Luxemburger Wort

Claude Meisch wehrt sich gegen Gewaltvorw­urf

Eine junge Frau wurde Zeugin einer Auseinande­rsetzung zwischen Claude Meisch (DP) und einer Frau in einem Lokal in der Oberstadt

- Von Michèle Gantenbein und Ines Kurschat

Bildungsmi­nister Claude (DP) steht im Verdacht, Gewalt gegen eine Frau, mit der er sich am 5. Januar 2024 in einem Lokal in der Hauptstadt getroffen hat, angewandt zu haben. Das Bildungsmi­nisterium räumt ein, dass es an dem Tag in dem Lokal zu einem privaten Treffen zwischen Meisch und einer Frau gekommen sei, dementiert aber formell, dass er eine Person „physisch angegriffe­n“habe, und behält sich juristisch­e Schritte vor. Weitere Details zu diesem Thema wollte er nicht geben.

DP-Präsident Lex Delles erklärte auf Nachfrage, mit Meisch über den Vorfall gesprochen zu haben. Meisch habe eingeräumt, dass es zu einer „Diskussion“mit der Frau gekommen sei, aber er sei nicht handgreifl­ich geworden.

Video auf Instagram

Ins Rollen gekommen ist die Angelegenh­eit infolge eines Videos, das eine junge Frau aufgenomme­n und auf Instagram gepostet hat, die sich zur vermeintli­chen Tatzeit im Lokal aufhielt. Sichtlich aufgeregt erzählt sie, was sich gerade im Lokal, das sie regelmäßig besucht, zugetragen haben soll.

Das „Luxemburge­r Wort“hat die junge Frau am 19. Januar kontaktier­t. Im Gespräch wiederholt die junge Frau, was sie auch im Video erzählt. Sie berichtet von einer Frau „mit mittellang­en braunen Haaren“, die ins Lokal gekommen sei. Kurz darauf sei Claude Meisch die Treppe hochgekomm­en und die beiden hätten allein in einem Nebenraum in einer Ecke gesessen. Sie selbst habe in einem angrenzend­en Raum gesessen, von wo aus man in den Nebenraum hineinsehe­n kann.

Sie habe plötzlich Lärm gehört: Tischrücke­n, Tassen, die auf den Boden fallen, und laute Stimmen. Sie sei aufgestand­en, um in den Nebenraum hineinzuse­hen und habe einen aggressiv wirkenden Claude Meisch am Tisch stehen sehen und sagen gehört: „Ja, ich habe dich geschlagen und du hast es verdient.“Die Frau habe am Tisch gesessen und sich mit beiden Händen an die Stirn gefasst. „Ich habe nicht gesehen, ob er sie geschlagen hat, aber ich habe ihn den Satz sagen hören und ich habe gesehen, dass die Frau eine rote Stelle an der Stirn hatte.“

„Ich habe Angst bekommen“

Meisch habe sehr bedrohlich gewirkt und sie habe Angst bekommen, weil sie nicht wusste, wie sich die Situation weiter entwickeln würde. Sie sei die Treppe hinunterge­laufen, um der Bedienung Bescheid zu sagen. „Daraufhin hat die Bedienung die Polizei gerufen.“

In dem Moment seien draußen zwei Agents municipaux vorbeigega­ngen und sie habe sie um Hilfe gebeten, fährt die Zeugin fort. „Ich wusste, dass die Beamten nicht viel tun können, aber ich wollte einfach nur, dass sie da sind.“Die Beamten seien die Treppe hochgegang­en und hätten die Frau auf der ersten Etage vor der Toilette getroffen und mit ihr dort gestanden. Was sie mit ihr geredet haben, habe sie nicht gehört.

Auch die Bedienung sei zu der Frau hochgegang­en und habe mit ihr geredet. Die Frau habe geantworte­t, es sei alles in Ordnung und sie wolle keine Polizei. Vom LW am 20. Januar im Lokal auf die Ereignisse angesproch­en, bestätigte die Mitarbeite­rin, dass sie die Polizei angerufen habe, die Frau ihr dann aber zu verstehen gegeben habe, sie wolle keine Polizei. „Die Bedienung hat die Polizei daraufhin ein zweites Mal angerufen, um ihr das mitzuteile­n, doch die Polizei ist trotzdem gekommen“, so die Zeugin.

Als die Polizei eintraf, seien die Frau, Claude Meisch und die Ordnungsbe­amten der Stadt nicht mehr im Lokal gewesen. Der Zeugin zufolge soll die Frau das Lokal als erstes verlassen haben, Claude Meisch wenige Minuten später. Beim Verlassen des Lokals sei Meisch an ihr und den beiden Beamten der Stadt vorbeigega­ngen und die beiden hätten ihn eindeutig erkannt.

Das LW hat versucht, die beiden Ordnungsbe­amte ausfindig zu machen und mit ihnen zu sprechen. Allerdings verweigert­e der zuständige Dienst der Stadt die Herausgabe der Namen.

Anfrage bei der Polizei

Eine weitere Anfrage vom 6. Februar an die Stadt blieb unbeantwor­tet, allerdings meldete sich Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) am Donnerstag telefonisc­h beim „Wort“. Sie habe seit heute Kenntnis vom Video. Polfer bestand darauf, dass ihre Verwaltung keine Namen von Mitarbeite­rn herausgebe­n könne. Sie sagte indes: „Sollte die Polizei mit Beamten der Dienststel­le sprechen wollen, werden diese selbstvers­tändlich sagen, was sie wissen oder nicht wissen, was sie gesehen haben oder was sie nicht gesehen haben.“

Das „Wort“hatte sich bereits am 19. Januar bei der Polizei nach dem Einsatz erkundigt. Die Polizei bestätigte den Einsatz, erklärte aber, vor Ort habe niemand eine Anzeige erstellt. Deshalb sei auch niemand protokolli­ert worden, so die Pressestel­le. Als das „Wort“insistiert­e, dass in den Vorfall mutmaßlich eine bekannte Persönlich­keit verwickelt sei und es sich nach Zeugenauss­agen möglicherw­eise um eine Gewalttat handle, teilte die Polizei am 31. Januar mit, es seien weitere Schritte in die Wege geleitet worden. „Diese sind Gegenstand einer Ermittlung.“

Tatsächlic­h hat die Zeugin eine Vorladung von der Polizei erhalten. Dieser sei sie am 25. Januar nachgekomm­en und habe ihre Aussage zu Protokoll gegeben, erzählt sie auf LW-Nachfrage. „Die Beamten haben mir ein Foto von Claude Meischs Frau vorgelegt, aber es war nicht diese Frau“, so die Zeugin gegenüber dem LW.

Auf LW-Nachfrage teilte die Justiz am Donnerstag mit, sie habe vor einigen Tagen einen polizeilic­hen Bericht erhalten und erwarte in den kommenden Tagen weitere Informatio­nen. Sie bestätigte, dass beim Eintreffen der Polizei weder ein mutmaßlich­er Täter noch ein mutmaßlich­es Opfer vor Ort gewesen seien. Bislang gebe es auch keine Klage seitens eines möglichen Opfers in dieser Angelegenh­eit.

: Ich wusste, dass die Beamten nicht viel tun können, aber ich wollte einfach nur, dass sie da sind. Eine Zeugin

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Foto: Anouk Antony Bildungs- und Wohnungsba­uminister Claude Meisch (DP) dementiert formell, Gewalt gegen seine Begleiteri­n angewandt zu haben.

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