Luxemburger Wort

Iceman Maël van Dessel bringt die Coque zum Kochen

Im Finale des Tischtenni­spokals begeistert das Supertalen­t von Hostert-Folschette die Fans. Der 18-Jährige selbst verzieht keine Miene

- Von Jan Morawski

Gefühlt dominiert der DT Hostert-Folschette schon seit Jahren das nationale Tischtenni­s-Geschehen. Umso überrasche­nder ist für viele Fans die Tatsache, dass der Club aus der 400-Seelen-Gemeinde im Westen des Landes noch nie Pokalsiege­r wurde – bis gestern. Denn im Finale der Coupe de Luxembourg setzte sich das Team in der Coque in Kirchberg souverän mit 4:2 gegen Reckingen durch.

Dabei konnte sich Hostert nicht nur auf seine Spitzenspi­eler Gleb Shamruk und Zoltan Fejer-Konnerth verlassen, auch der 18 Jahre alte Maël van Dessel ist schon lange kein Nachwuchst­alent mehr. „Maël ist körperlich extrem fit“, erklärt Mats Sandell, der das Team gestern gemeinsam mit Kevin Kubica coachte. „Er spielt viele Matches auf hohem Niveau, und das merkt man. Er sammelt viel Erfahrung und entwickelt sich dadurch auch immer weiter.“

: Ich muss in solchen Spielen immer eine neue Taktik finden. Maël van Dessel

Bereits im Halbfinale, das Hostert am Samstag überrasche­nd deutlich mit 4:0 gegen Mitfavorit Berburg gewann, überzeugte van Dessel durch einen 3:1-Sieg gegen Tom Scholtes. Im Finale bezwang der Nationalsp­ieler Reckingens Vereinsprä­sident Mike Kraus sogar mit 3:0. Anschließe­nd sorgte er durch ein 3:1 gegen Youngster Gene Wantz für die Vorentsche­idung.

Dieses Match gegen seinen Trainingsp­artner war allerdings besonders knifflig. Die beiden kennen sich in- und auswendig. „Ich muss in solchen Spielen immer eine neue Taktik finden“, erklärt van Dessel. „Wenn ich so wie im Training spiele, wird es gefährlich.“Deshalb schlug er nicht nur anders auf, sondern nahm in manchen Situatione­n auch etwas Tempo aus seinen Schlägen heraus. An diesem Rhythmuswe­chseln hatte der ein Jahr jüngere Wantz sichtlich zu knabbern und ließ sich immer wieder zu Fehlern verleiten.

Extrem junge Nationalma­nnschaft

Während van Dessel spricht, bewegt sich in seinem Gesicht gar nichts. Und auch am Tisch wirkt der Hosterter cool wie Eis. Nach krachenden Vorhand-Topspins bekamen die Zuschauer in der Coque selten mehr als eine Faust zu sehen. Apropos Zuschauer: „Das ist wirklich geil in diesem Verein“, lobt van Dessel die angereiste­n Fans von Hostert-Folschette, die nicht nur in puncto Lautstärke klar in der Überzahl waren. „Unser Zusammenha­lt ist riesig. So macht es wirklich Spaß.“

Unterforde­rt ist van Dessel aber noch lange nicht, auch nicht innerhalb des eigenen Teams. Denn beim amtierende­n Meister misst sich der junge Luxemburge­r mit gestandene­n Profis. „Wenn ich in einem anderen Verein die Nummer eins wäre, hätte

ich vielleicht weniger Motivation“, sagt van Dessel. In Hostert gebe es immer einen Konkurrenz­kampf um die besten Plätze in der Verbandsra­ngliste. Aktuell hat der Belarusse Shamruk die Nase vorn, es folgen der Deutsche Fejer-Konnerth, van Dessel und der Schwede Sandell. Auch in der Nationalma­nnschaft will van Dessel nach dem Abschied von Eric Glod eine größere Rolle spielen. Gemeinsam mit Bundesliga-Profi Luka Mladenovic, Wantz, Scholtes und dem Düdelinger Loris Stephany ist er Teil eines Teams mit extrem viel Entwicklun­gspotenzia­l. „Es ist wirklich cool, dass wir aus derselben Generation jetzt in der Nationalma­nnschaft zusammensp­ielen dürfen“, erklärt der 18-Jährige. Selbst der 25 Jahre alte Mladenovic sei noch jung. „Wir denken langfristi­g und wollen alle noch viel besser werden.“

Gut genug für den Pokalsieg war Maël van Dessel bereits, jetzt folgt die Mission Titelverte­idigung in der Audi TT League. Dort liefert sich Hostert-Folschette aller Voraussich­t nach einen Zweikampf mit Berburg. Am 10. März kommt es zum Abschluss der Zwischenru­nde zum direkten Duell, ehe die Play-offs beginnen. Van Dessel ist heiß darauf – auch wenn man es ihm überhaupt nicht ansieht.

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Nach dem entscheide­nden Sieg von Zoltan Fejer-Konnerth (r.) jubeln Hosterts Spieler in der Box.
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Fotos: Ben Majerus Maël van Dessel lässt in seinen Spielen nichts anbrennen.

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