Luxemburger Wort

Rettet die Bäcker!

- Irina Figut

Es sind die Lokale, deren Schließung­en in Gemeinden besonders schmerzen: Innerhalb weniger Wochen haben gleich zwei Traditions­bäckereien hierzuland­e zugesperrt. „La Table du Pain“musste aufgrund der Insolvenz nach mehr als 25 Jahren in der Hauptstadt schließen. Auch „La Fournée“im Escher Zentrum verabschie­dete sich nach jahrzehnte­langer Präsenz endgültig von ihren Kunden. Das sind nur zwei Beispiele von mehreren, weitere könnten folgen. Wären die beiden Handwerksb­etriebe noch zu retten gewesen? Gerade wir als Konsumente­n können mit unseren Kaufentsch­eidungen und eigenem Engagement Veränderun­gen bewirken.

Dass immer mehr Bäckereien in der letzten Zeit schließen, ist verständli­ch. Durch die Aneinander­reihung von verschiede­nen Krisen sind sie enormen Kostenstei­gerungen – für Energie, Rohstoffe und Personal – ausgesetzt, die sie nicht mehr durch ihren Umsatz ausgleiche­n können. Gleichzeit­ig zehren die Inflation und die hohen Kreditzins­en an der Kaufkraft. Discounter bieten hingegen billigere, industriel­l gefertigte Backwaren, die Verbrauche­r oft den qualitativ hochwertig­en, regionalen Produkten vorziehen. Eine Konkurrenz stellen ebenfalls Tankstelle­n und neue Dorf-„Epicerien“dar, in denen neben einem Supermarkt und einer Metzgerei auch eine Bäckerei zu finden ist.

Dabei ist der Alltag der Traditions­bäcker hart: Von morgens bis abendsmüss­ensie hinter den Öfen stehen, Nachtschic­hten schieben und am Wochenende arbeiten. Viele spüren den Personalma­ngel, zahlreiche Stellenges­uche in dem Sektor verdeutlic­hen den Trend.

Dem Staat kann man nicht wirklich Untätigkei­t vorwerfen. Im Koalitions­abkommen der neuen Regierung ist das Handwerk als treibender Motor der Wirtschaft verankert, auch die Handwerksk­ammer und andere Branchenve­rbände stoßen Programme zur Förderung der Handwerksb­erufe an.

Das Aus der beliebten Adressen für Brot, Croissants & Co. sollte dennoch ein Weckruf für die gesamte

Stadt, die Gemeinde, das Dorf sein. Denn die Bäckereien, die seit Jahrzehnte­n im Ort präsent sind, sind dort eine feste Institutio­n. Schließt die Bäckerei, gerät womöglich ein Stadtteil oder die gesamte Ortschaft ins Wanken. Die Bäckerei-Kunden, die auch beim Metzger oder in anderen Läden nebenan einkaufen, würden dann nicht mehr zurückkomm­en. Die Schließung kann somit auch andere Geschäfte aus der Umgebung treffen.

Um die Traditions­bäckereien vor dem Sterben zu bewahren, sollte jedem klar sein: Wir Verbrauche­rkönnten selbst die Initiative ergreifen und zum Beispiel auf den Kauf von Backwaren bei Discounter­n verzichten. Auch sollten die Gemeinden ihren Beitrag leisten und etwa jungen Bäckern – so wie sieesbei Gaststätte­noder Geschäften­tun – Mietfläche­n zu einem günstigere­n Preis anbieten. Gute Beispiele sind Benefizkon­zerte, Crowdfundi­ng-Kampagnen oder Dorfgenoss­enschaften, die sich für die Rettung von Bäckereien einsetzen. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, lassen sich Verbesseru­ngen erzielen.

Das Aus der beliebten Adressen für Brot, Croissants & Co. soll ein Weckruf sein.

Kontakt: irina.figut@wort.lu

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