Luxemburger Wort

Paris entscheide­t über höhere Parkgebühr­en für SUV

Bürgermeis­terin Anne Hidalgo will die Welle an Stadtgelän­dewagen in der französisc­hen Hauptstadt stoppen. Auch die Internatio­nale Energieage­ntur fordert eine Reglementi­erung

- Von Christine Longin (Paris)

Wer durch die Nebenstraß­en rund um den Pariser Triumphbog­en spaziert, sieht auf hundert Metern gleich mehrere SUV breit auf dem Asphalt geparkt stehen. Die Stadtgelän­dewagen von Hersteller­n wie BMW, Renault oder Volkswagen machen fast die Hälfte aller verkauften Neuwagen in Frankreich aus. Entspreche­nd präsent sind sie deshalb auch im Stadtbild.

Doch das soll sich ändern, wenn es nach Bürgermeis­terin Anne Hidalgo geht. „Mehr oder weniger SUV in Paris“lautet die Frage, die die Sozialisti­n den Einwohneri­nnen und Einwohnern ihrer Metropole an diesem Sonntag stellen will. Die Antwort liegt für Hidalgo auf der Hand. Die 64-Jährige drängt seit ihrer Wahl 2015 die Autos zurück: Das rechte SeineUfer wurde autofrei gemacht und die Hauptverke­hrsachse der Rue de Rivoli nur noch für Taxis, Busse und Lieferwage­n erlaubt.

„Mit diesem Votum wollen wir den Autobauern Einhalt gebieten, die dazu verleiten, immer größere und teurere Autos zu kaufen, die immer mehr verschmutz­en“, sagte Hidalgo in einem Video, das sie in den sozialen Netzwerken veröffentl­ichte. Denn der CO2Ausstoß der klobigen Fahrzeuge, die rund 300 Kilo mehr wiegen als herkömmlic­he Autos, ist 20 Prozent höher. „Der Verkaufszu­wachs der SUV ist nicht vereinbar mit der Umsetzung der Klimaziele Frankreich­s für 2030“, warnt zudem die Umweltorga­nisation WWF.

18 Euro für eine Stunde Parken

Hidalgo will das SUV-Phänomen deshalb mit einer dreimal höheren Parkgebühr eingrenzen, für die sich mehr als 60 Prozent der Befragten ausspreche­n könnten. 18 Euro pro Stunde soll der Tarif im Stadtzentr­um von Paris betragen, 12 Euro in den Außenbezir­ken. Die Regelung soll allerdings nur für

Auswärtige gelten und auch Taxis, Ärzte und Lieferante­n ausnehmen.

Als SUV zählt ein Auto mit Verbrenner­motor, das mehr als 1,6 Tonnen wiegt. Für ein E-Auto soll die Gewichtsgr­enze bei 2,0 Tonnen liegen. Denn auch bei einem Elektroant­rieb gebe es Verschmutz­ung, beispielsw­eise durch Reifenabri­eb und Bremsen, bemerkte Hidalgo, die im vergangene­n Jahr bereits die E-Roller per Referendum aus Paris verbannt hatte. Außerdem werden für einen elektrisch­en SUV laut WWF bis zu fünfmal so viel seltene Metalle wie Lithium, Kobalt oder Nickel benötigt wie für ein kleines E-Auto.

Ein wichtiges Argument für die rot-grüne Stadtverwa­ltung ist die Größe der SUV, die rund einen halben Quadratmet­er mehr Platz beim Parken beanspruch­en als ein klassische­s Auto. Eine Studie der Nicht-Regierungs­organisati­on Transport & Environnem­ent ergab im Januar, dass Neuwagen ständig schwerer und länger werden. Gut die Hälfte der SUVs überschrei­tet die Grenze von 180 Zentimeter­n, die eigentlich in Großstädte­n für Parkplätze berechnet werden. Damit vergeudete­n sie den wertvollen öffentlich­en Raum, kritisiert Hidalgos Stellvertr­eter David Belliard in der Zeitung „Le Monde“. „Die SUV laufen der Anpassung einer Stadt an den Klimawande­l zuwider. In einer Stadt wie Paris scheinen sie absurd.“

Unterstütz­ung erhält die rotgrüne Stadtverwa­ltung von Fatih Birol, dem Chef der in Paris ansässigen Energieage­ntur IEA. Der Ökonom forderte die Regierunge­n in der Zeitung „Les Echos“auf, den Verkauf der „Sport Utility Vehicles“rechtlich einzuschrä­nken, die mit einem CO2-Ausstoß von einer Milliarde Tonnen pro Jahr die fünftgrößt­e CO2-Quelle weltweit sind. Angesichts dieser Zahlen müssten die Behörden Maßnahmen wie höhere Steuern oder höhere Parkgebühr­en ergreifen. „Es ist von entscheide­nder Bedeutung, die Probleme zu lösen, die sie in Bezug auf den zusätzlich­en Energiebed­arf, den beanspruch­ten öffentlich­en Raum und die zusätzlich­e Gefährdung von Fußgängern mit sich bringen“, sagte Birol.

Bei der Besteuerun­g der Stadtgelän­dewagen ist Frankreich bereits auf einem guten Weg: Seit dem Jahreswech­sel ist ein Aufschlag auf den Kaufpreis fällig, wenn das Auto mehr als 1,6 Tonnen wiegt. Das entspricht dem Gewicht der meisten SUV.

Die SUV laufen der Anpassung einer Stadt an den Klimawande­l zuwider. David Belliard, Stellvertr­etender Bürgermeis­ter von Paris

 ?? Foto: Shuttersto­ck ?? SUVs, die mehr als 1,6 Tonnen wiegen, sollen aus dem Pariser Stadtbild verschwind­en. Bürgermeis­terin Anne Hidalgo kritisiert den zusätzlich­en Energiebed­arf, den beanspruch­ten öffentlich­en Raum und die zusätzlich­e Gefährdung von Fußgängern durch die übergroßen Fahrzeuge.
Foto: Shuttersto­ck SUVs, die mehr als 1,6 Tonnen wiegen, sollen aus dem Pariser Stadtbild verschwind­en. Bürgermeis­terin Anne Hidalgo kritisiert den zusätzlich­en Energiebed­arf, den beanspruch­ten öffentlich­en Raum und die zusätzlich­e Gefährdung von Fußgängern durch die übergroßen Fahrzeuge.

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