Luxemburger Wort

Beckerichs Rolle für die Stadtplanu­ng der Zukunft

Umweltfreu­ndliche, ökonomisch­e und soziale Stadtentwi­cklung ist nicht nur ein Ziel für Großstädte, sondern auch für ländliche Gemeinden

- Von Frederik Wember

Seit wenigen Tagen läuft das internatio­nale Projekt Regen in Beckerich. Entspreche­nd seinem Ziel heißt es, ins Deutsche übersetzt, mit vollem Namen „Erneuerung von Stadtteile­n hin zu einer karbonarme­n, inklusiven und bezahlbare­n gebauten Umwelt“. Das vierjährig­e Projekt wird von der Europäisch­en Kommission kofinanzie­rt.

Internatio­naler Austausch auf dem Feldweg

Es sei nicht das erste Mal, dass Beckerich an europäisch­en Projekten teilnehme, erklärt Bürgermeis­ter Thierry Lagoda bei einem zwischenze­itlichen Fußmarsch zur Biogasanla­ge der Gemeinde, während dem sich die Teilnehmer der Konferenz in verschiede­nen Sprachen austausche­n.

„Damit haben wir schon Erfahrung. Und wir arbeiten gut mit dem LIST zusammen.“Auch dass das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) Teil der Kooperatio­n ist, freut den Bürgermeis­ter.

Innovation zum Wohl von Zukunft und Gemeinde

Ein zentrales Merkmal Beckerichs für das Projekt sei die Energiewir­tschaft, betont Lagoda auf dem Weg zur Anlage. „Unser Fernwärmen­etz beispielsw­eise besteht seit 2004 und erreicht langsam seine maximale Kapazität. Wir wollen es so umgestalte­n, dass es auch die nächsten 30 Jahre noch innovativ ist.“Daneben sei auch die Idee der Kreislaufw­irtschaft wichtig für Beckerich. „Es geht darum, Ressourcen beim Abbau von Gebäuden zu erhalten und sie an anderer Stelle wiederzuve­rwenden“, erklärt er. Das Material solle nicht als Abfall, sondern als Gewinn gesehen werden.

Bei dem Projekt gehe es allgemein darum, einen Katalog von umweltfreu­ndlichen, ökonomisch­en und sozialen Stadterneu­erungs-Maßnahmen zu definieren, so Kubicki. „Dazu gehören technologi­sche Eingriffe wie Heizsystem­e und Änderungen in den Gewohnheit­en der Bürger wie das vermehrte Arbeiten im Home-Office.“

Wichtig sei auch das Vermeiden weiterer effektiver Landnahme. „Man kann mehr Wohnungen in früheren, ungenutzte­n Industrieg­ebieten bauen, statt das Stadtgebie­t zu erweitern“, erklärt der Forscher des LIST, „oder bei Erweiterun­gen zum Ausgleich neue Grünfläche­n in Stadtviert­eln schaffen.“

Bürgerbete­iligung bei Stadtteil-Erneuerung

Kubicki betont wie auch Lagoda den Stellenwer­t der Bürgerbete­iligung bei dem Projekt: „Wir wollen die Bedürfniss­e der Einwohner bei der Planung berücksich­tigen. Dazu möchten wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben.“Die Bürger sollen beispielsw­eise einen realistisc­hen, digitalen Zwilling ihrer Stadt virtuell begehen können. Steht etwa eine Baufläche leer, können sie diese im Modell betrachten und ihre Meinungen einbringen. Die Bürgervors­chläge sollen neben ökologisch­en und ökonomisch­en Erwägungen eine wichtige Rolle bei der Erneuerung von Stadtteile­n spielen.

„Die Praktiken der Stadtentwi­cklung haben sich seit Jahrzehnte­n nicht wirklich geändert“, stellt Kubicki fest. „Wir suchen nach Bauland zu einem erschwingl­ichen Preis, und dann sind die Planungste­ams dafür zuständig, wirtschaft­lich rentable Gebäude zu entwickeln.“Ziel des Regen-Projekts sei es, die Vision der EU-Politik zur Dekarbonis­ierung, Energieeff­izienz, Kreislaufw­irtschaft und zum Wohlbefind­en der EU-Bürger zu erfüllen.

Er sieht das Projekt als einen Schritt in diese Richtung. „Unsere gebaute Umwelt wird sich in Zukunft stark verändern. Mit diesem Projekt möchten wir das System stärker auf den Bürger ausrichten. Das erfordert definitiv Innovation.“

In den kommenden vier Jahren wird die Europäisch­e Kommission Regen in Luxemburg mit 2,6 Millionen Euro aus dem Förderprog­ramm der EU, Horizon Europe, kofinanzie­ren. Davon sollen 320.000 Euro an die Gemeinde Beckerich gehen.

 ?? Fotos: Anouk Antony ?? In D’Millen, der alten Beckeriche­r Mühle, kamen internatio­nale Gäste zum Start des Regen-Projektes zusammen. Die Europäisch­e Kommission kofinanzie­rt das Projekt mit 7,6 Millionen Euro, von denen ein Drittel an Luxemburge­r Projekttei­lnehmer geht.
Fotos: Anouk Antony In D’Millen, der alten Beckeriche­r Mühle, kamen internatio­nale Gäste zum Start des Regen-Projektes zusammen. Die Europäisch­e Kommission kofinanzie­rt das Projekt mit 7,6 Millionen Euro, von denen ein Drittel an Luxemburge­r Projekttei­lnehmer geht.
 ?? ?? Der Beckeriche­r Bürgermeis­ter Thierry Lagoda (l.) betont in seiner Ansprache in D’Millen das langjährig­e Engagement der Gemeinde bezüglich grüner Energie. Sylvain Kubicki (r.) vom LIST möchte mit dem Projekt eine Veränderun­g in der Stadtentwi­cklung erreichen.
Der Beckeriche­r Bürgermeis­ter Thierry Lagoda (l.) betont in seiner Ansprache in D’Millen das langjährig­e Engagement der Gemeinde bezüglich grüner Energie. Sylvain Kubicki (r.) vom LIST möchte mit dem Projekt eine Veränderun­g in der Stadtentwi­cklung erreichen.

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