Beckerichs Rolle für die Stadtplanung der Zukunft
Umweltfreundliche, ökonomische und soziale Stadtentwicklung ist nicht nur ein Ziel für Großstädte, sondern auch für ländliche Gemeinden
Seit wenigen Tagen läuft das internationale Projekt Regen in Beckerich. Entsprechend seinem Ziel heißt es, ins Deutsche übersetzt, mit vollem Namen „Erneuerung von Stadtteilen hin zu einer karbonarmen, inklusiven und bezahlbaren gebauten Umwelt“. Das vierjährige Projekt wird von der Europäischen Kommission kofinanziert.
Internationaler Austausch auf dem Feldweg
Es sei nicht das erste Mal, dass Beckerich an europäischen Projekten teilnehme, erklärt Bürgermeister Thierry Lagoda bei einem zwischenzeitlichen Fußmarsch zur Biogasanlage der Gemeinde, während dem sich die Teilnehmer der Konferenz in verschiedenen Sprachen austauschen.
„Damit haben wir schon Erfahrung. Und wir arbeiten gut mit dem LIST zusammen.“Auch dass das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) Teil der Kooperation ist, freut den Bürgermeister.
Innovation zum Wohl von Zukunft und Gemeinde
Ein zentrales Merkmal Beckerichs für das Projekt sei die Energiewirtschaft, betont Lagoda auf dem Weg zur Anlage. „Unser Fernwärmenetz beispielsweise besteht seit 2004 und erreicht langsam seine maximale Kapazität. Wir wollen es so umgestalten, dass es auch die nächsten 30 Jahre noch innovativ ist.“Daneben sei auch die Idee der Kreislaufwirtschaft wichtig für Beckerich. „Es geht darum, Ressourcen beim Abbau von Gebäuden zu erhalten und sie an anderer Stelle wiederzuverwenden“, erklärt er. Das Material solle nicht als Abfall, sondern als Gewinn gesehen werden.
Bei dem Projekt gehe es allgemein darum, einen Katalog von umweltfreundlichen, ökonomischen und sozialen Stadterneuerungs-Maßnahmen zu definieren, so Kubicki. „Dazu gehören technologische Eingriffe wie Heizsysteme und Änderungen in den Gewohnheiten der Bürger wie das vermehrte Arbeiten im Home-Office.“
Wichtig sei auch das Vermeiden weiterer effektiver Landnahme. „Man kann mehr Wohnungen in früheren, ungenutzten Industriegebieten bauen, statt das Stadtgebiet zu erweitern“, erklärt der Forscher des LIST, „oder bei Erweiterungen zum Ausgleich neue Grünflächen in Stadtvierteln schaffen.“
Bürgerbeteiligung bei Stadtteil-Erneuerung
Kubicki betont wie auch Lagoda den Stellenwert der Bürgerbeteiligung bei dem Projekt: „Wir wollen die Bedürfnisse der Einwohner bei der Planung berücksichtigen. Dazu möchten wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben.“Die Bürger sollen beispielsweise einen realistischen, digitalen Zwilling ihrer Stadt virtuell begehen können. Steht etwa eine Baufläche leer, können sie diese im Modell betrachten und ihre Meinungen einbringen. Die Bürgervorschläge sollen neben ökologischen und ökonomischen Erwägungen eine wichtige Rolle bei der Erneuerung von Stadtteilen spielen.
„Die Praktiken der Stadtentwicklung haben sich seit Jahrzehnten nicht wirklich geändert“, stellt Kubicki fest. „Wir suchen nach Bauland zu einem erschwinglichen Preis, und dann sind die Planungsteams dafür zuständig, wirtschaftlich rentable Gebäude zu entwickeln.“Ziel des Regen-Projekts sei es, die Vision der EU-Politik zur Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und zum Wohlbefinden der EU-Bürger zu erfüllen.
Er sieht das Projekt als einen Schritt in diese Richtung. „Unsere gebaute Umwelt wird sich in Zukunft stark verändern. Mit diesem Projekt möchten wir das System stärker auf den Bürger ausrichten. Das erfordert definitiv Innovation.“
In den kommenden vier Jahren wird die Europäische Kommission Regen in Luxemburg mit 2,6 Millionen Euro aus dem Förderprogramm der EU, Horizon Europe, kofinanzieren. Davon sollen 320.000 Euro an die Gemeinde Beckerich gehen.