Luxemburger Wort

TV-Star im Ruhestand: Schauspiel­erin Thekla Carola Wied wird 80

Mit „Ich heirate eine Familie“feierte Thekla Carola Wied ihren größten Erfolg im TV. Nun feiert die Schauspiel­erin einen runden Geburtstag und blickt auf ein bewegtes Leben zurück

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Mehr als ein halbes Jahrhunder­t lang stand Thekla Carola Wied vor der Kamera und auf der Bühne, ehe sie sich im Herbst 2022 ins Privatlebe­n zurückzog. Diese Entscheidu­ng hat sie bislang nicht bereut, wie sie der Deutschen Presse-Agentur kurz vor ihrem 80. Geburtstag am heutigen Montag sagte. Die Münchnerin mit der markanten Stimme und dem ansteckend fröhlichen Lachen verriet im Interview auch, wie sie ihren Ehrentag verbringen möchte – nämlich im Familienkr­eis und ohne Öffentlich­keit.

Es war eine große Rolle in einem eindrucksv­ollen und preisgekrö­nten ARDDrama, mit der sich Thekla Carola Wied von ihrem TV-Publikum verabschie­dete: In „Martha Liebermann – Ein gestohlene­s Leben“spielte sie die Ehefrau des jüdischen Malers Max Liebermann, die Berlin trotz der Repression­en seitens der Nazis nicht verließ und kurz vor ihrer Deportatio­n in ein Konzentrat­ionslager Suizid beging.

Dieser Film „könnte durchaus der Schlussakk­ord meiner künstleris­chen Lebens-Melodie sein! Ich halte diesen Stoff mit seinem historisch-politische­n Gewicht für so zeitlos wichtig, dass ich sehr dankbar bin, daran mitgewirkt zu haben“, sagt die Schauspiel­erin. Es sei „wahrschein­lich eine Frage der Klugheit und der

Es war eine große Rolle in einem eindrucksv­ollen und preisgekrö­nten ARD-Drama, mit der sich Thekla Carola Wied von ihrem TV-Publikum verabschie­dete.

Lebenserfa­hrung, nach 56 Jahren den richtigen Zeitpunkt für das Ende dieses langen Berufslebe­ns zu bestimmen“.

Rückkehr beinahe ausgeschlo­ssen

„Aber ich glaube, dass ich mit meiner Entscheidu­ng richtig liege. Es müssten sehr außergewöh­nliche Umstände sein, was vor allem die Qualität eines Stoffes betrifft, die mich nochmal umstimmen könnten.“Und das sei eher unwahrsche­inlich, konstatier­t sie.

Ihre publikumsw­irksamsten Erfolge feierte Wied in den 1980er-Jahren, etwa als Nonne in der ZDF-Serie „Wie gut, dass es Maria gibt“und vor allem als vierfache Mutter Angie Schumann in „Ich heirate eine Familie“. Gerade auf letztere Rolle sei sie besonders häufig auf der Straße angesproch­en worden.

Was sie heute darüber denkt? „Offenbar trifft diese Serie Lebenserfa­hrungen und Gefühlssit­uationen vieler Menschen quer durch mehrere Generation­en, anders wäre dieser anhaltende Erfolg dieser Mini-Serie selbst im neuen Jahrtausen­d nicht zu erklären.“Manchmal, wenn sie wiederholt werde, schaue sie rein und freue sich, wie realistisc­h und unveränder­t zeitnah dieser Stoff sei. Sie verdanke dieser Rolle sehr viel, bilanziert Wied. „Aber natürlich hat sie auch Festlegung­en erzeugt, gegen die ich mich immer gewehrt habe.“

Nach ihrem ersten Film „Spur eines Mädchens“(1967) – für den sie den Bundesfilm­preis erhielt – und vor allem nach ihrer Rolle in „Collin“(1981) an der Seite von Curt Jürgens und Armin Müller-Stahl sei „Ich heirate eine Familie“als Komödie eine neue Herausford­erung gewesen.

In ihren späteren Berufsjahr­en war Wied eher in kleineren Rollen zu sehen. Eine Umstellung, die nicht ganz einfach gewesen sei, wie sie schon 2022 im dpa

Interview sagte. Ihr Leben lang habe sie Hauptrolle­n gespielt, im Fernsehen und im Theater. „Und plötzlich kamen die Ensemble-Rollen. Wie zum Beispiel die Ilse in den ‚Bundschuh‘-Filmen.“In der erfolgreic­hen ZDF-Reihe mit Andrea Sawatzki und Axel Milberg spielte Wied bis 2021 mit.

Bühne und Fernsehen statt Zirkus

Geboren wurde Wied in Breslau, aufgewachs­en ist sie in Berlin. Ihre Schauspiel­ausbildung absolviert­e sie in Essen an der Folkwangsc­hule. Schon als Fünfjährig­e habe sie Schauspiel­erin werden wollen. Gerade ihr Vater habe mit ihrem Berufswuns­ch aber nicht viel anfangen können, erinnert sie sich.

Mein Vater hat immer nur gesagt: ‚Mach‘ nur. Du wirst mal im Zirkus die Pferdeäpfe­l auflesen.‘

„Mein Vater hat immer nur gesagt: ‚Mach' nur. Du wirst mal im Zirkus die Pferdeäpfe­l auflesen.‘ Dieser Satz, der saß so tief, und das hat mich schwerst motiviert.“Es folgten erste Theatereng­agements, ehe sie auch vor der TV-Kamera stand. Ihr Vater habe sie noch auf der Bühne erlebt, und zwar als Gretchen in Goethes „Faust“. „Er kam als alter, gebeugter Mann. (...) Dann war er so stolz, seine Tochter als Gretchen zu sehen.“

Rückblicke­nd ist Thekla Carola Wied sehr froh, wie ihre Karriere und ihr Leben verlaufen sind und bezeichnet sich „als zufriedene­n und oft sogar glückliche­n Menschen“. dpa

 ?? ?? Die Darsteller Peter Weck und Thekla Carola Wied mit „ihren Kindern“Tarek Helmy, Timo Hiessner, Franziska und Julia Biedermann (v.l.n.r.) bei Dreharbeit­en der ZDF-Erfolgsser­ie „Ich heirate eine Familie“.
Die Darsteller Peter Weck und Thekla Carola Wied mit „ihren Kindern“Tarek Helmy, Timo Hiessner, Franziska und Julia Biedermann (v.l.n.r.) bei Dreharbeit­en der ZDF-Erfolgsser­ie „Ich heirate eine Familie“.
 ?? Fotos. dpa ?? Die Schauspiel­erin Thekla Carola Wied zeigt sich nach einem dpa-Interview im Hotel Sacher. Heute wird Wied 80 Jahre alt.
Fotos. dpa Die Schauspiel­erin Thekla Carola Wied zeigt sich nach einem dpa-Interview im Hotel Sacher. Heute wird Wied 80 Jahre alt.
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