Inhaberinnen von Alavita und Kaiffer gründen Metzgerei
Anne Harles und Anne Kaiffer wollen lokale „Metzlereien“nicht aussterben lassen. Ihr Label „Côtes et Carrés“hat bereits zwei Filialen
Am 18. Januar eröffneten Anne Harles und Anne Kaiffer offiziell die erste Metzgereifiliale von „Côtes et Carrés“in Heiderscheid. Seit letzter Woche gibt es in Colmar-Berg eine weitere Filiale. Die Namensvetterinnen bringen eine Menge Vorerfahrung mit in ihr gemeinsames Label.
Anne Kaiffer ist die erste luxemburgische Metzgermeisterin und Metzgerin in vierter Generation. Die Metzgerei ihres Vaters in der Hauptstadt übernahm sie 2014, nachdem sie 2013 die Meisterprüfung abgelegt hatte. Anne Harles ist seit fünf Jahren Inhaberin der Bio-Kette Alavita. Die beiden kennen sich schon länger: „Wir kommen beide aus dem gleichen Viertel“, schmunzelt Anne Kaiffer, „und bei den Pfadfindern war ich Annes Chefin.“
Vor etwa einem halben Jahr sprach Anne Harles die Metzgerin auf eine Zusammenarbeit an. Die funktioniere bislang sehr gut, erzählen beide. „Mir tut es gut, die Tätigkeit mit jemandem zu teilen“, meint die Alavita-Inhaberin. In einer Metzgerei komme es auf andere Dinge an als beim Führen ihrer Bio-Kette, wo häufig der An- und Verkauf im Mittelpunkt stehen. „Daher ist es für mich ein neues Abenteuer, etwas sehr Spannendes.“
Kaiffer ergänzt: „Wir ergänzen uns gut bei der Arbeit und tragen den Stress nicht alleine.“Um die notwendigen Vorkehrungen im Vorfeld der Eröffnung ihrer gemeinsamen Filialen kümmerte sich vor allem Anne Harles, wie sie selbst erzählt. „Administratives und Personalsuche – das ist eher mein Ding. Alles, was nach der Eröffnung kommt, liegt hauptsächlich bei Anne Kaiffer als Metzgermeisterin.“Dazu gehöre die Produktion ebenso wie der Kontakt zu Lieferanten.
Teil des Angebots: Véi vum Séi und Wild
Die beiden Gründerinnen von „Côtes et Carrés“arbeiten momentan noch daran, ihr Angebot zu erweitern. Ein Alleinstellungsmerkmal haben sie aber bereits: „Wir sind momentan die einzige Metzgerei, die Véi vum Séi verkaufen.“Anne Harles wünscht sich, dass mehr Kunden das Label aus dem Naturpark Öewersauer kennenlernen. Zukünftig soll auch mehr Wild angeboten werden. „Danach gibt es eine Nachfrage“, so Harles, „auch bei manchen Leuten, die ansonsten kein
Fleisch mehr essen, und bei Bio-Kunden.“
Vegane Produkte findet man bei „Côtes et Carrés“bislang nicht. „Wir wollen nicht bei Industriellen einkaufen“, erklärt Anne Kaiffer den Grund dafür. „Die meisten Zusatzprodukte kommen aus China, das ist mir zu intransparent.“Bald besuche die Metzgerin aber eine Schulung für vegane Würste zusammen mit einem Unternehmen, das derzeit verschiedene Protein-Produkte entwickle.
Kundenwünsche ändern sich
Überhaupt legen die Inhaberinnen Wert auf lokale Produkte. Nur die spanischen und italienischen Produkte seien aus naheliegenden Gründen nicht aus Luxemburg. Etwas, das die Kundschaft schätzt, erzählt Anne Harles: „Viele Kunden suchen persönlichen Kontakt und kleine Läden, wo sie wissen, dass sie Vertrauen in die Lebensmittel haben können.“
Die Wünsche der Kunden ändern sich, und mit ihnen die Metzgereien. So gebe es eine immer größere Nachfrage nach Mittagsgerichten. „Heute bist du mehr Traiteur als Metzger“, lacht Anne Kaiffer. „Côtes et Carrés“bietet außerdem Catering an. „Das ist gefragt in der Gegend, denn es gibt nicht viele Restaurants dort“, meint sie.
Momentan befinde sich das Catering allerdings noch in der Entwicklungsphase, weil ein Koch fehle. „Für die bisherigen Events habe ich den Großteil in der Hauptstadt produziert. Auch da könnte ich noch einen Koch gebrauchen“, sagt Kaiffer.
Die beiden sind zufrieden mit ihrem jungen und multinationalen Team in der Buttik vum Séi in Heiderscheid und dem ABC Marché in Colmar-Berg. Wenn es nach Anne Harles ginge, sollte möglichst jedes Dorf im Land wieder einen eigenen, lokalen Metzger haben.
: Viele Kunden suchen persönlichen Kontakt und kleine Läden, wo sie wissen, dass sie Vertrauen in die Lebensmittel haben können. Anne Harles, Mitgründerin von Côtes et Carrés