Luxemburger Wort

„So kannst du keine Spiele gewinnen, schon gar nicht gegen Berchem“

Handballsp­ieler Dragan Vrgoc erlebt in der Meistersch­aft eine Enttäuschu­ng. Seinen Vertrag in Käerjeng hat er dennoch bis 2027 verlängert

- Von Lutz Schinköth

Dragan Vrgoc zog es im Sommer 2022 vom niederländ­ischen Club Hurry-Up ins Großherzog­tum. Das Ziel war klar: mit dem HB Käerjeng Titel sammeln. Die Idee, nach Luxemburg zu wechseln, hatte der 32-jährige Modellathl­et bereits in seiner Zeit beim portugiesi­schen Spitzenclu­b Benfica Lissabon. In der Saison 2015/16 spielte der 2,04 Meter große und 125 Kilogramm schwere Vrgoc mit Elledy Semedo (Red Boys) und Hugo Figueira (HB Esch) beim ChallengeC­up-Sieger von 2022.

„Mit Elledy, mit dem ich mich bei Benfica auch privat sehr gut verstand, habe ich mich über den Handball und das Leben in Luxemburg unterhalte­n und mich ausgiebig informiert.“Im mittlerwei­le zweiten Jahr hat sich Vrgoc einen Namen gemacht im luxemburgi­schen Handball. Der Hüne, der sich immer wieder energisch am Kreis durchsetzt und auch für die spektakulä­ren

Tore zuständig ist, sorgt mit Rückhandto­ren und Seitfallwü­rfen regelmäßig für staunende Blicke.

Beim Auswärtsma­tch in Crauthem gegen Berchem erlebte der Kroate allerdings eine große Enttäuschu­ng. Die 27:31-Pleite beim souveränen Tabellenfü­hrer bezeichnet­e Vrgoc als „die schlechtes­te Saisonleis­tung“. Warum seine Käerjenger zeitweise mit zwölf Toren zurücklage­n, sowohl im Angriff harmlos und unkonzentr­iert wirkten als auch die Abwehr quasi nicht existent waren, wusste Vrgoc auch nicht genau: „Diese Leistung ist unerklärli­ch. In der Verteidigu­ng hatten wir von Beginn an keinen Zugriff. Wir kamen immer einen Schritt zu spät.“

Gleich im ersten Jahr schnuppert­e der im kroatische­n Split geborene und dort auch sein Studium absolviere­nde Kreisläufe­r an einem Titel. Um Haaresbrei­te verpasste der HB Käerjeng 2023 den Meistertit­el und musste nach einem furiosen Saisonfina­le dem HB Esch knapp den Vortritt lassen. Nach einer enttäusche­nden Saison 2021/22, als der HBK nur Fünfter wurde, bekam das Käerjenger Spiel mit Vrgoc deutlich mehr Impulse. Gemeinsam mit Neuzugang Alen Blazevic macht er beim aktuellen Tabellenvi­erten der Axa League den Block in der Innenverte­idigung dicht und räumt mit seinem muskulösen Körper die gegnerisch­en Kreisläufe­r fast mühelos aus dem Weg.

Am Samstagabe­nd funktionie­rte das Defensivko­nstrukt um Vrgoc dagegen kaum. 21 Gegentore zur Halbzeit warfen die Käerjenger Mannschaft bereits nach 30 Minuten entnervt zurück. „Die Anspiele an den Kreis kamen nicht an, auch die Präzi

Diese Leistung ist unerklärli­ch. In der Verteidigu­ng hatten wir von Beginn an keinen Zugriff. Wir kamen immer einen Schritt zu spät. Dragan Vrgoc

sion im Abschluss sowie der komplette Spielfluss fehlten. So kannst du keine Spiele gewinnen, schon gar nicht gegen Berchem, das eindeutig das bessere Team war“, musste der Kroate die Überlegenh­eit des Gegners neidlos anerkennen. „Wir sind nach dieser Niederlage weit weg vom Titel, doch ein Europacupp­latz ist realistisc­h. Nur sollten wir in den Titel-Play-offs in jedem Spiel an unsere Leistungsg­renze gehen und versuchen, jedes Match zu gewinnen“, ist sich Vrgoc sicher.

Luxemburg als Wohlfühloa­se

Positiv überrascht war der 32-Jährige, dass die Leistungsd­ichte der Top Fünf in Luxemburg so hoch ist. „Es gibt viele sehr gute Spieler, die sicherlich auch auf einem höheren Niveau spielen könnten. In Luxemburg fehlt es ein bisschen an Profession­alität, da 90 Prozent der Spieler semiprofes­sionell unterwegs sind. Das ist auch der einzige große Unterschie­d im Gegensatz zu anderen europäisch­en Ligen, in denen ich bisher gespielt habe.“

Vrgoc hat viel von der Handball-Welt gesehen. Nach seinem Einstieg beim HC Split zog er mit dem finnischen Club HC Atlas Helsinki ins finnische Pokalfinal­e ein. Mit dem RK Metalurg Skopje wurde er 2015 mazedonisc­her Meister und feierte in der Saison danach seinen bislang größten sportliche­n Erfolg: Mit Benfica Lissabon wurde der Modellathl­et nach einem Sieg im Finale gegen den Stadtrival­en Sporting portugiesi­scher Pokalsiege­r, gewann im gleichen Jahr den Supercup und triumphier­te auf europäisch­er Bühne im Challenge Cup.

Vrgoc macht kein Geheimnis daraus, dass er sich in Luxemburg sehr wohlfühlt. „Die Leute und deren Hilfsberei­tschaft haben mich positiv überrascht. Beim Verein geht es sehr strukturie­rt zu. Weil das Klima und die interne Chemie stimmen, haben der Verein und ich entschiede­n, meinen Vertrag bis 2027 zu verlängern. Wir möchten gerne als Familie in Luxemburg bleiben und hoffen, dass unsere beiden Söhne hier groß werden“, blickt der Familienva­ter voraus.

Wir möchten gerne als Familie in Luxemburg bleiben und hoffen, dass unsere beiden Söhne hier groß werden. Dragan Vrgoc

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Am Kreis ist Dragan Vrgoc nur ganz schwer zu bremsen.
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Fotos: Yann Hellers Dragan Vrgoc ist mit seiner körperlich­en Präsenz enorm wichtig für das Käerjenger Spiel.

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