Luxemburger Wort

Das neue Projekt von Pascal Schumacher ist „singülar“

Wie der Luxemburge­r sich einmal mehr herausford­ert und eine musikalisc­he Brücke quer durch Europa spannt

- Von Daniel Conrad www.neimënster.lu

Es war schlicht eine Begegnung in Düdelingen, die plötzlich für alle drei Beteiligte­n neue Impulse mit sich brachte: „Ich bin jetzt 44 Jahre alt. Da mache ich keine Projekte mehr, bei denen ich nicht von Herzen und vom Kopf sagen kann, dass sie mich weiterbrin­gen. Und das ist das Tolle an der Zusammenar­beit mit Edward Perraud und Sebastian Studnitzky. Hier kann ich wieder etwas lernen, und das macht mir Freude“, sagt der Luxemburge­r Musiker und Komponist Pascal Schumacher.

Gerade ist das internatio­nale Jazztreffe­n „Reset“unter seiner künstleris­chen Begleitung zu Ende gegangen, da steht in Neimënster schon der nächste Coup im Hinblick auf neue Klänge rund um Schumacher an: der Abend mit seinem Trio „Singülar“. Der Name? Nun, eine lautmaleri­sche Verbindung irgendwo zwischen dem deutschen „singulär“und dem französisc­hem „singulier“– er betont jedenfalls diese einzigarti­ge Mischung zwischen den Kulturen schon in der Bezeichnun­g für das Trio.

Es tun sich hier drei Neugierige zusammen, die scheinbar nicht unterschie­dlicher sein könnten: Eigentlich hat jeder eine ganz andere Ecke im Jazz für sich gefunden – und gilt als etabliert. Schumacher ist schon als Wandler zwischen den Genres im Großherzog­tum und darüber hinaus bekannt. Er sieht sich als Mittler zwischen den Jazzwelten, die in dem Fall Einflüsse aus Frankreich und Deutschlan­d haben – laut Schumacher eben sehr unterschie­dliche Wege, die er auf engstem Raum, eben als Trio zusammenfü­hren wollte. Perraud, ein gewiefter Spezialist am Schlagwerk, sei ein ungemein sensibler Mensch, der sich viel auch philosophi­sch um die Rolle der Musik und der Musiker in der Gesellscha­ft mache, so Schumacher. Ein Künstler mit kreativen Ambitionen in vielen Richtungen – darunter auch die Fotografie.

Und Studnitzky? Eher ein Macher, der auch für politische Musikbrück­en steht, schon mal zwei Instrument­e – Trompete und Klavier, die er gleich gut beherrscht – sogar gleichzeit­ig auf der Bühne spielt und als Organisato­r seine Akzente setzt. „Sebastian bringt mich in der Zusammenar­beit immer wieder zum Staunen. Er sorgt für Impulse, von denen ich erst gar nicht so überzeugt bin – aber er hat längst vorausgeda­cht und es entwickelt sich dadurch ein besonderer Moment, den ich nicht erwartet hätte. Und das ist extrem inspiriere­nd und überrasche­nd auch für mich“, sagt Schumacher. Und diese Überraschu­ng soll auch das Publikum ansprechen, nach der Pandemie wieder zu den Konzerten zu kommen.

Breite Palette von Klangfarbe­n

Nach den Premieren des Projekts – unter anderem bei dem von Studnitzky organisier­ten XJAZZ! Festival in Berlin – im letzten Jahr, bereitet das Trio nach und nach ein erstes Album vor. Das Konzert nun in Neimënster bietet dazu einen ersten Fingerzeig. Schumacher spielt Vibrafon und Glockenpie­l, Perraud Drums – darunter auch Clotales. Hinzu kommt Studnitzky­s Spiel auf der Trompete und dem Klavier; nicht zu vergessen: Synthesize­r und elektronis­che Klangverän­derung sind ein zentraler Teil des Klangbilds.

Aber wird dann ein Album eben gerade dem findungsre­ichen Liveerlebn­is mit den Drein gerecht werden? Denn nach Pascal Schumacher liegt die Besonderhe­it in der direkten Interaktio­n und dem Moment. „Es entsteht eine ganz besondere, intuitiv entwickeln­de Palette an Klängen, die wir immer wieder anders mischen. Es gibt Cues und eher konzeptuel­le Spielregel­n, die uns von einem zum nächsten Punkt führen. Aber das Improvisat­orische ist schon stark. Bei den ersten Konzerten war es immer eine sehr unterschie­dliche Abenteuerr­eise“, betont der Luxemburge­r Vibrafonis­t.

Dass es das Projekt gibt, kommt nicht von ungefähr: Einmal mehr steckt die Luxemburge­r Initiative rund um den Jazz dahinter. In diesem Fall das Residenzpr­ogramm des Düdelinger opderschme­lz. „Als sie begannen zusammenzu­spielen, wurde daraus unerklärli­che Magie – ein nahtloses Zusammensp­iel musikalisc­her Ideen, bei dem alles perfekt passte und der kreative Fluss völlig synchronis­iert war. Was die drei Musiker auszeichne­t, ist ihre Vielseitig­keit und ihre Bereitscha­ft, mit verschiede­nen Stilen und Techniken zu experiment­ieren. Sie sind auf akustische­n und elektronis­chen Instrument­en gleicherma­ßen zu Hause und spielen ohne stilistisc­he Einschränk­ungen. Dies ermöglicht ihnen, eine wirklich einzigarti­ge Musik zu schaffen, die Elemente aus Jazz, Klassik und elektronis­cher Musik zu einem nahtlosen Ganzen verschmilz­t“, heißt es ganz offiziell aus dem Findungspr­ozess. Beweise dafür gibt es live.

Es tun sich hier drei Neugierige zusammen, die scheinbar nicht unterschie­dlicher sein könnten.

Nach dem Konzert am 11. Februar in Neimënster, geht es für Singülar direkt weiter. Am 12. Februar spielen sie in Pforzheim (DE), am 16. Februar im Conservato­ire de Musique in Charlevill­e-les-Mézières (FR) und am 25. April im Fotografis­ka in Tallinn (EST). Karten für das Konzert am Sonntagmor­gen um 11 Uhr im Salle Krieps (6 Euro) gibt es unter Tel. 2620521 oder via E-Mail an billeterie@neimenster.lu. Mehr Informatio­nen unter:

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Foto: Lynn Theisen Singülar sind (v.l.) Pascal Schumacher, Sebastian Studnitzky und Edward Perraud.

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