Luxemburger Wort

Öffentlich­e Anhörung zum Bettelverb­ot könnte früher stattfinde­n

Eine Petition gegen das „Heeschever­buet“hat 4.500 Unterschri­ften erreicht

- Von Florian Javel

Die Kontrovers­e rund um das Bettelverb­ot scheint so langsam medial abzuklinge­n. Ob Regierung, Opposition, Justiz oder Zivilgesel­lschaft – die Argumente liegen auf dem Tisch, es ist zu einer Pattstellu­ng gekommen. Die letzte Sitzung der Justizkomm­ission vorige Woche hat keine Fortschrit­te in dem Dossier verzeichne­n können. Die Opposition verlangte in erster Linie Antworten zum juristisch­en Gutachten, das vom Innenminis­terium angefragt wurde.

Aus Kreisen der Kommission heißt es nun, je mehr Fragen an die Regierung gestellt werden, „desto mehr Fragen tauchen auf“. Ob das Bettelverb­ot in den nächsten Wochen wieder zum Thema in der Kommission werden wird, ist unklar.

Dabei könnten zwei Ereignisse die Regierung bald dazu bringen, sich trotzdem wieder dem Thema zu widmen. Ersteres ist der ehemalige Grünen-Politiker Christian Kmiotek, der wegen Bettelei Selbstanze­ige erstattet hat. Er wurde von der Polizei dazu vorgeladen, einen „procès verbal“abzugeben, was am Dienstag dieser Woche erfolgt ist. Der Ball liegt nun bei der Staatsanwa­ltschaft.

Zweitens: die Petition 2991, die ein Ende des Bettelverb­ots fordert. Die Bittschrif­t hat innerhalb kürzester Zeit das Quorum von 4.500 Unterschri­ften erreicht. Noch 15 Tage kann die Petition unterschri­eben werden. Auch, wenn die zuständige Petitionsk­ommisson die Unterschri­ften nach Ende der Frist noch überprüfen muss, scheint eine öffentlich­e Anhörung unumgängli­ch. Die Opposition erhofft sich im Stillen davon, die Debatte rund um das Bettelverb­ot wieder aufflammen zu lassen. Je früher, desto besser.

Zeitpunkt der Anhörung abhängig von Glodens Terminkale­nder

Jedoch stehen davor noch sechs öffentlich­e Anhörungen von Petitionen aus der vorigen Legislatur­periode an. Die Nächsten sind am 28. Februar mit dem Schwerpunk­t Gesundheit. Bei der Petition 2489 geht es um die Schaffung eines Untersuchu­ngsausschu­sses, der die Covid-Politik der Regierung aufarbeite­n soll und bei der Petition 2856 um den Austritt Luxemburgs aus der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO).

Das bestätigt die Präsidenti­n der Petitionsk­ommission, Francine Closener (LSAP), auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“. Die öffentlich­en Anhörungen, die noch aus der vergangene­n Legislatur­periode übrigbleib­en, hofft sie noch bis Ostern durchzuhab­en – „das wäre optimal, hängt aber nicht von mir, sondern von den zuständige­n Ministern ab“.

Somit ist eigentlich unsicher, wann die Petition zum Bettelverb­ot überhaupt in der Chamber von der Regierung angehört werden soll. Closener bestätigt jedoch, dass es wohl schneller kommen könnte als erwartet – je nach Umständen. Das Thema sei jetzt aktuell und „es wäre gut, wenn sie nicht erst Mokuchsdag angehört wird“.

Was dafür passieren muss: Sollten die jeweiligen Minister, die für die Anhörung der sechs Petitionen aus der vergangene­n Legislatur­periode zuständig sind, nicht frühzeitig zur Verfügung stehen, könnte das chronologi­sche Vorgehen keine Rolle mehr spielen. Heißt: Wenn Innenminis­ter Léon Gloden (CSV) seinen Terminkale­nder für eine frühe Anhörung freiräumt und andere zuständige Minister davor nicht die Zeit finden, könnte die Petition zum Bettelverb­ot früher angehört werden als die anderen Petitionen. Das gilt allerdings auch für die Petition 2967, die eine Rückerstat­tung der vollständi­gen Kosten einer neuen Brille durch die Gesundheit­skasse fordert und vor Kurzem um die 5.000 Unterschri­ften gesammelt hat.

Anfragen oder Diskussion­en darüber, ob die Petition zum Bettelverb­ot aufgrund der Aktualität Priorität haben soll, habe es in der Kommission bisher jedoch nicht gegeben, bestätigt Closener. Die Petition sei noch 15 Tage online, erst dann würde man darüber diskutiere­n. „Die Petition läuft noch, wir warten noch ab, bevor wir beim Innenminis­ter anfragen. Das machen wir bei jeder Petition so.“Die Petition solle nicht auf Kosten anderer Petenten früher angehört werden, so Closener.

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Foto: Marc Wilwert Bisher wurden noch keine Bettler von der Polizei protokolli­ert, gaben die Behörden vorige Woche an.

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