Bürger atmen auf: Remich bekommt neue Esplanade
In knapp zwei Wochen soll es am Ortseingang Richtung Stadtbredimus losgehen. Doch der Marathon-Baustelle droht eine Kostenexplosion
Seit 15 Jahren sind die Planungen eigentlich abgeschlossen, und doch wurde der Beginn der Bauarbeiten immer wieder verschoben. Nun soll die Umgestaltung der Remicher Esplanade und der Landstraße N 10 in knapp zwei Wochen anfangen. Einige Jahre später wird der Hochwasserschutz folgen. Für Remich ist dieses lang herbeigewünschte Datum der Beginn einer neuen Ära, denn das Gesicht der Moselperle wird sich dadurch von Grund auf ändern.
Schilder entlang der N 10 zwischen Wueswee und Caves St Martin informieren die Anwohner seit einigen Wochen darüber, dass sie sich auf Bauarbeiten einstellen sollen. Bis Mitte 2026 werden diese laut Straßenbauverwaltung andauern – wohlgemerkt nur für diesen ersten Bauabschnitt. Für den zweiten Bauabschnitt, der vom Wueswee bis zum Centre Visit Remich reicht, sind ebenfalls zweieinhalb Jahre Bauzeit veranschlagt.
70 Prozent Verteuerung möglich
Wenn jetzt am 15. Februar die Bagger anrücken, wird Remich eine freundlichere Ortseinfahrt bekommen. Dazu wird die N 10 auf 1,1 Kilometern zurückgebaut – also die Fahrbahnbreite reduziert. Auf dem gewonnenen Platz wird die Straßenbauverwaltung einen Fahrradweg anlegen. Damit müssen sich Radfahrer und Fußgänger den Weg auf der Esplanade nicht mehr teilen, was in der Vergangenheit zu Konflikten geführt hatte. Außerdem werden die Parkplätze entlang der Route de Stadtbredimus neu gebaut.
Die Esplanade am Moselufer soll umgestaltet werden und eine schönere Begrünung erhalten. „Wir hoffen, dass das Begrünungskonzept im Laufe dieses Jahres validiert und danach in die Tat umgesetzt wird“, sagt Bürgermeister Jacques Sitz. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der Fußgängerweg an der Mosel bisher noch nicht ganz fertig geplant ist.
Noch während der ersten Bauphase will die Straßenbauverwaltung mit dem zweiten Abschnitt bis zum Centre Visit Remich anfangen. Dann werden die restliche Strecke der Esplanade und des Radwegs angegangen – und Remich bekommt endlich den viel diskutierten Hochwasserschutz. Spannend wird noch einmal die Diskussion über die Kosten des Marathon-Projekts werden: Diese wurden nämlich bereits 2008 ins Staatsbudget aufgenommen und seither nicht mehr verändert.
Der Baupreisindex ist in diesem Zeitpunkt um 70 Prozent angestiegen. Die Gemeinde Remich betrifft die zu erwartende Kostenexplosion nur am Rande, denn sie muss nur kleinere Gewerke wie etwa Bürgersteige und Wasserleitungen bezahlen. Den Löwenanteil der Maßnahme tragen Straßenbauverwaltung und Wasserfonds.
Hochwasserschutz bis zum Jousefshaus
Wie notwendig der ist, konnten die Bürger Anfang Januar sehen, als der Parkplatz vor dem Busbahnhof überflutet war. Damals waren zwar keine Schäden zu beklagen, doch der Verkehr musste umgeleitet werden. „Wenn der Hochwasserschutz schon funktioniert hätte, wäre auch das nicht passiert“, ist sich Bürgermeister Sitz sicher. Endgültig auf der sicheren Seite wird das Zentrum von Remich allerdings erst sein,
wenn auch der dritte Bauabschnitt abgeschlossen ist. Dieser sieht nämlich eine Verlängerung des Hochwasserschutzes vom Centre Visit Remich über die Place Kons
und den Parkplatz Um Gréin bis zum Jousefshaus vor.
Dass nach jahrzehntelanger Planungsarbeit nun bald der Startschuss für die neue Esplanade fällt, lässt Anwohner und Besucher von Remich aufatmen. „Es ist richtig, dass jetzt etwas geschieht“, sagt Walter Mayer, der regelmäßig hier spazieren geht und früher am Moselufer geangelt hat. „Vor 30 Jahren waren viel mehr Leute auf der Esplanade zu sehen als in den vergangenen Jahren“, findet er. Gerade für ältere Leute würde er sich eine öffentliche Toilette in der Nähe der Caves St Martin wünschen.
„Bitter notwendig“
Paulo Correia Silva, der seit 30 Jahren in Remich wohnt, hofft, dass durch die neue Esplanade mehr Touristen kommen. Auch der Hochwasserschutz sei „bitter notwendig“, meint er, vor allem für die Inhaber der nahen Geschäfte, damit nicht plötzlich der Laden unter Wasser stehe.
Bianca Botzem ist Leiterin eines kleinen Restaurants direkt an der Esplanade. Sie begrüßt es ebenfalls, wenn Remich nach Abschluss der Bauarbeiten attraktiver für Besucher wird – „obwohl ich aktuell ganz zufrieden mit den Kundenzahlen bin“, meint sie. Ihre Befürchtung gilt allerdings der langen Bauzeit, denn wohl während fünf Jahren müssen sich die Anrainer der N 10 auf Lärm und Verkehrsbehinderungen einstellen.