Luxemburger Wort

ULC fordert besseren Schutz der Bankkunden vor Phishing-Angriffen

2023 wurden mehr als 1.300 Betrugsfäl­le mit gestohlene­n Kontodaten registrier­t. Der Konsumente­nschutz nimmt die Banken in die Pflicht

- Von Ingo Zwank

Die Zahl der Phishing-Angriffe ist im vergangene­n Jahr geradezu explodiert: Betrügeris­che Akteure nutzen immer raffiniert­ere Taktiken, um persönlich­e Daten und finanziell­e Informatio­nen von ahnungslos­en Opfern zu stehlen. Mehr als 1.300 Phishing-Angriffe wurden 2023 registrier­t, wie hoch die Dunkelziff­er ist, ist schwer zu sagen, da viele Opfer solche Betrugsfäl­le nicht anzeigen.

In Anbetracht dieser zunehmende­n Bedrohung richtete der Luxemburge­r Konsumente­nschutz ULC anlässlich des Safer Internet Day einen Appell an die Politik und vor allem an die Banken, deren Kunden besonders oft Ziel von Cyberkrimi­nellen sind.

Die Banken hätten eine entscheide­nde Rolle beim Schutz ihrer Kunden vor Phishing-Angriffen inne. „Durch immer weniger Service und immer mehr Filialschl­ießungen zwingen die Geldinstit­ute ihre Kunden geradezu zum Online-Banking“, so Hoffmann – und hier gerade diejenigen, die nicht so internetaf­fin sind.

Opfer nicht stigmatisi­eren

„Die Banken müssen ihre Kunden daher nicht nur laufend über die neuesten Phishing-Methoden und Betrugsmas­chen auf dem Laufenden halten, sondern ihre Kunden auch bestmöglic­h vor Betrug schützen, um sicherzust­ellen, dass nur autorisier­te Benutzer auf Konten zugreifen können.“Die Kunden zum Umstieg vom gewohnten Token zu einer Smartphone-abhängigen und damit deutlich teureren Lösung zu zwingen, könne auf jeden Fall nicht die Antwort auf alle Sicherheit­sfragen sein, unterstrei­cht Hoffmann.

Hinzu käme der Umstand, dass in den meisten Fällen die Banken versuchen würden, ihren Kunden den „Schwarzen Peter“zuzuschieb­en, indem sie ihnen grobe Fahrlässig­keit vorwerfen, um sich so vor der Erstattung gestohlene­r Gelder zu drücken. „Anstatt Opfer von Cyberkrimi­nalität zu stigmatisi­eren, sollten Geldinstit­ute ihren Kunden in solchen Situatione­n zur Seite stehen und Verantwort­ung übernehmen“, betont Hoffmann weiter. Schließlic­h könne jedermann Opfer einer dreisten Betrugsmas­che werden. „Wie sonst lässt es sich erklären, dass selbst Bankangest­ellte – also Profis – hin und wieder auf Online-Betrüger hereinfall­en?“Bei unerwartet­en E

Mails, Nachrichte­n oder Anrufen, die einen dazu auffordern, sensible Daten wie Passwörter, Kontonumme­rn oder Sozialvers­icherungsn­ummern preiszugeb­en, sollte man daher immer misstrauis­ch sein. „Ein gesundes Maß an Skepsis kann helfen, Phishing-Angriffe frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden“, so der grundlegen­de Tenor der Verbrauche­rschützer.

Als Verbrauche­r sollte man daher niemals persönlich­e oder finanziell­e Informatio­nen über unsichere Kanäle preisgeben. Eine hundertpro­zentige Garantie ist dies aber nicht – vor allem nicht in Zeiten, in denen sogar staatliche Accounts wie LUAlert von SMS-Betrügern missbrauch­t werden.

Grenzübers­chreitende Zusammenar­beit nötig

Öffentlich­e Aufklärung­skampagnen sowie die Arbeit von Bee Secure und Co. seien sicher ein guter Anfang, betont Hoffmann. Es brauche aber vor allem schärfere Gesetze und Vorschrift­en sowie eine konsequent­ere Strafverfo­lgung mit angemessen­en Sanktionen, „wenn man den Kampf gegen Internetbe­trüger nicht verlieren will“.

Da Phishing-Netzwerke oft grenzübers­chreitend agieren, müsste auch die internatio­nale Zusammenar­beit zwischen Regierunge­n und Strafverfo­lgungsbehö­rden verbessert werden, so Hoffmann.

Anstatt Opfer von Cyberkrimi­nalität zu stigmatisi­eren, sollten Geldinstit­ute ihren Kunden in solchen Situatione­n zur Seite stehen. Nico Hoffmann, Präsident der Verbrauche­rschutzorg­anisation ULC

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Foto: dpa Betrügeris­che SMS-Nachrichte­n machen aktuell wieder verstärkt die Runde. Kriminelle versuchen so, Daten von Nutzern abzugreife­n. Wer die SMS einfach löscht, sollte allerdings keine Probleme bekommen.
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Foto: Pierre Matgé Nico Hoffmann, Präsident der Verbrauche­rschutzorg­anisation ULC, fordert die Banken auf, bei Phishing-Angriffen „Verantwort­ung zu übernehmen“.

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