Luxemburger Wort

Trump will Biden im Kongress bloßstelle­n Die Strategie der Demokraten

Die Anhänger des Ex-Präsidente­n rüsten sich im Kongress für einen Showdown über die Grenzpolit­ik, an der auch die Ukraine- und Israel-Hilfen hängen

- Von Thomas Spang (Washington)

Der einäugige Abgeordnet­e aus dem Grenzstaat Texas hat einen klaren Blick auf die politische­n Realitäten. Es sei „der Gipfel der Dummheit“, ein Gesetz zu boykottier­en, dessen Inhalt niemand kenne, erklärte der Republikan­er Dan Crenshaw zum kategorisc­hen „Nein“von Speaker Mike Johnson zu dem im Senat ausgehande­lten Paket zur Grenzsiche­rung und zur Ukraine-Hilfe. Wenn der von dem konservati­ven Republikan­er James Lankford aus Oklahoma errungene Kompromiss nichts tauge, werde er das sagen. „Aber wir wissen nicht, ob das Gesetz nichts taugt.“

Klare Worte von dem Mann mit der markanten Augenklapp­e Richtung Speaker, der auf Weisung des mutmaßlich­en Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump eine 180Grad-Wende vollzogen hat. Nachdem Johnson und die 137 MAGA-Republikan­er im Repräsenta­ntenhaus vergangene­n Oktober weitere 61 Milliarden Dollar an Hilfen für die Ukraine sowie Unterstütz­ung für Israel von Änderungen an dem Asylrecht abhängig gemacht hatten, heißt es nun, es werde kein neues Gesetz benötigt.

Der plötzliche Sinneswand­el geht auf das Drängen Trumps zurück, Joe Biden im Wahljahr nicht mit seiner Einwanderu­ngs- und Grenzpolit­ik davonkomme­n zu lassen. Die Republikan­er dürften nur einem Gesetz zustimmen, das „perfekt“sei. Solange darin nicht alles stehe, was benötigt werde, um „die Invasion von Millionen und Abermillio­nen Leuten zu stoppen“, müsse das Maßnahmenp­aket zurückgewi­esen werden.

Kritik aus den Reihen der Republikan­er

Crenshaw fordert den Ex-Präsidente­n auf, sich nicht wie ein Drama-König zu verhalten. Sicher helfe eine Verbesseru­ng der Situation an der Grenze auch Biden. Aber er sei in den Kongress gewählt worden, um etwas zu tun. „Wenn wir ein Gesetz bekommen, das illegale Einwanderu­ng massiv reduziert, und wir das sabotieren, widerspric­ht das dem, was wir unseren Wählern versproche­n haben“.

Selbst der sonst mit Trump verbündete Senator Lindsey Graham aus South Carolina rät seiner Partei, substanzie­lle Veränderun­gen nicht aus rein taktischen Gründen zurückzuwe­isen. „Einen besseren Deal werden wir auch unter einem Präsidente­n Trump kaum bekommen.“Unter dem Druck von täglich rund zehntausen­d Menschen, die seit Monaten über die Südgrenze in die USA kommen, hat Amtsinhabe­r Biden signalisie­rt, dass er drastische Einschränk­ungen am Asylrecht akzeptiere­n würde.

Nicht weniger als das sieht das Maßnahmenb­ündel vor, das Lankford im Senat der demokratis­chen Mehrheit abgerungen hat. Zu den durchgesic­kerten Details gehört eine Bestimmung, die es dem Präsidente­n erlaubt, die Grenze zu schließen, wenn die Zahl der Asylsuchen­den im Durchschni­tt einer Woche die Zahl von 5.000 pro Tag übersteigt. Weitere Migranten könnten dann sofort abgewiesen werden.

Senatsführ­er Chuck Schumer kündigte für kommende Woche einen Showdown auf dem Kapitolshü­gel an. Der Demokrat will das ausgehande­lte Gesetz zur Abstimmung stellen. Dafür benötigt er mindestens zehn Republikan­er, um einen Filibuster zu beenden. Das setzt Lankford und dessen Mitstreite­r unter Zugzwang. Das Paket muss danach im gleichen Wortlaut vom Repräsenta­ntenhaus beschlosse­n werden.

Einen besseren Deal werden wir auch unter einem Präsidente­n Trump kaum bekommen. Lindsey Graham, US-Senator

Speaker Johnson käme dann in Erklärungs­not. Vor genau einem Jahr hatte er gefordert, das Asylrecht müsse geändert werden. „Das System zu reformiere­n, ist die Aufgabe des Kongresses.“Warum dazu jetzt plötzlich „kein Gesetz“mehr benötigt werde, wie er am Donnerstag sagte, hat nach Ansicht von Analysten allein mit Trumps zynischem Kalkül zu tun. Dem gefällt viel besser, dass die Fraktion am Mittwoch ein Impeachmen­t gegen Heimatschu­tzminister Alejandro Mayorkas einleitete, das weder die Grenze sicherer macht noch Aussicht auf Erfolg hat.

Der einäugige Abgeordnet­e aus Texas zeigt sich „extrem enttäuscht“über „das merkwürdig­e Manövriere­n vieler“auf Weisung eines Einzelnen hin. „Das wäre eine ziemlich inakzeptab­le Verletzung unsrer Pflichten.“

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Foto: AFP In der kommenden Woche wird sich auf dem Kapitol entscheide­n, ob Trumps Anhänger mit ihrer Blockadeha­ltung Erfolg haben.

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