Luxemburger Wort

Nur ein Basketball-Coach ist länger als zwei Jahre im Amt

In der LBBL dreht sich das Trainerkar­ussell schnell. Nationaltr­ainer Ken Diederich erklärt, woran das liegen könnte

- Von Bob Hemmen Fotos: C. Palmisano, B. Majerus, C. Kemp Grafik: Christian Mertes

Karl Abou Khalil wurde vor drei Wochen ins kalte Wasser geworfen. Nach dem Rücktritt von Christophe Flammang stand er plötzlich bei Spartas Männerteam in der Verantwort­ung und musste sich wenig später im Pokalhalbf­inale beweisen.

Zuvor hatte es in dieser Saison bereits zwei Trainerwec­hsel gegeben. Gréngewald trennte sich im November von Amadeo Dias und verpflicht­ete Ricky Easterling als neuen Coach. Mike Smith musste Mamer im Dezember verlassen und wurde durch Darko Ristic ersetzt. Fünf

der insgesamt zwölf Erstligist­en waren mit neuen Trainern in die Saison gestartet. Lange Amtszeiten werden immer seltener. „Das zeigt, wie es in den Vereinen läuft. Es wird zu schnell gewechselt, sowohl bei den Profis als auch bei den Trainern. Ich vermisse die Kontinuitä­t“, sagt Ken Diederich.

Der FLBB-Trainer stand selbst sechs Jahre bei Amicale und zwei Saisons bei T71 Düdelingen in der Verantwort­ung. Er trat zweimal zurück. „In Steinsel war es der richtige Zeitpunkt. In Düdelingen hätte ich vielleicht noch länger bleiben können, aber ich war einfach ausgebrann­t“, sagt Diederich. „Oft kommt der Erfolg nicht in den ersten Jahren.“Aktuell ist Franck Mériguet der dienstälte­ste Trainer in der LBBL der Männer. Der Franzose hatte Esch schon von 2010 bis 2017 trainiert und kehrte 2021 zurück. Alle anderen Coaches traten ihren aktuellen Posten 2022 oder später an. „Ich glaube schon, dass der Leistungsd­ruck gestiegen ist. Aber bei meinen Vereinen durfte man auch damals schon nicht dreimal hintereina­nder verlieren“, sagt Diederich.

Für Berufstäti­ge ist ein Traineramt als Nebenjob zeitlich kaum noch zu stemmen. Chris Wulff ist derzeit der einzige Luxemburge­r Coach in der LBBL der Männer. „Der Trainerjob ist sehr zeitintens­iv. Natürlich wünschen wir uns als Verband mehr luxemburgi­sche Trainer. Die Ausbildung­en sind voll, aber nicht jeder kann eine erste Mannschaft trainieren. Man muss damit klarkommen, dass man ständig daran denkt und keine freien Abende hat“, sagt der Head of Basketball der FLBB.

Ken Diederich nennt Namen

Kandidaten gibt es laut Diederich dennoch. Er nennt Tom Schumacher sowie Eric Jeitz und wünscht sich, dass Andrea Haris wieder ein Amt übernimmt. Außerdem kann sich der Nationaltr­ainer vorstellen, dass Liz Schmitz, die als Traineraus­bilderin tätig ist, doch noch den Reiz verspürt, eine erste Mannschaft zu übernehmen. „Eigentlich gibt es genug Leute, die dafür infrage kämen, sie müssen es nur wollen. Außerdem sollte die Position gut gewählt sein, schließlic­h ist es keine gute Idee, jedes Jahr die Mannschaft zu wechseln.“

Dass ein Team über einen längeren Zeitraum vom selben Trainer trainiert

Eschs Franck Mériguet (Mitte) ist länger im Amt als Ricky Easterling (Gréngewald), Gavin Love (Etzella), Karl Abou Khalil (Sparta) und Tara Booker (Kordall, v.l.n.r.).

werden kann, zeigen Beispiele aus dem Ausland. Pascal Donnadieu steht seit 1987 beim französisc­hen Spitzenclu­b Nanterre in der Verantwort­ung. „Solche Fälle gibt es öfter als man denkt. In manchen Vereinen ist der Trainer eine Instanz. Es wird gar nicht daran gedacht, ihn zu ersetzen“, erklärt Diederich.

Der 46-Jährige weiß aber auch, dass Mannschaft­en von Trainerwec­hseln profitiere­n können. „Als Coach ist es wich

Ich glaube schon, dass der Leistungsd­ruck gestiegen ist. Ken Diederich, FLBB-Trainer

tig, sich und seine Methoden ständig zu hinterfrag­en. Man muss für Abwechslun­g sorgen. Wenn sich im Training jahrelang nichts ändert und eine Mannschaft die gleichen Systeme läuft, sinkt die Motivation der Spieler.“Zumindest das ist für die meisten LBBL-Coaches aufgrund der vielen Trainerwec­hsel derzeit kein Problem.

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Foto: Ben Majerus Ken Diederich ist seit 2016 Nationaltr­ainer.

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