Die Moselfähre könnte künftig autonom fahren
Um dem Personalmangel entgegenzuwirken und die Betriebszeiten zu erweitern, denken die Nachbargemeinden Mertert und Oberbillig über die Automatisierung des Schiffs nach
Die Solarfähre „Sankta Maria II“, die die beiden Moselortschaften Wasserbillig und Oberbillig verbindet, muss weiterhin in einem eingeschränkten Betrieb verkehren. Der Grund ist eine schwierige Personalsuche, mit der die Gemeinde Oberbillig, die für den Betrieb der Fähre zuständig ist, auf Dauer konfrontiert ist. „Ein Wunschdenken wäre, wenn die Fähre rund um die Uhr, also 24 Stunden am Tag fahren könnte“, sagt der Oberbilliger Bürgermeister Andreas Beiling. Ein autonom fahrendes Schiff könnte eine Abhilfe schaffen, meint er.
Diese Idee verfolgen nun die beiden Bürgermeister zweier Nachbargemeinden, Mertert und Oberbillig. Vor kurzem haben sie Gespräche mit dem Verkehrsministerium aufgenommen, um die Solarelektrofähre in Zukunft teilweise autonom und ohne Fährmann betreiben zu lassen. „Wir befinden uns mit unseren Plänen noch ganz am Anfang“, sagt Andreas Beiling.
Im vergangenen Herbst hatten sich die Vertreter der beiden Gemeinden und des Ministeriums zum ersten Mal zusammengefunden, um über eine mögliche Automatisierung der Moselfähre zu sprechen. „Als Ergebnis des Treffens haben wir die Notwendigkeit einer Machbarkeitsstudie festgehalten“, berichtet Beiling.
Vorabstudie soll Bedarf klären
Das Verkehrsministerium bestätigt auf Anfrage diese Aussagen: „Das Ministerium hat eine Vorabstudie in Auftrag gegeben. Sie soll den Betreibergemeinden der Fähre helfen, einen verbesserten Zieloperationsmodus zu erörtern und eine grobe technische und wirtschaftliche Machbarkeit einer Ganz- oder Teilautomatisierung der Fähre in der Grenzregion zu analysieren“, teilt eine Sprecherin mit. Die Studie soll ihr zufolge im ersten Halbjahr dieses Jahres abgeschlossen werden.
Nach Abschluss der Analyse möchte das Ministerium mit den beiden Gemeinden über weitere Schritte beraten. Die Studie soll ebenfalls helfen, die Bedeutung des Projektes für den Tourismus und den Pendelverkehr in der Grenzregion genauer zu beurteilen. Später könnte eine detaillierte Analyse mit den geeigneten technischen Partnern realisiert werden, auch die Förderung des Projektes mit europäischen und regionalen Mitteln werde noch diskutiert, heißt es weiter.
Die Automatisierung sei zurzeit ein übergreifendes Thema in der Schifffahrt, erklärt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. Verschiedene Forschungs- und Pilotprojekte laufen in Europa. Im vergangenen Sommer hatte die weltweit erste selbstfahrende Fähre den Betrieb im schwedischen Stockholm aufgenommen, sie verkehrt zwischen den zahlreichen Inseln der Stadt.
Anlegesituation und Überwachungspersonal
Die Moselfähre „Sankta Maria II“pendelt zurzeit an Werktagen von 6:30 Uhr bis 13:30 Uhr, samstags und an Feiertagen ist sie von 11 bis 17 Uhr im Betrieb. Sonntags bleibt das Schiff am Ufer. Die Solarfähre ist seit Ende 2017 in Betrieb und kann im Schnitt sechs Autos und 45 Fußgänger transportieren. Die Energie für die Überfahrten speist sie aus Akkus, die über Nacht mit Strom aufgeladen werden.
„Das Schiff wird bereits mittels digitaler Technik bedient. Was die Navigation bei autonom fahrenden Wasserfahrzeugen betrifft, muss die Moselfähre angepasst werden“, meint Andreas Beiling. Ein „heikles“Thema bei automatisierter Fähre könnte ihm zufolge die Anlegesituation sein: „Es ist ein kritischer Punkt, weil Personen von Land aufs Schiff und umgekehrt wechseln müssen.“
Die Sicherheit der Passagiere, Radfahrer und Autos an Bord müsse dabei immer garantiert sein, unterstreicht das Verkehrsministerium. „Die zum gewählten Betriebsmodell genaue Sicherheitsanalyse sowie benötigten Anpassungen werden erst in einer Folgestudie festgelegt“, heißt es. Eine überwachende Person solle dabei voraussichtlich weiterhin und mindestens in einer Übergangsphase physisch an Bord sein.