Paris entscheidet über höhere Parkgebühren für SUV
Bürgermeisterin Anne Hidalgo will die Welle an Stadtgeländewagen in der französischen Hauptstadt stoppen. Auch die Internationale Energieagentur fordert eine Reglementierung
Wer durch die Nebenstraßen rund um den Pariser Triumphbogen spaziert, sieht auf hundert Metern gleich mehrere SUV breit auf dem Asphalt geparkt stehen. Die Stadtgeländewagen von Herstellern wie BMW, Renault oder Volkswagen machen fast die Hälfte aller verkauften Neuwagen in Frankreich aus. Entsprechend präsent sind sie deshalb auch im Stadtbild.
Doch das soll sich ändern, wenn es nach Bürgermeisterin Anne Hidalgo geht. „Mehr oder weniger SUV in Paris“lautet die Frage, die die Sozialistin den Einwohnerinnen und Einwohnern ihrer Metropole an diesem Sonntag stellen will. Die Antwort liegt für Hidalgo auf der Hand. Die 64-Jährige drängt seit ihrer Wahl 2015 die Autos zurück: Das rechte SeineUfer wurde autofrei gemacht und die Hauptverkehrsachse der Rue de Rivoli nur noch für Taxis, Busse und Lieferwagen erlaubt.
„Mit diesem Votum wollen wir den Autobauern Einhalt gebieten, die dazu verleiten, immer größere und teurere Autos zu kaufen, die immer mehr verschmutzen“, sagte Hidalgo in einem Video, das sie in den sozialen Netzwerken veröffentlichte. Denn der CO2Ausstoß der klobigen Fahrzeuge, die rund 300 Kilo mehr wiegen als herkömmliche Autos, ist 20 Prozent höher. „Der Verkaufszuwachs der SUV ist nicht vereinbar mit der Umsetzung der Klimaziele Frankreichs für 2030“, warnt zudem die Umweltorganisation WWF.
18 Euro für eine Stunde Parken
Hidalgo will das SUV-Phänomen deshalb mit einer dreimal höheren Parkgebühr eingrenzen, für die sich mehr als 60 Prozent der Befragten aussprechen könnten. 18 Euro pro Stunde soll der Tarif im Stadtzentrum von Paris betragen, 12 Euro in den Außenbezirken. Die Regelung soll allerdings nur für
Auswärtige gelten und auch Taxis, Ärzte und Lieferanten ausnehmen.
Als SUV zählt ein Auto mit Verbrennermotor, das mehr als 1,6 Tonnen wiegt. Für ein E-Auto soll die Gewichtsgrenze bei 2,0 Tonnen liegen. Denn auch bei einem Elektroantrieb gebe es Verschmutzung, beispielsweise durch Reifenabrieb und Bremsen, bemerkte Hidalgo, die im vergangenen Jahr bereits die E-Roller per Referendum aus Paris verbannt hatte. Außerdem werden für einen elektrischen SUV laut WWF bis zu fünfmal so viel seltene Metalle wie Lithium, Kobalt oder Nickel benötigt wie für ein kleines E-Auto.
Ein wichtiges Argument für die rot-grüne Stadtverwaltung ist die Größe der SUV, die rund einen halben Quadratmeter mehr Platz beim Parken beanspruchen als ein klassisches Auto. Eine Studie der Nicht-Regierungsorganisation Transport & Environnement ergab im Januar, dass Neuwagen ständig schwerer und länger werden. Gut die Hälfte der SUVs überschreitet die Grenze von 180 Zentimetern, die eigentlich in Großstädten für Parkplätze berechnet werden. Damit vergeudeten sie den wertvollen öffentlichen Raum, kritisiert Hidalgos Stellvertreter David Belliard in der Zeitung „Le Monde“. „Die SUV laufen der Anpassung einer Stadt an den Klimawandel zuwider. In einer Stadt wie Paris scheinen sie absurd.“
Unterstützung erhält die rotgrüne Stadtverwaltung von Fatih Birol, dem Chef der in Paris ansässigen Energieagentur IEA. Der Ökonom forderte die Regierungen in der Zeitung „Les Echos“auf, den Verkauf der „Sport Utility Vehicles“rechtlich einzuschränken, die mit einem CO2-Ausstoß von einer Milliarde Tonnen pro Jahr die fünftgrößte CO2-Quelle weltweit sind. Angesichts dieser Zahlen müssten die Behörden Maßnahmen wie höhere Steuern oder höhere Parkgebühren ergreifen. „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Probleme zu lösen, die sie in Bezug auf den zusätzlichen Energiebedarf, den beanspruchten öffentlichen Raum und die zusätzliche Gefährdung von Fußgängern mit sich bringen“, sagte Birol.
Bei der Besteuerung der Stadtgeländewagen ist Frankreich bereits auf einem guten Weg: Seit dem Jahreswechsel ist ein Aufschlag auf den Kaufpreis fällig, wenn das Auto mehr als 1,6 Tonnen wiegt. Das entspricht dem Gewicht der meisten SUV.
Die SUV laufen der Anpassung einer Stadt an den Klimawandel zuwider. David Belliard, Stellvertretender Bürgermeister von Paris