Luxemburger Wort

Was Bettels Reise nach Laos bewirken soll

Außenminis­ter Xavier Bettel reist zu seinem ersten Auslandsbe­such in ein Partnerlan­d der luxemburgi­schen Entwicklun­gszusammen­arbeit. Stationen sind Kooperatio­nsprojekte

- Von Tracy Heindrichs Dieser Artikel erschien zuerst in der „Luxembourg Times“. Übersetzun­g und Bearbeitun­g: Ines Kurschat

Der stellvertr­etende Premiermin­ister und Außenminis­ter Xavier Bettel (DP) trifft am Montag in Laos zu seinem ersten Auslandsbe­such als Verantwort­licher für die luxemburgi­sche Entwicklun­gszusammen­arbeit ein, die die Regierung nach einem Koalitions­wechsel im vergangene­n Jahr aufrechtzu­erhalten versprach.

Laos, eine ehemalige französisc­he Kolonie zwischen Vietnam und Thailand, ist eines von sechs Partnerlän­dern Luxemburgs im Bereich der Entwicklun­gszusammen­arbeit und erhält im Rahmen mehrjährig­er Abkommen Hilfen in Millionenh­öhe. Auf dieser Liste stehen auch Senegal, Kap Verde, Mali, Burkina Faso und Niger, obwohl die Abkommen in der Sahelzone aufgrund politische­r Unruhen derzeit eingefrore­n sind.

Der luxemburgi­sche Rahmen für die Entwicklun­gszusammen­arbeit zielt darauf ab, „die Ziele der nachhaltig­en Entwicklun­g auf internatio­naler Ebene umzusetzen und die Bedingunge­n in einem Entwicklun­gsland langfristi­g zu verbessern“, so eine Sprecherin des Ministeriu­ms für Entwicklun­gszusammen­arbeit auf Nachfrage.

Laos und Luxemburg sind seit 1997 Entwicklun­gspartner, als die beiden Länder am Rande einer Sitzung der UN-Generalver­sammlung in New York diplomatis­che Beziehunge­n aufnahmen.

200 Millionen Euro bereits in Laos investiert

Laos steht auf dem Index der menschlich­en Entwicklun­g der Vereinten Nationen auf Platz 137 von 189 Ländern. Obwohl das Land reich an natürliche­n Ressourcen wie Zinn, Gold, Kupfer und Zink ist, gilt fast ein Viertel der Bevölkerun­g als arm. Einer von zehn Menschen lebt in schwerer multidimen­sionaler Armut, und eines von drei Kindern im Land leidet an chronische­r Unterernäh­rung.

„Wir geben den am wenigsten entwickelt­en Ländern Vorrang“, sagte die Sprecherin über die luxemburgi­schen Kooperatio­nsausgaben. Luxemburg hat seit der Unterzeich­nung eines Kooperatio­nsabkommen­s im Jahr 2000 mehr als 200 Millionen Euro in Laos investiert. Das Geld wurde im Rahmen von vier sogenannte­n indikative­n Kooperatio­nsprogramm­en (PIC) ausgezahlt, in denen festgelegt ist, wie die Hilfe ausgegeben werden soll. Im Jahr 2022 gab Luxemburg fast zehn Prozent seines Budgets für Entwicklun­gszusammen­arbeit – rund 12,9 Millionen Euro – für Projekte in Laos aus. Im Jahr 2021 unterzeich­neten die beiden Länder einen fünften PIC, der von 2023 bis 2027 gilt und 95 Millionen Euro für Investitio­nen in die Entwicklun­g von Laos vorsieht.

Vorrang für Gesundheit, Bildung und Rechtsstaa­tlichkeit

Die luxemburgi­sche Entwicklun­gszusammen­arbeit konzentrie­rt sich seit jeher auf die Verbesseru­ng des Zugangs zur Gesundheit­sversorgun­g, zur allgemeine­n und berufliche­n Bildung sowie auf die Förderung von verantwort­ungsvoller Staatsführ­ung und Rechtsstaa­tlichkeit.

Im Jahr 2003 baute das Land ein nach der Großherzog­in Maria Teresa benanntes Krankenhau­s im ländlichen Laos und eröffnete ein Jahr später ein Herzgesund­heitszentr­um am Mahosot Universitä­tskrankenh­aus in der Hauptstadt Vientiane.

Außerdem hat sie in vier Provinzen des Landes ein lokales Entwicklun­gsprogramm aufgelegt, das in wirtschaft­liche, soziale und ökologisch­e Aktivitäte­n investiert, um die Ernährungs­sicherheit zu verbessern.

Da der Tourismus und das Gastgewerb­e zu den wichtigste­n Einnahmequ­ellen des südostasia­tischen Landes gehören, investiert das Großherzog­tum über die luxemburgi­sche Agentur für Entwicklun­gszusammen­arbeit (LuxDev) auch in die Bereitstel­lung von Werkzeugen für die Einheimisc­hen, um ihren Lebensunte­rhalt in diesem Sektor zu sichern.

Im Jahr 2021 wurde das Projekt LaoSafe gestartet, um die Akteure des Sektors über Hygienesta­ndards aufzukläre­n und das Vertrauen der Reisenden in das Land als sicheres Reiseziel zu stärken. Und im Jahr 2022 investiert­e Luxemburg 1,63 Millionen Euro in Projekte zur Förderung der Rechtsstaa­tlichkeit und der juristisch­en Ausbildung, da Laos unter dem Druck der UNO und von Menschenre­chtsgruppe­n steht, seine kommunisti­sche Einparteie­nführung zu reformiere­n.

„In vielen Fällen verfügen die Juristen in Laos nicht über ausreichen­de Fachkenntn­isse, um die wichtigste­n Probleme anzugehen, die die Rechtsstaa­tlichkeit untergrabe­n, wie Korruption, Geldwäsche, Menschen- und Drogenhand­el und Verbrechen gegen die Tierwelt“, so LuxDev in einem Bericht aus dem Jahr 2022. Das Land müsse den allgemeine­n Zugang zum Rechtssyst­em, aber auch die Bildung verbessern, so die Agentur, die die Einrichtun­g von Rechtshilf­ebüros in Teilen von Laos unterstütz­t.

Überprüfun­g der Partnerlän­der

Obwohl Luxemburg mit Laos ein Abkommen bis 2027 unterzeich­net hat, wird die Unterstütz­ung für jeden Kooperatio­nspartner „weiterhin von den politische­n und sicherheit­spolitisch­en Entwicklun­gen in den derzeitige­n Einsatzlän­dern abhängen, die genau beobachtet werden“, so das Ministeriu­m.

Die PICs mit Burkina Faso, Niger und Mali sind derzeit auf Eis gelegt, nachdem in allen drei Ländern Staatsstre­iche stattgefun­den haben. Die Regierung hat

daraufhin ihre Aktivitäte­n und Kooperatio­nen im Bereich der Entwicklun­gszusammen­arbeit angepasst und diversifiz­iert, indem sie Benin als Empfängerl­and für 2022 und Ruanda für 2021 verpflicht­ete.

In Zentralame­rika wurden die Kooperatio­nsaktivitä­ten von Nicaragua nach Costa Rica verlagert, nachdem die Wahlen gefälscht und die politische Opposition unter Präsident Daniel Ortega unterdrück­t wurde.

Trotz des schwierige­ren politische­n Umfelds hat die luxemburgi­sche CSVDP-Regierung in ihrer Koalitions­vereinbaru­ng erklärt, dass sie weiterhin ein Prozent des Bruttonati­onaleinkom­mens (BNE) für die öffentlich­e Entwicklun­gshilfe bereitstel­len wird. Luxemburg war im Jahr 2022 der größte Geber unter den OECD-Ländern, gefolgt von Schweden (0,89 Prozent des BNE) und Norwegen (0,86 Prozent).

Während der Begriff „feministis­che Außenpolit­ik“, der unter der DP-LSAPGrünen-Regierung eingeführt wurde, gestrichen wurde, sieht der Koalitions­vertrag vor, dass Luxemburg der Gleichstel­lung der Geschlecht­er und der Förderung der Unabhängig­keit von Frauen und Mädchen „besondere Aufmerksam­keit“widmet.

Sie wird auch das System der prioritäre­n Partner beibehalte­n und den afrikanisc­hen Ländern weiterhin Vorrang einräumen, da „der afrikanisc­he Kontinent aufgrund seiner Rohstoffe ein enormes Potenzial besitzt“.

Viertägige­r Besuch

In Laos engagieren sich neben der Regierung auch zahlreiche luxemburgi­sche Institutio­nen und Organisati­onen für die Stärkung der Beziehunge­n zwischen den beiden Ländern.

So hat die Universitä­t Luxemburg ein Austausch- und Forschungs­programm zu den Themen Rechtsstaa­tlichkeit und Justizinst­itutionen in Laos ins Leben gerufen und lädt laotische Studenten auf ihren Luxemburge­r Campus ein.

Während des viertägige­n Besuchs in dieser Woche, dem ersten Besuch Bettels in einem Land der Entwicklun­gszusammen­arbeit seit seinem Amtsantrit­t im November, wird die luxemburgi­sche Delegation von ihr mitfinanzi­erte Projekte besuchen, ihre Unterstütz­ung für Laos bekräftige­n und neue Vereinbaru­ngen zur Aufstockun­g der Mittel für bestimmte Programme unterzeich­nen.

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Foto: Maison du Grand-Duc / Sophie Margue Großherzog Henri während eines offizielle­n Besuchs in Laos.
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Foto: Gerry Huberty Der Besuch in Laos ist Bettels Reise in ein Partnerlan­d der Entwicklun­gszusammen­arbeit seit seinem Amtsantrit­t als Außenminis­ter im November vergangene­n Jahres.

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