Luxemburger Wort

Gilles Muller warnt vor „übergewich­tigen“Tennisbäll­en in Kolumbien

Für Luxemburgs Davis-Cup-Team ist es nicht nur die bisher weiteste Reise ihrer Geschichte, die Mannschaft muss auch mit den besonderen Bedingunge­n in Bogota zurechtkom­men

- Von André Klein

Das organisato­rische Talent von Mike Welter war dieses Mal mehr gefragt als je zuvor. Denn der Teammanage­r der DavisCup-Mannschaft hatte die Aufgabe, eine ganz besondere Reise zu planen, bei der es verschiede­ne Aspekte zu berücksich­tigen galt.

Alex Knaff und Co. spielen nämlich heute und morgen im Davis-Cup-Play-off gegen Kolumbien um den Einzug in die Weltgruppe I des Männertenn­is. Dies jedoch nicht in den Hallen des heimischen CNT in Esch, sondern vor den temperamen­tvollen Fans der gegnerisch­en Mannschaft auf 2.700 Meter Höhe in Bogota. „Ich musste einige Stunden meiner Freizeit opfern, bis Flüge, Hotel und alles, was sonst noch dazugehört, organisier­t waren“, verrät Welter. Denn der Aufenthalt in Kolumbien würde länger dauern als üblich, und dafür gibt es gute Gründe.

Bereits am 25. Januar um 6 Uhr morgens startete ein achtköpfig­er Tross von Luxemburg aus über Amsterdam in die kolumbiani­sche Hauptstadt. Dem in den USA studierend­en Chris Rodesch musste ein separater Flug gebucht werden. „Wir sehen eine realistisc­he Chance, im Play-off erfolgreic­h zu sein. Deshalb wollten wir, dass unsere Spieler sich bestmöglic­h akklimatis­ieren können“, so der Teammanage­r. „Der Zeitunters­chied zu Luxemburg beträgt sechs Stunden, wir spielen nach einer langen Hallensais­on erstmals wieder draußen auf Sand und das Ganze dann auch noch auf 2.700 Metern Höhe. Da braucht man

mindestens eine Woche, um sich etwas an die Situation zu gewöhnen“, erklärt Welter die frühe Anreise.

An einen Erfolg glaubt derweil auch Knaff, der einige Spieler der gegnerisch­en Mannschaft bereits kennt. „Gegen Adria Soriano habe ich zu College-Zeiten schon gespielt und Cristian Rodriguez kenne ich ebenso. Cristian ist ein sehr guter Doppelspie­ler, aber Chris (Rodesch) und ich harmoniere­n auch gut“, so der 26-Jährige. Obwohl Topspieler Daniel Elahi Galan (Weltrangli­stenposito­n: 79) nicht nominiert wurde, sieht Knaff die Kolumbiane­r in der Favoritenr­olle.

„Dass Galan nicht dabei ist, erhöht definitiv unsere Chancen. Dennoch sind es schwierige Bedingunge­n. Bereits in Slowenien im September sorgten die Heimfans für gute Stimmung und ich glaube, das wird in Kolumbien nochmals eine Stufe heftiger. Außerdem hat Gilles (Muller) uns schon gewarnt, dass hier wegen der dünnen Höhenluft schwerere Tennisbäll­e als gewöhnlich zum Einsatz kommen werden. Mit solchen übergewich­tigen Bällen habe ich noch nie gespielt“, verrät der Tennisspie­ler, der genau wie seine Teamkamera­den die Woche nutzen will, um sich mit den unbekannte­n Bällen vertraut zu machen.

Nur das Hotel ist günstig

„Um möglichst viel trainieren zu können, haben wir extra ein Hotel ausgesucht, das möglichst nah an der Tennisanla­ge liegt, wo wir spielen werden“, sagt Welter über das kleine Drei-Sterne-Hotel, bei dem lediglich das Frühstück inbegriffe­n ist. „Das Hotel war wirklich das Günstigste an der ganzen Reise. Allein die Flüge kosteten schon 1.500 Euro pro Person. Alle Ausgaben zusammenge­rechnet, liegen wir am Ende bestimmt zwischen 25.000 und 30.000 Euro.“Immerhin wird die ITF (Internatio­nal Tennis Federation) einen Großteil der Kosten rückerstat­ten.

Erstmals im Team von Kapitän Muller ist der 21-jährige Aaron Gil Garcia, der heute oder morgen möglicherw­eise neben den gesetzten Knaff und Rodesch zum Einsatz kommen könnte. „Aaron bringt eine un

glaublich positive Energie mit. Er hat sich schnell integriert und legte eine sehr profession­elle Einstellun­g an den Tag. Sein Talent und sein großes Potenzial kann man sofort erkennen. Außerdem liegt ihm das Spiel auf Sandplätze­n“, lobt Knaff das jüngste Teammitgli­ed.

Knaff selbst, der Anfang des Jahres beim Hallenturn­ier in Esch in der ersten Runde gegen den Franzosen Boris Fassbender die Segel streichen musste, hat sich klare Ziele gesetzt. „Bis zum Sommer hoffe ich, unter den Top 400 der Welt zu sein (aktuell Weltrangli­stenplatz 500). Im Idealfall werde ich dann öfter bei Challenger-Turnieren an den Start gehen.“

Dazu muss Knaff allerdings noch ein paar Weltrangli­stenpunkte sammeln. Dass es beim Davis Cup keine davon gibt, stört ihn allerdings nicht im Geringsten. „Ich bin völlig fokussiert. Jetzt zählt nur der Davis Cup. In Slowenien haben wir schon bewiesen, dass wir auswärts gewinnen können“, will Knaff auch aus Südamerika einen Sieg mit nach Hause nehmen.

 ?? ?? Chris Rodesch, Alex Knaff, Gilles Kremer, Aaron Gil Garcia und Raphael Calzi wollen in Bogota den nächsten Sieg als Mannschaft einfahren.
Chris Rodesch, Alex Knaff, Gilles Kremer, Aaron Gil Garcia und Raphael Calzi wollen in Bogota den nächsten Sieg als Mannschaft einfahren.
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Fotos: FLT Teamkapitä­n Gilles Muller (r.) mit seinen Spielern Gilles Kremer, Aaron Gil Garcia und Alex Knaff (v.l.n.r.).
 ?? ?? Mike Welter reist als Teammanage­r mit dem Davis-Cup-Team nach Kolumbien.
Mike Welter reist als Teammanage­r mit dem Davis-Cup-Team nach Kolumbien.
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