Filmpädagoge und Theaterregisseur Ed Kohl ist tot
Er war Leiter des „Office du film scolaire“, schrieb Hörspiele, Theater- und Filmkritiken und inszenierte fürs Theater
Ed Kohl war Theaterkritiker und Regisseur; vor allem aber Filmpädagoge, einen Posten, den er in Luxemburg vermutlich als Allererster bekleidete. Als Leiter des „Office du film scolaire“traf er die Filmauswahl für die Schulen des Landes und organisierte deren Verleih. Vor fünf Jahren hatte das Literaturarchiv ihn in ihrer Rubrik „Zoom auf das Literaturarchiv“im Wort-Feuilleton „Die Warte“gewürdigt. Damals schrieb das CNL, dass es nur wenige Informationen über sein Leben und sein Werk gebe, dabei tauche sein Name dennoch immer wieder in theatergeschichtlichen Rückblicken auf. Bestimmt lag das daran, dass Ed Kohl sehr bescheiden war und vor allem im Hintergrund arbeitete.
Grundschule in Rodange, hauptstädtisches Athenäum, Lehrernormalschule – das war seine schulische Laufbahn. Ed Kohl war zunächst Lehrer in Rodange und Schouweiler. Aber, er wollte mehr für seine Schulkinder als nur Rechnen und Sprachunterricht. Er überzeugte seinen damaligen Bildungsminister Emil Schaus davon, Filmpädagogik an der Ecole normale supérieure de Saint-Cloud in Paris zu studieren. Kulturminister Pierre Grégoire, der so wie Schaus die Bedeutung des Kinos als Bildungsmedium bereits früh erkannt hatte, ermöglichte ihm eine zusätzliche Weiterbildung am Institut des hautes études cinématographiques in Paris. Dort war Kohl zwischen 1960 und 1962 und belegte Fächer wie Montage, Filmregie, Produktion.
Nach seinem Studium war Ed Kohl etliche Jahre Lehrer in der Stadt Luxem
burg, arbeitete zugleich aber im Bereich der Filmpädagogik und übernahm 1968 die Leitung des 1945 gegründeten „Office du film scolaire“in Walferdingen, das 1993 in „Centre des technologies de l’éducation“umbenannt wurde. 1998 ging er in Rente.
Theater und Hörspiel
Neben dem Film galt das Interesse von Ed Kohl aber auch dem Theater und dem Hörspiel. 1954 hat er mit „Hues du deng Mamm nach?“den zweiten Preis beim RTL-UKW-Hörspielpreis Prix Michel
Rodange und 1961 mit „Matricule 340902“ebenfalls den zweiten Preis beim Hörspielpreis Prix Marcel Reuland gewonnen. Fürs Radio übersetzte er Märchen von Hans Christian Andersen ins Luxemburgische und schrieb Erzählungen für die RTL-Kindersendung.
Über den Film und Theater schrieb Ed Kohl Kritiken für die Wochenzeitung „d‘Lëtzebuerger Land“, war auf der Theaterbühne auch oftmals Statist. Er lehrte aber auch französische Sprecherziehung am Konservatorium und lernte dort etliche Schauspieler und Regisseure kennen, etwa Pol Greisch, Juliette François und Tun Deutsch. Der Gründer des Kasemattentheaters vertraute ihm einige Regiearbeiten an, etwa „Azote“von René de Obaldia im Jahr 1967. Es folgten noch viele andere Inszenierungen fürs Kasemattentheater, das Théâtre du Centaure, das Stadttheater Luxemburg, das Théâtre des Nouveautés in Paris, das Café-Théâtre Melusina und das Wiltzer Festival.
Im Warte-Beitrag des Nationalen Literaturzentrums (LW vom 3. Oktober 2019) wird das Jahr 1980 als Höhepunkt und zugleich Ende der Theaterkarriere von Ed Kohl bezeichnet. Damals inszenierte er Guy Wagners Stück „Ee wéi den aneren“, das beim nationalen Literaturwettbewerb ausgezeichnet und im Hei Elei Kuck Elei, dem Luxemburger Fernsehprogramm, ausgestrahlt wurde, sowie fürs Théâtre du Centaure „Den Ubbu get Kinnek“von Roger Manderscheid nach Alfred Jarry.
Ed Kohl ist am vergangenen 27. Januar im Alter von 89 Jahren gestorben. Seine Todesanzeige erschien am vergangenen Samstag im „Luxmburger Wort“.