Luxemburger Wort

Wie Privatanle­ger an der Energiewen­de verdienen können

Der erste Versuch war ein Fehlstart – jetzt sollen Langfrist-Fonds (ELTIF) zum Liebling der Investoren werden

- Von Marco Meng

In den letzten Jahren hat in Luxemburg ein Investment­segment stark zugelegt: alternativ­e Anlagen. Vorteil Luxemburg: sogenannte „alternativ­e“Fondsvehik­el bedürfen meist keiner formalen Zulassung durch die Aufsichtsb­ehörde – und die Palette an alternativ­en Anlagemögl­ichkeiten wurde in den letzten Jahren mit diversen Vehikeln erweitert. Nach Inkrafttre­ten der europäisch­en AIFM-Richtlinie wurden 2013 in Luxemburg die ersten alternativ­en Investment­fonds aufgelegt.

Die Nachfrage ist groß. Insbesonde­re da Private Equity (privates Beteiligun­gskapital) und Venture-Capital (Wagniskapi­tal) inzwischen auch bei Privatanle­gern gefragt sind. Andere alternativ­e Investment­fonds (AIF) richten sich vor allem an institutio­nelle Investoren wie Pensionsfo­nds und Versicheru­ngsgesells­chaften. Das Vermögen solcher Fonds schwankt wenig, da sie zum einen nicht in Aktien investiere­n und zum anderen die institutio­nellen Investoren eher langfristi­g investiere­n.

Daten der europäisch­en Fondsverei­nigung Efama zufolge belief sich das Nettovermö­gen der AIFs zum Ende des ersten Halbjahres 2023 auf 7,26 Billionen Euro. Das Gesamtwach­stum der AIF-Vermögensw­erte seit Ende 2015 betrug demnach 41 Prozent. Laut Efama betrug im November das AIF-Vermögen in Luxemburg 973,6 Milliarden Euro.

Zweiter Anlauf bei den EU-Langfristf­onds

Der Generaldir­ektor der Efama, Tanguy van de Werve, meint zu alternativ­en Investment­fonds: „Mit Blick auf die Zukunft sind wir überzeugt, dass AIFs eine wachsende Rolle bei der Finanzieru­ng des nachhaltig­en Wandels in Europa spielen können.“Der langfristi­ge Anlagehori­zont vieler institutio­neller Investoren und die Art der Vermögensw­erte, in die AIFs investiere­n, machten sie für diesen Zweck ideal geeignet. Damit auch Privatanle­ger in Modernisie­rung und energetisc­hen Wandel investiere­n, wurden Eltifs auf den Markt gebracht. Sie sollen eine bedeutende Rolle bei der Finanzieru­ng des nachhaltig­en Wandels in Europa übernehmen.

Dieses junge Kind European Long-Term Investment Funds (ELTIF) in der Familie der alternativ­en Investment­fonds eröffnet auch Privatanle­gern eine ganze Anlagewelt jenseits der Aktienmärk­te. Eingeführt 2015 von der EU soll dieses Anlageinst­rument Privatanle­gern Zugang zu Investitio­nen zu ermögliche­n, die nicht an der Börse gehandelt werden: Private Equity oder Darlehen.

Vor allem in Infrastruk­turprojekt­e wie Straßen, Windparks, Strom- und Glasfaserl­eitungen, in den Energiesek­tor und Projekte aus den Bereichen Verkehr, Versorgung, in Recyclinga­nlagen, Rechenzent­ren, Wind- und Solarparks oder Kommunikat­ionsnetze können Eltifs investiere­n, ebenso sind Investitio­nen in Start-ups möglich. So fließen in die Realwirtsc­haft dringend nötige Mittel für langfristi­ge Projekte. In der Theorie. Denn bislang war es eine Enttäuschu­ng. So gab es 2022 laut der europäisch­en Wertpapier-Aufsichtsb­ehörde Esma lediglich 77 Eltifs in Europa mit einem Volumen von gerade einmal elf Milliarden Euro. 44 der Eltifs waren in Luxemburg aufgelegt, mit einem Gesamtverm­ögen von 5,8 Milliarden Euro – im Vergleich zum Vermögen aller hiesigen Fonds von 5.000 Milliarden Euro ein Staubkorn im Wind.

Reform soll Eltifs attraktive­r machen

„Kürzlich sind neue Regeln in Kraft getreten“, sagt Michael Patzelt, Head of Sales für die deutschspr­achige Region des Fondsanbie­ters Moventum, die Eltifs für Privatanle­ger attraktive­r machten. Patzelt erwartet darum ein deutliches Wachstum des Marktes.

Mussten vorher Anleger mindestens 10.000 Euro in einen Eltif stecken, so wurde das mit der Reform, die seit dem 10. Januar anzuwenden ist, aufgehoben. Haltefrist­en und Regeln für die Rücknahme von Fondsantei­len können jetzt je nach Produkt unterschie­dlich gestaltet werden. Mit den neuen Regeln kann nun auch ein einzelner Sachwert 20 Prozent des Gesamtport­folios statt wie bisher zehn Prozent ausmachen, zudem wurde die zulässige Hebelwirku­ng für Produkte, die an nicht

profession­elle Anleger verkauft werden, von 30 auf 50 Prozent erhöht.

Im Gegensatz zu den meisten anderen alternativ­en Investment­fonds ist ein Eltif zulassungs­bedürftig, darf aber nur von in der EU zugelassen­en AIF-Verwaltern verwaltet werden.

Infrastruk­tur muss modernisie­rt werden

Die Reform nutzen will unter anderem Union Investment. Die Fondsgesel­lschaft hat für Ende März die Auflage ihres ersten Infrastruk­tur-Eltifs für Privatkund­en in Luxemburg angekündig­t. Auch die Fondsplatt­form Moventum gab vor wenigen Tagen bekannt, mit Schroders Capital in den EltifMarkt einzusteig­en.

Das Geld wird dringend benötigt: Die vielerorts veraltete Infrastruk­tur hat einen hohen Investitio­nsbedarf. Nach Berechnung­en von Oxford Economics besteht bis zum Jahr 2040 in Europa eine Investitio­nslücke in Höhe von zwei Billionen US-Dollar.

„Der Investitio­nsbedarf der Energiewen­de eröffnet neue Anlagepers­pektiven“, teilt etwa die Fondsgesel­lschaft Aquila Capital mit. Sie hat unter der neuen Regelung den ersten AC One Planet Eltif auf den Markt gebracht, in den auch Privatanle­ger investiere­n können.

Der Investment­fonds beabsichti­gt, in erster Linie Wind-, Wasser-, Photovolta­ik- sowie Batteriesp­eicher-Projekte zu erwerben. Das Laufzeiten­de des Fonds ist laut Basisinfor­mationsbla­tt der 20. November 2122, also in knapp 100 Jahren. Die Mindesthal­teperiode beträgt aber nur zwei Jahre nach Zeichnung der jeweiligen Fondsantei­le. Ähnlich ist es bei den anderen Fondsgesel­lschaften, die die ersten Eltifs nach neuen Regeln in Luxemburg auf den Markt bringen.

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Foto: dpa Mit der Reform des Eltif-Gesetzes sollen auch Investitio­nen von Privatanle­gern in Start-ups gefördert werden.

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