Das neue Projekt von Pascal Schumacher ist „singülar“
Wie der Luxemburger sich einmal mehr herausfordert und eine musikalische Brücke quer durch Europa spannt
Es war schlicht eine Begegnung in Düdelingen, die plötzlich für alle drei Beteiligten neue Impulse mit sich brachte: „Ich bin jetzt 44 Jahre alt. Da mache ich keine Projekte mehr, bei denen ich nicht von Herzen und vom Kopf sagen kann, dass sie mich weiterbringen. Und das ist das Tolle an der Zusammenarbeit mit Edward Perraud und Sebastian Studnitzky. Hier kann ich wieder etwas lernen, und das macht mir Freude“, sagt der Luxemburger Musiker und Komponist Pascal Schumacher.
Gerade ist das internationale Jazztreffen „Reset“unter seiner künstlerischen Begleitung zu Ende gegangen, da steht in Neimënster schon der nächste Coup im Hinblick auf neue Klänge rund um Schumacher an: der Abend mit seinem Trio „Singülar“. Der Name? Nun, eine lautmalerische Verbindung irgendwo zwischen dem deutschen „singulär“und dem französischem „singulier“– er betont jedenfalls diese einzigartige Mischung zwischen den Kulturen schon in der Bezeichnung für das Trio.
Es tun sich hier drei Neugierige zusammen, die scheinbar nicht unterschiedlicher sein könnten: Eigentlich hat jeder eine ganz andere Ecke im Jazz für sich gefunden – und gilt als etabliert. Schumacher ist schon als Wandler zwischen den Genres im Großherzogtum und darüber hinaus bekannt. Er sieht sich als Mittler zwischen den Jazzwelten, die in dem Fall Einflüsse aus Frankreich und Deutschland haben – laut Schumacher eben sehr unterschiedliche Wege, die er auf engstem Raum, eben als Trio zusammenführen wollte. Perraud, ein gewiefter Spezialist am Schlagwerk, sei ein ungemein sensibler Mensch, der sich viel auch philosophisch um die Rolle der Musik und der Musiker in der Gesellschaft mache, so Schumacher. Ein Künstler mit kreativen Ambitionen in vielen Richtungen – darunter auch die Fotografie.
Und Studnitzky? Eher ein Macher, der auch für politische Musikbrücken steht, schon mal zwei Instrumente – Trompete und Klavier, die er gleich gut beherrscht – sogar gleichzeitig auf der Bühne spielt und als Organisator seine Akzente setzt. „Sebastian bringt mich in der Zusammenarbeit immer wieder zum Staunen. Er sorgt für Impulse, von denen ich erst gar nicht so überzeugt bin – aber er hat längst vorausgedacht und es entwickelt sich dadurch ein besonderer Moment, den ich nicht erwartet hätte. Und das ist extrem inspirierend und überraschend auch für mich“, sagt Schumacher. Und diese Überraschung soll auch das Publikum ansprechen, nach der Pandemie wieder zu den Konzerten zu kommen.
Breite Palette von Klangfarben
Nach den Premieren des Projekts – unter anderem bei dem von Studnitzky organisierten XJAZZ! Festival in Berlin – im letzten Jahr, bereitet das Trio nach und nach ein erstes Album vor. Das Konzert nun in Neimënster bietet dazu einen ersten Fingerzeig. Schumacher spielt Vibrafon und Glockenpiel, Perraud Drums – darunter auch Clotales. Hinzu kommt Studnitzkys Spiel auf der Trompete und dem Klavier; nicht zu vergessen: Synthesizer und elektronische Klangveränderung sind ein zentraler Teil des Klangbilds.
Aber wird dann ein Album eben gerade dem findungsreichen Liveerlebnis mit den Drein gerecht werden? Denn nach Pascal Schumacher liegt die Besonderheit in der direkten Interaktion und dem Moment. „Es entsteht eine ganz besondere, intuitiv entwickelnde Palette an Klängen, die wir immer wieder anders mischen. Es gibt Cues und eher konzeptuelle Spielregeln, die uns von einem zum nächsten Punkt führen. Aber das Improvisatorische ist schon stark. Bei den ersten Konzerten war es immer eine sehr unterschiedliche Abenteuerreise“, betont der Luxemburger Vibrafonist.
Dass es das Projekt gibt, kommt nicht von ungefähr: Einmal mehr steckt die Luxemburger Initiative rund um den Jazz dahinter. In diesem Fall das Residenzprogramm des Düdelinger opderschmelz. „Als sie begannen zusammenzuspielen, wurde daraus unerklärliche Magie – ein nahtloses Zusammenspiel musikalischer Ideen, bei dem alles perfekt passte und der kreative Fluss völlig synchronisiert war. Was die drei Musiker auszeichnet, ist ihre Vielseitigkeit und ihre Bereitschaft, mit verschiedenen Stilen und Techniken zu experimentieren. Sie sind auf akustischen und elektronischen Instrumenten gleichermaßen zu Hause und spielen ohne stilistische Einschränkungen. Dies ermöglicht ihnen, eine wirklich einzigartige Musik zu schaffen, die Elemente aus Jazz, Klassik und elektronischer Musik zu einem nahtlosen Ganzen verschmilzt“, heißt es ganz offiziell aus dem Findungsprozess. Beweise dafür gibt es live.
Es tun sich hier drei Neugierige zusammen, die scheinbar nicht unterschiedlicher sein könnten.
Nach dem Konzert am 11. Februar in Neimënster, geht es für Singülar direkt weiter. Am 12. Februar spielen sie in Pforzheim (DE), am 16. Februar im Conservatoire de Musique in Charleville-les-Mézières (FR) und am 25. April im Fotografiska in Tallinn (EST). Karten für das Konzert am Sonntagmorgen um 11 Uhr im Salle Krieps (6 Euro) gibt es unter Tel. 2620521 oder via E-Mail an billeterie@neimenster.lu. Mehr Informationen unter: