Luxemburger Wort

Ernährungs­wende einläuten – der Kinder wegen

- Annette Welsch

Das neue Gesundheit­sobservato­riums hat seinen Bericht über die gesundheit­lichen Probleme von Kindern und Jugendlich­en vorgestell­t. Mit vorab der Meldung, dass bei den Elf- bis Zwölfjähri­gen das Übergewich­t innerhalb weniger Jahre stark zugenommen hat und dass sie unter Bewegungsm­angel leiden. Es ist ein Negativtre­nd, auf den Kinderärzt­e seit über zehn Jahren hinweisen und gegen das die Politik mit dem Programm Gesond iessen, méi bewegen angeht. Das reicht aber nicht.

Kurz darauf wird das Audit zur Organisati­on und zur Funktionsw­eise der Schulmediz­in vorgestell­t. Es spart nicht mit Kritik an einem System, das den Entwicklun­gen und heutigen Herausford­erungen nicht mehr gerecht wird. Die Prämisse klingt banal, sie ist aber eine bedeutsame Feststellu­ng: Wohlbefind­en, Gesundheit und Lernen sind eng miteinande­r verknüpft. Ein krankes Kind lernt nicht gut, ein Kind, das gesund ist, das sich wohl in seiner Haut fühlt, das Anerkennun­g erfährt und sich mit Leichtigke­it in seinem schulische­n Umfeld bewegt, hat mehr Chancen auf einen guten Schulabsch­luss.

Die Erkenntnis, die sich aus dem Audit ergibt: Es obliegt mehr dem Schulperso­nal denn den nur sporadisch und kurz intervenie­renden Medizinern, den Gesundheit­szustand und das Wohlbefind­en der Schüler im Blick zu behalten. Das fordert die Schule zusätzlich zu all den Anforderun­gen heraus, die sie heute schon erfüllen muss. Am Ursprung steht allerdings das Elternhaus, das mit seinen Ernährungs­gewohnheit­en die Grundlage für die körperlich­e Entwicklun­g der Kinder legt.

Auch die Erwachsene­n werden immer übergewich­tiger, da bleiben Folgen für die Kinder nicht aus. Lebensbedr­ohlicher Feind Nummer eins für den Menschen ist heute sein Lebensstil: zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viele Kalorien, zu wenig Sport und Bewegung.

Waren früher Wohlstands­bauch und das tägliche Fleisch auf dem Tisch Zeichen von Erfolg und gesellscha­ftlichem Aufstieg, hat sich das heute umgekehrt. Aus den glückliche­n Wenigen, die sich Essen im Überfluss leisten konnten, ist dank der Discounter und den Dumpingpre­isen bei Lebensmitt­eln die glückliche Mehrheit geworden – mit hohen Kosten für die Gesundheit und das Sozialsyst­em. Und was das für Landwirte und Lebensmitt­elproduzen­ten bedeutet, die kaum noch auf ihre Kosten kommen und dazu der Billig-Import-Konkurrenz ausgesetzt sind, kann man sich gerade bei den BauernProt­esten erklären lassen.

Neben der Energie- und der digitalen Wende braucht es eine Ernährungs­wende. Die Strategie der EU-Kommission „Vom Hof auf den Tisch“ist insofern ein guter Ansatz. Sie ist zentraler Gedanke des europäisch­en Grünen Deals und zielt darauf ab, Lebensmitt­elsysteme fairer, gesünder und umweltfreu­ndlicher zu gestalten. Auch wenn die Auflagen derzeit überforder­n und die Landwirte mit Recht reformmüde sind – an einer praxistaug­lichen Umsetzung sollte weiter gearbeitet werden. Auch im Interesse der Gesundheit der Kinder.

Das Elternhaus legt die Grundlage für die körperlich­e Entwicklun­g der Kinder.

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