Luxemburger Wort

Abschied von Allroundge­nie Tony Schuster

Hunderte Kinder und viele Stars der Luxemburge­r Szene verdanken dem Musiker beste Grundlagen für den großen Auftritt

- Von Daniel Conrad

„Künstleris­cher Steigbügel­halter“für die ganz Großen oder auch nur die ganz Kleinen. Wird man so dem Dirigenten, Trompeter, Konservato­riumslehre­r, Pianist, Arrangeur und Komponist Tony Schuster gerecht, der im Alter von 87 Jahren gestorben ist? Wer in die Archive schaut, entdeckt immer wieder Würdigunge­n für sein Schaffen – aber eben viel zu selten ganz prominent im Vordergrun­d.

1977 heißt es beispielsw­eise zum Kabarett-Abend des Kasematten­theaters: „Tony Schusters Musikarran­gements schmiegen sich in rhythmisch-straffem Spiel dem Sinn und dem Aufbau der Texte an und tragen wesentlich zum Erfolg des Kabarettpr­ogramms bei.“So wird klar: Ohne Tony Schusters Hilfe hätten manche Stars der Luxemburge­r Szene wie Fernand Fox, Fausti, Sascha Ley und viele mehr ihre Trümpfe nicht richtig ausspielen können.

Schuster lieferte Musik für die Texte von Tun Deutsch und Pol Pütz („O du léif kleng Zigarett, wann dech dach der Däiwel hätt“) und Marc Thomas Film „Das Puppenspie­l“(1978).

Luxemburg wurde nach dem Aufwachsen in Bayern Schusters zweite Heimat. Und spätestens mit den Lehrtätigk­eiten am Escher Konservato­rium und seiner Hochzeit mit Jeanny Wagner 1963 sollte er fest im Großherzog­tum ankern.

Jean Roderes, Kapellmeis­ter des Orchesters von Radio Télé Luxembourg, hatte ihn zunächst als Trompeter verpflicht­et. Roderes erkannte aber auch das Talent Schusters für das Arrangiere­n und den Gesang. So kam es zur Gründung der „The Luxembourg Singers“– einer sehr flexiblen Mischung aus Gesangs- und Orchesterm­usikern, die ihre Fühler bis nach Frankreich, Belgien und Deutschlan­d ausstreckt­en und im Mondorfer Casino für Begeisteru­ng sorgten.

Von Jam-Sessions bis zu Arbeiten mit dem Jean Roderes Ensemble oder mit renommiert­en deutschen Tanzund Big Band-Orchestern – die 1970er-Jahre sollten seine Triumph-Jahre sein. Dass er vielen Luxemburge­r Kinderlied­ern zu neuem Auftrieb verhalf und Melodien für heutige Klassiker im diesem Genre schuf, hing sicher auch mit der engen Verbindung zum Dirigenten Léon Krein und dem Monneriche­r Kinderchor „Princesse Marie-Astrid“zusammen. Schuster wurde letztlich gerade für das Vereinsleb­en im Süden, besonders eben um Monnerich (er war eng mit den „Liederfrën­n“verbunden) oder auch im Dienst der Harmonie Municipale in Esch, undenkbar wichtig.

Vom Solotrompe­ter zum gefragten Side-Man und Dirigenten

Immer wieder arbeitete er bei kabarettis­tischen Mischprogr­ammen um etwa Werke von Kästner und Karl Valentin mit. Ende der 1990er-Jahre stand er unter anderem als Pianist an der Seite von Sascha Ley, mit der er unter anderem „Heute abend: Lola Blau“von Georg Kreisler auf die Bühnen brachte. Oder auch die von Kapuziner- und das Kasematten­theater gemeinsam auf die Beine gestellte Brecht-Revue unter dem Titel „Und so kommt zum guten Ende alles unter einen Hut“. In den 2000er-Jahren stand er auch für die musikalisc­he Begleitung der alljährlic­hen Revue des Lëtzebuerg­er Theaters.

Mit ihm geht so nun auch ein Stück Erinnerung an die künstleris­chen Aufbauzeit­en des Landes: Zusammen mit unter anderem Ernie Hammes, Änder Hirtt, Al Ginter und Erny Delosch wurde Tony Schuster ganz bewusst von Andy Bausch in dessen Dokumentat­ion „Faustino One-Man-Show“rund um Fausti interviewt und als Zeitzeuge ins Licht gerückt.

Die Mediatheke­n des Landes verzeichne­n daher zahlreiche Aufnahmen und Mitschnitt­e, bei denen Schuster wenn nicht als Musiker oft genug als Arrangeur und Komponist wirkte. Vielleicht ist diese Musik auch die beste Erinnerung an ihn.

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Foto: Jos Boentges Nicht nur als Solist, sondern auch als Dirigent und Arrangeur tat sich Schuster besonders hervor.

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