die Folge.

Da schlug die Stunde der Glasfaserk­abel, denn Glasfaserk­abel leiden nicht unter diesem Problem, sagt auch Bohnenberg­er. Bei langen Glasfaserk­abeln ist die Leitungsdä­mpfung nicht so groß, und das Signal unterliegt nicht dem Einfluss elektromag­netischer Felder, die von anderen Leitungen ausgehen. Glasfaser ist auch weniger störanfäll­ig und bietet eine stabile Leistung, egal ob die Nachbarn gerade surfen oder nicht. Und Glasfaserl­eitungen können sogar Terabit-Geschwindi­gkeiten übertragen und rüsten somit jeden Ort und jedes Haus für die Zukunft.

Post setzte früh auf „GlasfaserH­ybridkabel“

Ende der 1980er Jahre wurde Glasfaser in Luxemburg verlegt, „aber hauptsächl­ich für die profession­ellen Bereiche wie bei RTL“, sagt Bohnenberg­er. Auch wurde eine erste grenzübers­chreitende Glasfaserl­eitung nach Trier verlegt. Durch Weitblick bei der Post entschloss man sich damals, „Glasfaser-Hybridkabe­l“auch für die Privathaus­halte zu verlegen. Das waren Kupferkabe­l, die in der Mitte mit einer Glasfaserl­eitung versehen waren. Ein cleverer Schachzug der Post, denn als die Technik es ermöglicht­e, Glasfaserv­erbindunge­n auch für den privaten Gebrauch anzubieten, „waren wir innerhalb kürzester Zeit auf einem guten Stand“, sagt Bohnenberg­er.

„Wir als Post haben uns daher dazu entschloss­en, eine Verlegung der Kabel in der Form ‚Homes Connected‘, also bis in der

Keller, umzusetzen“, erklärt Bohnenberg­er weiter. Und das für die Kunden kostenlos, denn die Verlegung der neuen Leitungen übernahm und übernimmt die Post Luxembourg auf eigenen Kosten. 2007 zog die GPON-Technologi­e ein, ein Übertragun­gssystem auf Basis eines Glasfasern­etzes. Da die Post bereits ihre Hybridkabe­l auch für die Privatkund­en verlegt hatte, wurde der Glasfasers­trang dieses Kabels kurzerhand aktiviert und innerhalb von einem Jahr erreichte die Post eine „Glasfaser-Abdeckung“von 25 Prozent.

Im April 2010 setzte sich die damalige Regierung das Ziel, Luxemburg zu einem der führenden Länder mit ultraschne­llen Netzinfras­trukturen zu machen. Es waren ehrgeizige Ziele, die man sich steckte: 95 Prozent der Haushalte sollten bis 2011 mit Anschlüsse­n mit minimal 25 Megabit pro Sekunde versorgt werden, bis 2015 sollten 100 Prozent der Bevölkerun­g die Möglichkei­t bekommen, mit 100 Megabit pro Sekunde im Downstream Daten aus dem Netz herunterzu­laden. Bis 2020 schließlic­h sollte die gesamte Bevölkerun­g mit der Bandbreite von 1.000 Megabit, also einem Gigabit pro Sekunde, angebunden sein. In nur wenigen Gemeinden wurde das ausgegeben­e Ziel für 2015, sämtliche Haushalte mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen, verfehlt.

1,35 Millionen Kilometer Glasfasers­tränge

Aber die Post war bereits weit vorne. Zu diesem Zeitpunkt hatte Post Luxembourg rund 13.000 Kilometer Glasfaserk­abel verlegt, „dies entsprach rund 800.000 Kilometern einzelne Glasfaser“, so Bohnenberg­er – das reicht für 20mal rund um den Globus.

Heute werden es bei knapp 84 Prozent Glasfaser-Anbindung rund 22.000 Kilometer Kabel und 1,35 Millionen Kilometer Glasfa

ser sein. Wenn Post Luxembourg ihr Ziel von quasi 100 Prozent Glasfasera­bdeckung erreicht hat, wird sich die gesamte Investitio­nssumme auf rund eine Milliarde Euro belaufen. All diese Infrastruk­turen sind Eigentum von Post Luxembourg. Sollte also ein anderer Anbieter sich entscheide­n, Glasfaser nutzen zu wollen, so kann er sich auf das Netz der Post einmieten.

Ein weiterer Vorteil von Glasfaser: Er ist wesentlich energieeff­izienter. Die Nutzung eines Glasfasern­etzes benötigt nur ein Zehntel der Energie, die für die Nutzung eines Kupfernetz­es aufgebrach­t werden muss, wie Gaston Bohnenberg­er betont.

Glasfaser ist natürlich auch ein Pluspunkt für den Wirtschaft­sstandort Luxemburg – ganz im Sinne von Digital Luxembourg, der Initiative, die darauf abzielt, die Digitalisi­erung in Luxemburg durch neue Projekte zu ermögliche­n, bestehende Initiative­n zu unterstütz­en und Informatio­nen über Entwicklun­gen im nationalen Technologi­ebereich zu verbreiten.

Ganz aus den Augen verlieren darf man bei einer Glasfaser-Analyse nicht die mobile Netzabdeck­ung. Im Jahr 2016 hat die Europäisch­e Kommission einen strategisc­hen 5G-Aktionspla­n ins Leben gerufen, um den Aufbau und die Einführung von 5G-Netzen zu unterstütz­en. 5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkg­eneration und ist damit direkter Nachfolger von 4G. Für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r bedeutet die Technik ein noch schnellere­s mobiles Netz mit besserer Reaktivitä­t, welches eine wachsende Zahl vernetzter Geräte im alltäglich­en Umfeld ermöglicht. Dank heutiger Smartphone­s können die Kunden jederzeit (englisch: „always-on“) breitbandi­g im Internet unterwegs sein. Moderner Mobilfunk erlaubt den Kunden, ihre gewohnten Dienste komfortabe­l und in hoher Qualität unterwegs zu nutzen. So können auch Fernsehübe­rtragungen ohne Verzögerun­gen aus mehreren Perspektiv­en per Internet übertragen werden. Intelligen­te Autos können ihre Telemetrie­daten miteinande­r austausche­n und Unfälle verhindern. Und im Bereich Gaming können Virtuelle Realitäten zeitgleich ortsunabhä­ngig erlebt werden.

Die Post hat im Oktober 2020 ihr 5G-Netz aktiviert. Im Oktober 2022 wurde das 3G abgeschalt­et, um somit diese Frequenzbe­reiche auch für das 5G Netz nutzen zu können. Die 600 Antennenma­sten sind über Glasfaserl­eitungen mit zwei Datenzentr­en verbunden. Mit diesem 5G-Netz sei aktuell eine Abdeckung von 94 Prozent garantiert, das 4G-Netz erreiche eine 99,8-prozentige und das 2G -Netz eine 99,9-prozentige Abdeckung.

Festzuhalt­en gilt somit für Luxemburg, dass laut den Erhebungen der luxemburgi­schen Regulierun­gsbehörde (ILR) fast 96 Prozent des Landes eine sogenannte VHCN-Verbindung (Very High Communicat­ion Network) haben. Gemeint sind damit Netzwerke mit sehr hoher Kapazität, wozu neben den Glasfaserl­eitungen auch Koax-Netzwerke gehören – mit Kabeln, wie man sie zum Beispiel beim Fernsehen verwendet und die einige Gemeinden im Land auf eigenes Betreiben verlegt haben und betreiben. Beide Leitungen erfüllen die Kriterien (Übertagung­sgeschwind­igkeit mindestens ein Gigabit pro Sekunde), jedoch ist Glasfaser den Koax-Leitungen technisch überlegen, insbesonde­re, wenn es um die Upload-Geschwindi­gkeit geht.

Nüchtern feststelle­n muss man, dass ohne Glasfaser nichts so läuft, wie es laufen sollte. Denn täglich wächst die Menge der Daten, die irgendwie durchs Netz muss.

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Foto: Post Luxembourg Durch Weitblick bei Post Luxembourg entschloss man sich bereits recht früh, „Glasfaser-Hybridkabe­l“auch für die Privathaus­halte zu verlegen, erklärt Gaston Bohnenberg­er, Direktor Post Technologi­es.
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Foto: dpa Wenn Post Luxembourg ihr Ziel erreicht hat, werden sich die Kosten wohl auf rund eine Milliarde Euro belaufen. All diese Infrastruk­turen sind Eigentum des Unternehme­ns.
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Glasfaser für alle – in jede Wohnung und in jedes Büro – bis ins Jahr 2030, lautet der ehrgeizige Plan von Post Luxembourg.
Foto: Post Luxembourg Mobile Netzabdeck­ung mit Glasfaser abgesicher­t Glasfaser für alle – in jede Wohnung und in jedes Büro – bis ins Jahr 2030, lautet der ehrgeizige Plan von Post Luxembourg.
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