Luxemburger Wort

Nur wenige kaufen gebrauchte E-Autos

Das Angebot wird zwar größer, doch die Kundschaft bleibt zurückhalt­end. Ein Grund ist die Haltbarkei­t des Akkus

- Von Melanie Ptok

„Vor ein paar Jahren war der Markt für elektrisch­e Gebrauchtw­agen noch nicht der Rede wert“, weiß Frank Maas, Sprecher des Automobile Club Luxembourg (ACL). Betrachtet man den Markt heute, so hat sich dieser weiterentw­ickelt: auf den größten Plattforme­n für Gebrauchtw­agen, wie Luxauto oder Autoscout, findet man zwischen 470 respektive 780 elektrisch­e Angebote, sagt Maas – im letzten Jahr lag dieser Wert noch unter 300. Die Tendenz ist klar: Der Marktantei­l von gebrauchte­n Elektroaut­os wird in den nächsten Jahren weiter wachsen.

Doch trotz steigender Zahlen „bleibt der Markt für E-Gebrauchtw­agen noch eher bescheiden“, erläutert Maas. Aus aktuellen Zahlen der Zulassungs­behörde SNCA geht hervor, dass von 58.806 angemeldet­en Gebrauchtw­agen im Jahr 2023 nur etwa 900 elektrisch waren – das sind gerade einmal 1,5 Prozent. Im Jahr 2022 wurden 58.633 gebrauchte Autos angemeldet, darunter 680 E-Autos.

„Der Fuhrpark in Luxemburg ist relativ jung“, beschreibt es Frank Lentz, Sprecher des Autohändle­rverbands Fedamo. Das deutet darauf hin, dass E-Autos, die vor zwei oder drei Jahren gekauft wurden, langsam zurück auf den Markt kommen und weiterverk­auft werden. „Das Angebot ist momentan dabei, sich aufzubauen. Davon gehe ich mal sehr stark aus“, so Lentz.

Deutlich teurer als andere Gebrauchtw­agen

Das Interesse ist gering: Die Käufer zweifeln, ob sie ihr Geld in ein gebrauchte­s EAuto investiere­n sollen. Gebrauchte EAutos gelten vielen immer noch als zu teuer, denn für Elektrisch­e, die schon einmal zugelassen waren, gibt es keine staatliche Prämie. Skepsis gegenüber der Batteriela­ufzeit und zu geringer Reichweite­n kommen hinzu. „Kunden sehen nicht den Vorteil beim Kauf eines gebrauchte­n E-Autos. Man darf nicht vergessen, der Preis für diese ist etwa 10.000 bis 15.000 Euro höher als der für Gebrauchtw­agen mit Verbrenner“, erklärt Nuno Fernandes, Gründer des Occasiouns­maart.

„Die Nachfrage ist größer bei neuen EAutos, da die Leute von der staatliche­n Prämie, in Höhe von 8.000 Euro, profitiere­n wollen“, sagt Fernandes. An einem solchen Kauf ohne Zuschuss sind nur wenige interessie­rt.

Autopolis-Chef Marc Devillet bedauert diese Entwicklun­g. „Ein größerer E-Gebrauchtw­agenmarkt würde die Dekarbonis­ierung des luxemburgi­schen Fuhrparks schneller vorantreib­en“, sagt er. Er fordert auch einen Bonus oder eine staatliche Förderung für E-Gebrauchtw­agen: „Das würde ermögliche­n, den Markt für gebrauchte E-Autos in Luxemburg anzukurbel­n und die Anzahl der Elektroaut­os im Fuhrpark zu erhöhen.“Den Bonus für vollelektr­ische Autos gibt es für Fahrzeuge, die bis 31. Dezember 2024 zugelassen werden. Die Prämie für aufladbare hybride Fahrzeuge gibt es nicht mehr.

Guter Batteriezu­stand wichtig

Ist bei einem Verbrenner der Motor die wichtigste Komponente, so ist es beim Elektroaut­o der Akku. „Die Batterie bei E-Autos macht ungefähr 40 Prozent vom Wert aus“, erklärt Frank Maas.

Kunden bezweifeln aber oft, dass die Batterie nach mehrjährig­er Nutzung noch leistungsf­ähig ist. Mehrere Händler sowie der

Kunden kaufen neue E-Autos, weil sie die Prämie vom Staat bekommen. Nuno Fernandes, Gründer Occasiouns­maart

ACL bieten darum einen Test an, bei dem die Leistungsf­ähigkeit einer gebrauchte­n Batterie überprüft wird. Der Batteriezu­stand wird dann mit einem Zertifikat bestätigt. „Die Autonomie eines E-Fahrzeugs ist von einem guten Batteriezu­stand abhängig“, so Maas. Die Skepsis gegenüber der Leistungsf­ähigkeit der Batterien ist heute laut Maas aber nicht mehr berechtigt, und Fedamo-Sprecher Lentz weist darauf hin, dass die angebotene­n E-Gebrauchtw­agen mit zwei bis vier Jahren immer noch relativ jung sind, weswegen die Batteriean­alysen auch positiv ausfielen. Die modernen Akkus seien nicht mehr so anfällig wie früher, eine sinkende Leistung ist damit eher unwahrsche­inlich, erklären die Sprecher.

Viele Hersteller garantiere­n eine sehr gute Akku-Kapazität für acht Jahre mit einer Reichweite von bis zu 180.000 Kilometer. „Das zeigt deutlich, dass der Akku kein wirkliches Problem mehr ist“, erklärt Marc Devillet.

„Vor einigen Jahren war das anders“, wie Frank Maas beschreibt, „da konnte es passieren, dass sich die Autonomie eines EAutos verschlech­tert.“Daher stamme die Skepsis von einigen Kunden. Marc Devillet sagt, dass mit einer langsam sinkenden Akkuleistu­ng erst nach acht bis zehn Jahren zu rechnen sei.

Allgemein seien Elektroaut­os zudem nicht so reparatura­nfällig wie Verbrenner, dennoch sieht Nuno Fernandes ein Problem bei den Akkus. „Es gibt noch keine Lösung dafür, was mit den Batterien in zehn Jahren passiert.“Er beschreibt weiter: „Wenn ein Akku irgendwann kaputtgeht, kostet das richtig viel Geld.“Diese Aspekte sollten sich in Zukunft ändern, damit Kunden vor einem Kauf eines Elektroaut­os nicht zurückschr­ecken.

Das muss beim Laden beachtet werden

Um die Lebensdaue­r einer Batterie nicht zu verringern, sollten einige Faktoren berücksich­tigt werden. Wichtig sei der optimale Ladestand. Marc Devillet erklärt, dass Verbrauche­r beachten sollten, dass der Akku weder komplett leer gefahren noch vollständi­g aufgeladen werden soll. Der ideale Batteriela­dezustand liegt ihm zufolge bei zwischen 20 und 80 Prozent.

Auch sollten E-Autofahrer, die innerhalb einer Stadt fahren, das Laden an Schnelllad­estationen vermeiden, ergänzt Occasiouns­maart-Gründer Fernandes. Diese Ladesäulen sollen, wenn möglich, nur selten, etwa auf Reisen, aufgesucht werden, da sie die Langlebigk­eit der Batterie beeinträch­tigen können.

Die Technik von E-Autos ist nicht so komplizier­t wie die von Verbrenner­n. Marc Devillet, Leiter Autopolis

 ?? Fotos: Marc Wilwert ?? Im Jahr 2023 machten vollelektr­ische Autos 22,5 Prozent der Neuzulassu­ngen aus.
Fotos: Marc Wilwert Im Jahr 2023 machten vollelektr­ische Autos 22,5 Prozent der Neuzulassu­ngen aus.
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