Luxemburgs Tennismännern geht in Kolumbien die Puste aus
Für das Davis-Cup-Team war der Aufstieg in die Weltgruppe I schon zum Greifen nah, doch die ungewohnte Höhenluft fordert ihren Tribut
Denkbar knapp verliert die Mannschaft von Teamkapitän Gilles Muller am Wochenende in Bogota ihr Davis-Cup-Playoff mit 2:3 gegen Kolumbien. Der erhoffte Aufstieg in die Weltgruppe I des Männertennis ist damit erst einmal vertagt.
Dabei hatten sich Chris Rodesch und Co. in Kolumbien viel vorgenommen. Mehr als eine Woche verbrachten der in den USA studierende Tennisspieler und seine Kameraden in dem südamerikanischen Land, um sich bestmöglich akklimatisieren zu können.
Der Plan schien zunächst aufzugehen. Die Auslosung ergab, dass Rodesch (Weltranglistenposition: 648) das Turnier am Freitag gegen den um mehr als 200 Plätze besser positionierten Nicolas Mejia (411) eröffnen würde. In einem hart umkämpften ersten Satz setzte sich der 22-jährige Student mit 7:6 durch. Nachdem Rodesch auch Durchgang zwei für sich entscheiden konnte (6:3), freute sich die luxemburgische Mannschaft über den erhofften Auftaktsieg und einen ersten kleinen Schritt Richtung Aufstieg.
Beflügelt von Rodeschs Leistung wusste auch Alex Knaff (500) in der zweiten Begegnung des Tages gegen Adria Soriano (593) zu überzeugen. Nach einem kräftezehrenden Duell und zwei Stunden und fünf Minuten Spielzeit verließ Knaff als Sieger (6:4, 2:6, 6:4) den Platz und baute die Führung seiner Mannschaft auf 2:0 aus. Zufrieden mit den guten Ergebnissen ging es anschließend zurück ins Mannschaftshotel, lediglich ein Sieg aus drei Spielen am Samstag würde genügen, um den Aufstieg in die Weltgruppe I perfekt zu machen.
Doch das Spiel auf 2.700 Metern Höhe ging nicht spurlos an den beiden Luxemburgern vorbei. Bereits im Training spürten Knaff und Rodesch die ungewohnten Bedingungen. „Die ersten Tage waren alles andere als einfach. Ich hatte Probleme mit der Atmung, weil die Luft hier so dünn ist“, sagt Knaff. „Die speziellen drucklosen Tennisbälle, die hier benutzt werden, bereiteten mir auch ein paar Probleme. Am ersten Tag ging kaum ein Schlag dorthin, wo ich ihn wirklich haben wollte.“
Obwohl es Knaff als auch Rodesch gelungen ist, diese Probleme am ersten Spieltag noch bravourös zu meistern, hat die Kraftanstrengung ihre Spuren hinterlassen. „Im Doppel stehen die beiden kolumbianischen Spieler in den Top 100“, wusste Knaff bereits, welch schwere Herausforderung auf ihn und Rodesch am Samstag warten würde.
Kein Déjà-vu-Erlebnis
Während für die beiden Luxemburger im Doppel jeweils bereits ihr zweites Match anstand, schickten die Gastgeber mit Cristian Rodriguez und Nicolas Barrientos ein eingespieltes und dazu noch erholtes Duo aufs Feld. Abermals ging die Partie über drei Sätze. Am Ende musste sich das Duo Knaff/Rodesch trotz starken Comebacks auch aufgrund schwindender Kräfte dem Top100-Doppel geschlagen geben (3:6, 7:6, 1:6).
Doch jetzt sollte die kolumbianische Bergluft erst richtig ihren Tribut fordern. Während die Kolumbianer für die beiden anstehenden Einzelpartien wieder wechselten, musste Knaff nach nur kurzer Pause und mit bereits sechs Sätzen in den Beinen gegen den ausgeruhten Mejia ran. Dieser nutzte seinen Fitness-Vorteil aus und stellte nach zwei Sätzen (6:2, 6:3) das Gesamtergebnis wieder auf Unentschieden (2:2).
Für Gilles Mullers Mannen bedeutete dies, wie schon bei der Begegnung in Slowenien im September vergangenen Jahres, dass Rodesch es im finalen fünften Match richten musste. Doch das erhoffte Déjà-vu-Erlebnis blieb dieses Mal aus. Hatte es in Slowenien noch zum späten Erfolg gereicht, beendete Soriano Luxemburgs und Rodeschs Traum vom Aufstieg nach zwei Sätzen (3:6, 6:7).
Was von der Reise nach Kolumbien außer den zuvorkommenden Gastgebern jedoch übrig bleibt, ist, dass Luxemburgs Tennismänner durchaus in der Lage sind, den Favoriten Paroli zu bieten. Und dass der Aufstieg vorerst nur verschoben, aber noch lange nicht aufgehoben ist.
: Die speziellen drucklosen Tennisbälle, die hier benutzt werden, bereiteten mir auch ein paar Probleme. Am ersten Tag ging kaum ein Schlag dorthin, wo ich ihn wirklich haben wollte. Alex Knaff